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Schießen: Exotik nach Art der Samurai

Schießen

Exotik nach Art der Samurai

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    (wst) Noch nie zuvor hat eine deutsche Meisterschaft im Kyudo (siehe „Infobox“) in Bayern stattgefunden. Die Premiere gab es nun auf der Anlage der Schützengilde Kleinlangheim. Da der Enteki-Wettbewerb auf eine Distanz von sechzig Metern ausgetragen wird, sind derlei Wettbewerbe selbst in Deutschland ein selten zu beobachtendes Schauspiel. Die Zusammenarbeit der Klubs SG Kleinlangheim und Main Dojo Würzburg machten die Titelkämpfe möglich.

    Höchstens fünf Schützinnen und Schützen aus jedem Bundesland waren zugelassen. Das Teilnehmerfeld war dennoch überschaubar, weil die Kyudo-Szene in Deutschland nicht an die Mitgliederzahlen des Breitensports heranreicht und eine überregionale Konkurrenzveranstaltung in diesem Jahr zusätzlich manchen Interessenten kostete. Kyudo stellt in Japan mit rund 300 000 Aktiven sowohl Breitensport wie Traditionselement der Budo-Kampfkünste dar. In Europa dagegen ist das Regiment der Kyudo-Schützen deutlich geringer, wobei Deutschland von der Zahl her mit rund 1500 Mitgliedern als Hochburg gilt.

    Den Wettbewerb in Kleinlangheim leiteten der Vizepräsident des Deutschen Kyudo-Bundes, Caglar Engin, und der japanische Universitätslehrer Kurosu-Sensei, der die Sportart in Japan unterrichtet und sich für einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Europa aufhält. Von dieser authentischen Unterweisung in der Schießtechnik im Rahmen eines Seminars am Vortag ging sicher ebenso ein besonderer Reiz wie Erfahrungsgewinn aus. Kurosu-Sensei eröffnete die Veranstaltung mit einer zeremoniellen Demonstration des Bogenschießens. Weil Kyudo zu den traditionellen Kampfkünsten und somit zu den Budo-Sportarten wie Kendo oder Aikido zählt, verliehen die zeremoniell anmutenden und mit Ruhe und Konzentration vorgenommenen Schießabläufe dem Wettstreit eine zusätzliche exotische Note – ebenso wie die der Wettkampfordnung angemessene Kleidung. Die aktiven Sportler tragen die klassische Kleiderart der Samurai: schwarzen Hosenrock oder Hakama.

    Dieses Umfeld der Veranstaltung in Kleinlangheim förderte einen, zumindest in Bayern, bisher nicht gepflegten Kontakt zwischen Interessenten des westlichen und östlichen Bogenschießens. Die Vertreter und Schützen der regionalen Bogenvereine, die den westlichen Stil des Bogenschießens pflegen, waren als Gäste geladen und konnten sich so einen Eindruck über Schießstil, Gepflogenheiten und Eigenarten des japanischen Bogenschießens verschaffen. Auf diese Weise bot die Veranstaltung neben der vereinsübergreifenden Zusammenarbeit einen die Stilrichtungen übergreifenden Aspekt. Eine Serie von drei mal vier Pfeilen über die Distanz von sechzig Metern mussten die Schützen absolvieren, bevor die deutsche Meisterin, Anne Engin aus Köln, feststand. Endstand: 1. Anne Engin (Kyudo Dojo Köln) 10 Treffer, 2. Boris Proppe (Dan Kyudo Berlin) 9 Treffer, 3. Ingrid Haußner (Dan Kyudo Neuburg) 7, 4. Christoph Rademacher (Isardojo München) 7. Die Plätze drei und vier wurden im Stechen entschieden.

    Kyudo

    Das japanische Bogenschießen wird – aus der Historie des Kriegsschießens heraus – traditionell auf eine Distanz von 28 Metern (Kinteki) geschossen. Es gibt jedoch auch einen Weitschuss- wettbewerb, das sogenannte Enteki-Schießen, das auf ein Ziel vorgenommen wird, das sich in sechzig Metern Entfernung befindet. Der japanische Bogen, der mit rund 2,25 Metern längste Langbogen der Welt, wird ohne jegliches technische Hilfsmittel und nur durch Körpereinsatz und eine ausgefeilte sowohl Konzentration als auch Kraft erfordernde Technik geschossen.

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