Ein weiteres Schicksalsspiel liegt an diesem Samstag vor den Drittliga-Handballern des TSV Rödelsee. Dass es beim Treffen der aktuell auf Rang elf liegenden Gastgeber mit dem Tabellenvorletzten TSV Neuhausen/Filder um einiges geht, ist auch Marvin Munoz bewusst. „Wir haben nur noch einen Punkt Vorsprung vor einem Abstiegsplatz. Da ist der Druck natürlich da, in der Situation, in der wir stecken.“
Der 19-Jährige, der aus Mainbernheim stammt, ist der jüngste Spross einer Handballer-Familie. Er war erst vor dieser Runde zu den Rödelseern zurückgekehrt. Dort soll er Teil eines Konzepts werden, das auf die jungen Talente aus der Region zugeschnitten ist. Munoz sieht dies als Glücksfall. Unter Trainer Fritz Zenk habe begonnen, was dessen Nachfolger Radovan Suchy nun fortsetze. Gerade für junge Spieler sei es damit leichter, beim TSV Fuß zu fassen. Munoz begann als Knirps beim TV Marktsteft mit dem Handballspielen, gehörte später zum Jahrgang jener Jugend-Spielgemeinschaft aus Marktsteft und Rödelsee, die 2009 bayerischer Meister in der C-Jugend war. Ein Jahr später verloren die HG-Jungs mit Munoz das Finale. Trainer in beiden Fällen: Dusan Suchy, der seinerzeit auch Rödelsees Männer betreute.
Als Rechtsaußen gehört Linkshänder Munoz, der zuletzt ein Jahr beim TSV Rothenburg aktiv war, seit vorigem Sommer zum Kader der dritten Liga. Er ist zweiter Mann hinter dem Ungarn Gabor Csorba. „Natürlich“, sagt er, „war das für mich eine große Umstellung. Ich habe letztes Jahr in Rothenburg auch bei den Herren gespielt. Aber dritte Liga ist schon ein anderes Kaliber.“ Seine Einsatzzeiten erhält Munoz auch in Rödelsee, wo er nichts fordert. „Ich bin ehrgeizig und will so viel spielen wie möglich. Ich bin erst 19, wer hat in dem Alter schon das Privileg, in der dritten Liga zu spielen.“
Eine andere Position bekleidet er höchstens mal im Training, da darf Munoz ab und an im Rückraum ran. Im Spiel traue er sich das noch nicht zu, sagt er. „Da fehlen mir die Erfahrung und das Körperliche. Als Außen habe ich es einfacher, da kann man viel durch Schnelligkeit machen. Ich muss aber körperlich noch zulegen.“ Allein wegen seiner linken Wurfhand hat Munoz keine Vorteile. „Das denkt Jeder. Aber ich muss meine Leistung genauso bringen, genauso hart dafür arbeiten, um meine Einsatzzeiten zu bekommen.“
Ob er von Vater Frank, der selbst Handballtrainer ist, manchmal Ratschläge bekomme? Oder eher Kritik? Tipps gebe es schon, gibt Marvin zu. „Er schaut ja auch bei den Spielen zu, das ist schon ganz hilfreich und angenehm. Er war auch mal mein Kritiker, aber jetzt hat er es aufgegeben“, sagt er lächelnd. Sein älterer Bruder Marcel ist derzeit beim TV Marktsteft in der Bezirksoberliga aktiv. Ob beide mal gemeinsam in einem Team stehen? „Was die Zukunft bringt, kann ich nicht sagen.“
In Rödelsee soll die nahe Zukunft den dringend benötigten Sieg bringen, um im Abstiegskampf wieder etwas Luft zu bekommen. Im Hinspiel boten die Rödelseer beim Aufsteiger aus dem Raum Stuttgart eine schwache Leistung, sie verloren mit 26:32. Neuhausen verspielte beim 24:28 in der Vorwoche mit einer schwachen zweiten Halbzeit einen Sieben-Tore-Vorsprung gegen Kornwestheim, und doch zeigt sich Alexandr Praslov, der Trainer der Schwaben, in seiner Vorschau optimistisch. „Wir wissen, wie Rödelsee zu schlagen ist. Das haben wir mit einer richtig starken Leistung im Hinspiel gezeigt.“
Beim TSV Rödelsee ist der Einsatz des verletzten Kapitäns und Spielmachers Andreas Paul noch nicht sicher. Ansonsten dürfte Spielertrainer Radovan Suchy alle Mann an Bord haben.