9,58 Sekunden!!! Die Sportwelt hielt den Atem an, als Usain Bolt Anfang dieser Woche den Weltrekord über 100 Meter in neue Dimensionen schraubte. Tyson Gay errang in 9,71 Sekunden Silber. Ganz nah mit dabei war Maik Krusche aus Bad Kissingen. Er ist derzeit als Physiotherapeut bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin und darf hinter die Kulissen blicken.
Seit dem vergangenen Wochenende ist Maik Krusche in Berlin. Er hatte sich vor der WM als Physiotherapeut beworben – und setzte sich in einem Auswahlverfahren durch. Es ist nicht die erste Station des 24-Jährigen, der schon etliche Etappen im Leistungssport hinter sich hat. Derzeit betreut er die deutschen Kanu-Slalom-Nationalmannschaften der „U23“ und der Junioren am Stützpunkt in Augsburg. Ein späterer Einstieg bei der A-Nationalmannschaft ist nicht ausgeschlossen.
Der in Sachsen-Anhalt geborene Krusche war nach seiner Ausbildung 2004 schon in Bad Steben sowie auf der Insel Föhr tätig, als er 2007 in der Bad Kissinger Frankenklinik anheuerte. In der vergangenen Regionalliga-Saison betreute er bis zur Winterpause die Fußballer des TSV Großbardorf. Nun ist er beim Höhepunkt des Sportjahres 2009 mittendrin statt nur dabei. Die Siebenkämpferin Jennifer Oeser und die Kugelstoßerin Nadine Kleinert sieht er Silber gewinnen. Das packende 100-Meter-Finale der Männer erlebt er direkt an der Laufbahn. „Das war schon eine tolle Stimmung. Kurz vor dem Start wurde es plötzlich ganz still“, schildert Krusche die Szenerie.
Er hat sich die Vorbereitungen der weltbesten Läufer auf dem Aufwärmplatz vor dem Olympiastadion angesehen. Dort lief ihm auch der spätere Silbermedaillengewinner Tyson Gay über den Weg. „Gay hatte schon vor dem Lauf Probleme mit der Leiste, er war aber dennoch ganz locker drauf“, erzählt Krusche. Ohne große Probleme ließ sich der US-Amerikaner mit Maik Krusche fotografieren. „Später mussten wir Tyson Gay Eis bringen, die Schmerzen nach dem Finale waren wohl groß“, sagt Krusche. Dieser Verdacht bestätigte sich, denn später sagte Gay für den 200-Meter-Wettbewerb ab.
Ganz anders gab sich laut Krusche vor dem Finale der große Usain Bolt. Keiner durfte die Kreise des Jamaikaners beim Aufwärmen stören. „Zehn Meter Abstand musste man halten“, sagt Krusche. Anscheinend hat es geholfen, später war Bolt dann lockerer drauf.
Der Bad Kissinger arbeitet in Berlin in einem Team mit fünf Physiotherapeuten direkt mit den Athleten. „Wir stehen allen zu Verfügung, außer den Deutschen und den Amerikanern so-wie den Spitzenathleten. Die haben alle ihren eigenen Betreuerstab“, sagt Krusche. Es ist somit ausgeschlossen, dass Sprintstar Bolt oder Hochspringerin Ariane Friedrich bei ihm auf der Massage-Liege landen werden. Bolt passe übrigens gar nicht ganz drauf: „Füße und Kopf ragten bei der Massage vor dem Finale weiter über die Bank hinaus, das sah schon komisch aus.“
Der Physiotherapeut hat in dieser Woche überwiegend Sportler aus Marokko, Kenia, Kamerun und aus dem Karibikstaat Trinidad und Tobago behandelt – und Savannah Sanitoa aus Samoa, die mit ihren 14,23 Sekunden beim 100-Meter-Vorlauf Aufsehen erregt hat. „Ich dachte eigentlich eher an eine Kugelstoßerin und war umso überraschter, als sie dann die Sprint-Strecke gelaufen ist“, so Krusche. Die Behandlung hat wenig gebracht, Savannah Sanitoa schied später – wen wundert's – aus dem Wettbewerb der Besten aus.
Sprungbrett in Profisport
Trotz Rufbereitschaft und Schichtbetrieb bleibt Krusche genügend Zeit, sich die Wettbewerbe in Ruhe anzusehen. „Das ist schon eine tolle Stimmung, auch wenn das Stadion bisher noch gar nicht voll war.“ Zusammen mit seinen Kollegen ist er im Hotel Berlin-Berlin untergebracht, wo auch etliche Athleten nächtigen. Noch bis zum Ende der WM am Sonntag wird Maik Krusche seinen anstrengenden Dienst verrichten. „Man muss schon mehr investieren, dafür war man bei der Leichtathletik-WM“, sagt er. Gerade für die Zukunft der Physiotherapeuten kann so ein Engagement ein Sprungbrett sein. „Vielleicht schaffe ich es ja mal in den Profisport“, sagt der 24-Jährige frohgemut. Kontakte kann er bei der WM ganz bestimmt knüpfen.