Der Hauptgewinn war verlockend: Bei der 25. Offenen Fränkischen Meisterschaft im Electronic Darts gab es für den Sieger eine Wildcard, einen Startplatz für die Qualifikation zu einem Spitzendart-Turnier mit etlichen Größen dieser Sportart in Hamburg. Wer dort ins Hauptfeld kommt, kann mit etwas Glück gegen Phil Taylor, Michael van Gerwen und Raymond Barnefeld Pfeile werfen, so ziemlich das Größte für jeden Darts-Spieler.
In Geiselwind maßen sich am Wochenende mehr als 1000 Dart-Spieler in den einzelnen Wettbewerben. Jede Menge Automaten standen dicht an dicht in der Music Hall – einem Ort, der Veranstalter wie Spieler gleichermaßen anzieht. Ständig läuft Musik; wer will, kann im Hotel direkt nebenan nächtigen, und schließlich fliegen am Samstag und Sonntag die Pfeile. „Die Fränkischen Meisterschaften gehören mittlerweile zu den fünf, sechs größten Turnieren in Deutschland“, sagt Mitveranstalter Jochen Haßelbacher aus Schweinfurt. „Die anderen großen sind fast alle im Rheinland. Hier macht es der Charme der Halle, das Flair der Music Hall, das lockt.“ Hinzu kommt der Reiz mit der Wildcard, die laut Haßelbacher rund 500 Euro wert ist.
„Wenn du gut bist, machst du vielleicht ein bisschen Plus.“
Darts-Spieler Alex Köhler über die Gewinnaussichten
In Geiselwind waren die Pfeilspitzen aus Plastik und die Zielscheiben auf Automaten. So wird in den Ligen gespielt, die die Automatenaufsteller Armin Amlig (Kürnach), Mario Windisch (Arnstein), Jochen Haßelbacher (Schweinfurt) und Easy Goek (Bamberg) betreuen. In der beliebten Fernsehvariante Steeldarts sind es richtige Scheiben aus verklebten Sisal-Fasern sowie Pfeilspitzen aus Stahl. Hobbyspieler waren in Geiselwind genauso zugelassen wie solche mit Ligalizenz. Nur die Wildcard machten die Profis unter sich aus. Eine Reihe an Paarungen galt es zu absolvieren, die Spieler durften sich gleich für mehrere Disziplinen melden. Das Startgeld geht an die Veranstalter, die es als Preisgeld in den vierzehn Kategorien teils wieder ausschütten.
In Geiselwind war auch wieder der Würzburger Alex Köhler am Start. Er gehört zu den Bekannteren der Szene, der es schon mal schaffte, gegen die Topstars zu spielen. An etwa vierzig Wochenenden des Jahres ist er für seinen Sport unterwegs. Über Freunde ist er Mitte der achtziger Jahre dazu gekommen, eher zufällig also. Geiselwind gefällt ihm, schon wegen der Nähe. „Das Flair, die Leute. Hier muss ich außerdem nicht weit fahren, ich brauche keine Übernachtung.“ Überhaupt wird die Atmosphäre der mit Holz verkleideten Music Hall häufig gelobt. Bis aus Nordrhein-Westfalen, aus Köln etwa, sind diesmal Teilnehmer angereist.
Köhler ist öfters im „Blauen Adler“ in Würzburg, um mit den Steel Darts zu üben – oder in der „Hohlstange“, wo mit E-Darts gespielt wird. Am Wochenende stehen meist Turniere und Wettkämpfe an. Ob man damit Geld verdienen kann? „Wenn du gut bist, machst du vielleicht das Jahr über ein bisschen Plus“, sagt er. „Da musst du aber wirklich gut sein.“ Geld gebe es erst, wenn man es in ein großes Turnier schaffe. „Wenn du dich qualifizierst, hast du über 1000 Euro sicher.
“ 2006 spielte er in Geiselwind gegen Phil Taylor, etwas später auch gegen Raymond Barnefeld. „Das Auftreten von denen ist schon Wahnsinn. Die haben ein Selbstverständnis – das ist unglaublich. Sie wissen einfach, dass sie es können – in jeder Lage“, schildert Köhler die kleinen Unterschiede. Beruflich gibt er Daten für Pharmafirmen ein, stellt für sie Dokumentationen her.
Darts sei in Holland und natürlich in England eine „ganz andere Hausnummer“, viel populärer. „Die haben dort ein ganz anderes Verständnis für Darts. Du gehst in die Kneipe, und es spielt fast jeder.“ Dort lasse sich auch viel Geld mit dem Darten verdienen. In Deutschland gebe es so gut wie keine Vollprofis, wenngleich das früher oft als Kneipensport abgetane Pfeilewerfen in den letzten Jahren enorm aufgeholt habe. Das merke man auch bei den Turnieren, sagt Veranstalter Haßelbacher. „Vor vier Jahren hatten wir 557 Teilnehmer, voriges Jahr waren es 1004, und jetzt haben wir das noch übertroffen.“ Die zunehmende Popularität liege viel an der starken Fernseh-Präsenz der Sportart, da sind sich die beiden einig. Fast zehn Prozent der Spieler in Geiselwind waren weiblich.
Bis nach Hamburg hat Alex Köhler es nicht geschafft. Der Gewinner des ersten Turniers, Nico Kurz aus Nordrhein-Westfalen, gab seine Wildcard an den Zweiten, Sascha Rudloff aus Schweinfurt, weiter. Die andere Starterlaubnis holte sich Danijel Lukic aus Rodach.