Im Fernsehen ist er häufiger zu sehen. Selbst auf dem Titelbild des „kicker“-Sportmagazins war Detlef Müller in der Montagsausgabe nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im Jubel-Knäuel der VfB-Spieler zu sehen. Die Tage rund um den letzten Spieltag will und wird der 40-Jährige nicht mehr vergessen. Stuttgart aus dem „Häusle“, das würde Müller gerne ein zweites Mal erleben. „Ich kann es mir kaum vorstellen, dass der letzte Samstag noch einmal zu toppen ist. Wir steckten mit dem Auto-Corso in der Innenstadt über eine Stunde lang fest, den Bahnhof hast du vor lauter Menschen fast nicht mehr gesehen, das war schon der Wahnsinn“, schildert er die Stunden nach dem Titelgewinn. Da gaben sogar die Schwaben ihre Zurückhaltung auf.
Natürlich war es auch für den Masseur das Größte, was er in seiner sportlichen Laufbahn bisher erlebt hat. So richtig könne er es immer noch nicht begreifen, sagte er Tage danach. „Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis ich es realisiert habe.“ Zwei Tage frei hatte er, am Dienstagvormittag ging es wieder an die Arbeit, die Vorbereitung auf Berlin lief an. Im vierten Jahr knetet Müller nun die Muskeln der Stuttgarter Fußballprofis. Bernd Hollerbach und später Felix Magath hat er es zu verdanken, dass er ins Profi-Geschäft eingestiegen ist. Hollerbach, damals beim Hamburger SV tätig, erzählte einst seinem Trainer Felix Magath von den Künsten des Physiotherapeuten. Magath verschaffte Müller im Jahr 2000 ein Engagement bei Eintracht Frankfurt. Müller kennt auch die andere Seite des Geschäfts. Mit der Eintracht stieg er damals aus der Bundesliga ab. Wenig später folgte er Magath zum VfB Stuttgart.
Zunächst blieb sein Arbeitsbereich bei den Amateuren, nach kurzer Zeit war er als einer von drei Masseuren für die Profis zuständig. Dass der Beruf zwar reizvoll, aber kein Zuckerschlecken sei, weiß Müller. Ganze fünf Tage frei habe er seit Weihnachten gehabt. Einige Sonderschichten musste der Betreuerstab zuletzt einlegen, um Torjäger Mario Gomez nach einer Bänderverletzung wieder rechtzeitig für das Saisonfinale fit zu bekommen.
Dass Müllers Stuttgarter wirklich den Titel holen können, daran habe er erst so richtig nach dem Sieg in Bochum am vorletzten Spieltag geglaubt. Nervös ist der von Haus aus ruhige Typ am letzten Spieltag aber nicht gewesen. „Das habe ich mir als aktiver Spieler schon abgewöhnt. Ich war ja Torwart. Wenn die vorne fünf Chancen vergeben haben und du hinten einen rein kriegst, dann hast du halt verloren.“ Als Physiotherapeut auf der Bank habe er eh keinen Einfluss aufs Spiel. Auch den Spielern habe man in den Tagen zuvor die Anspannung gar nicht so angemerkt.
Überhaupt seien die VfB-Profis eine recht umgängliche Truppe, Starallüren habe kaum einer. Um manchen müsse man sich etwas intensiver kümmern, mancher brauche bisweilen auch eine Seelenmassage. Andere seien da eher weniger sensibel. Mit den Betreuern pflegen die Spieler ein ungewöhnlich gutes Verhältnis. So gut, dass die Spieler bereits im Vorfeld beschlossen, den Betreuerstab an den Erfolgsprämien zu beteiligen. Das freut Detlef Müller natürlich. Stuttgarts Trainer Armin Veh hat er als jemanden kennen gelernt, der „schnell auf das Wesentliche kommt, er ist kein Dampfplauderer. Veh formuliert klar, was er will.“
„Den Bahnhof hast du vor lauter Menschen fast nicht mehr gesehen.“
Detlef Müller über die Begeisterung in Stuttgart
Für das Pokalendspiel an diesem Samstag ist Müller zuversichtlich. Die Serie von zuletzt acht Siegen in Folge des „Vereins für Begeisterung“, wie eine Zeitung die VfB-Buchstaben kürzlich deutete, nährt seinen Optimismus. Auch wenn der Physiotherapeut weiß, dass seine Stuttgarter in der Liga gleich zweimal gegen den 1. FC Nürnberg den Kürzeren zogen. Egal wie es läuft, nächste Runde lernt Müller eine neue Bühne kennen: die Champions League. Auf das Flair und das Drumherum ist er gespannt, auch wenn er weiß, dass dann die freien Tage wohl noch seltener werden.