Es war eine Begegnung, in dem sowohl die einen wie die anderen den Sieg hätten davontragen können. So ist das Unentschieden am Ende wohl ein logischer Kompromiss. Dennoch strahlte der Sulzfelder Trainer Jürgen Walter, dessen Elf beim 2:1 das erste und einzige Mal in der Partie führte, zum Schluss mehr Freude aus als sein Bamberger Kollege Uli Pechtold, dessen Mannschaft mit 1:0 in Führung gegangen war und zwei Minuten vor Abpfiff noch den Ausgleich zum 3:3 kassierte. Die Nachholpartie bot den rund 200 Zuschauern alles, was Fußball interessant und attraktiv macht. Während die Bamberger spielerische Akzente setzten und bisweilen Glanz verströmten, gefielen die im fünften Spiel in Serie ungeschlagen gebliebenen Sulzfelder - zumindest nach längerer Anlaufphase - mit Kampf und Einsatz.
Selten hat eine Mannschaft in der ersten halben Stunde in Sulzfeld derart eindeutig dominiert, wie dies die Bamberger am Mittwoch taten. Stets einen Schritt flinker, ließen sie Spiel, Ball und Gegner laufen. Obwohl bei Sulzfeld mit Schneider, Götzelmann, Mahlmeister und dem nach längerer Zeit wieder einmal eingesetzten Langer vier offensive Kräfte auf dem Feld standen, tat sich im Spiel nach vorne nicht viel. Die Hoffnung einiger Beobachter, nach dem Platzverweis für Carsten Breunig könnte Philipp Hügelschäffer einen eher kreativen Part als Libero geben, erfüllten sich nicht; der Novize auf dem Posten trug spürbar schwer an der Last dieser Verantwortung und war auch an der Szene zum 0:1 beteiligt, als er gegen Mario Bail im Strafraum zu Lasten eines Elfmeters klärte. Torhüter Marcus Orth ahnte zwar die Ecke, doch Christian Kaiser gelang dennoch der verdiente Führungstreffer für Bamberg (20. Minute).
Erst nach und nach entdeckte die Elf von Trainer Walter ihre kämpferischen Möglichkeiten. Bereits im Gegenzug fand Mahlmeister mit einem wuchtigen Schuss seinen Meister im Bamberger Torwart Nawrat. Aber der zweite Versuch saß. Nawrat war vermutlich die Sicht verdeckt, als Mahlmeister zur Verblüffung aller aus gut 18 Metern zum Ausgleich traf (33.). Obwohl die Sulzfelder nun besser ins Spiel fanden, konnten sie von Glück reden, dass ihnen kurz vor der Halbzeit das 1:2 erspart blieb. Alexander Hofmann klärte auf der Linie, nachdem Bail nach einem Freistoß-Heber Kotisseks frei zum Schuss gekommen war (38.).
Je länger die Partie dauerte, um so weniger konnten die Bamberger ihre spielerische Überlegenheit entfalten. Ein "Hin und Her" sah Walter fortan, während sein Bamberger Gegenüber Pechtold die konsequente Linie von Schiedsrichter Achmüller kritisierte, der "jede Kleinigkeit" geahndet und so den Spielfluss unterbrochen habe. Zwei, drei Flachschüsse blieben alles, was die Bamberger noch vor das Tor brachten. Christian Kaiser, ein Stützpfeiler der Offensive, war zur Pause verletzt in der Kabine geblieben, sein Nachfolger Belanga Crocke fiel eher durch Theatralik auf. Schauspielerei vermutete FC-Trainer Pechtold auch beim zweiten Elfmeter dieses Tages: Langer ging im Duell mit Bail zu Bo-den, der Unparteiische zauderte keine Sekunde, und Schneider verwandelte den Strafstoß zum glücklichen 2:1 (71.). Nun fühlten sich die Gäste erst herausgefordert und an der Ehre gepackt.
Zwei Irrtümern erlag Walter in der Folge. Die Annahme, das Spiel sei bereits entschieden, "weil ich glaubte, wir machen keinen Fehler mehr", erwies sich nur vier Minuten später als Trugschluss. Nach einer Ecke schien die gesamte Sulzfelder Abwehr "wie versteinert" (Walter) und diese Passivität nutzte Deuschel, um das 2:2 zu erzielen. Als Hofmann einen an sich ungefährlichen Schuss von Bail zum 2:3 ins eigene Tor ablenkte (82.), war sich Walter abermals sicher, dies sei die Entscheidung gewesen. Und wieder wurde er eines Besseren belehrt. Nach einem Freistoß Hügelschäffers, der sich in der zweiten Hälfte stabilisierte, hatte Götzelmann freie Bahn. Diagonal zum Tor traf er noch zum Ausgleich (88.) - zu einer Zeit, da die Oberfranken nach einer Gelb-Roten Karte für Deuschel, angeblich wegen Foulspiels, nur noch zehn Mann zur Verfügung hatten. In der Nachspielzeit bot sich Mahlmeister sogar die Chance zum Sieg. "Bei uns ist derzeit nichts unmöglich", stellte Walter erquickt fest.
TSV Sulzfeld: Marcus Orth; Adrian Klier, Alexander Hofmann, Andreas Süßmeier, Philipp Hügelschäffer, Julian Langer (74. Christian Reimer), Ingo Eitel, Hans Mahlmeister, Bernd Hering, Matthias Schneider, Thorsten Götzelmann.
FC Bamberg: Thomas Nawrat; Manuel Krug, Jürgen Pfister (50. Torsten Krappmann), Christoph Kaiser, Thomas Kotissek, Matthias Deuschel, Matthias Drummer, Christian Kaiser (46. Belanga Crocke), Bryan Simis, Mario Bail, Moritz Sperl (64. Mehmet Catlakcan).
Schiedsrichter: Marco Achmüller (Großgründlach).
Gelbe Karten: Klier, Götzelmann; Kotissek, Drummer, Deuschel, Krug.
Gelb-Rote Karten: Deuschel (86.) nach Foulspiel und Meckern.
Zuschauer: 180 (geschätzt).
Tore: 0:1 Christian Kaiser (20., Foulelfmeter), 1:1 Hans Mahlmeister (33.), 2:1 Matthias Schneider (71., Foulelfmeter), 2:2 Matthias Deuschel (75.), 2:3 Mario Bail (82.), 3:3 Thorsten Götzelmann (88.).