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WÜRZBURG: Hot Dog ersetzt die Bratwurst

WÜRZBURG

Hot Dog ersetzt die Bratwurst

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    Das Verrückte am Baseball ist, dass man Punkte holen kann, wenn man alles falsch macht. Es war die zweite Spielrunde, als das Würzburger Team der Franconians gegen den Favoriten aus Erlangen, die White Sox, richtig aufblühte. Das Glück begann, als der Läufer Kevin Sheehan den Überblick verlor. Der Ball flog in die Hände des Gegners, und Sheehan rannte in die verkehrte Richtung – genau dorthin, wo sein Mitstreiter stand. Das sollte man nicht tun, wenn der Gegner an die Kugel kommt. „Hau ab“, schrie Sheehans Mitspieler. Sheehan bremste und schaute plötzlich verwirrt um sich.

    Da griff der Gegner überraschend am Ball vorbei. „Renn!“, rief der Mitspieler auf einmal. Sheehan tat, wie ihm geheißen. Er flitzte los und kam ans Ziel, er machte den Punkt. Sein Team jubelte. Manche aber wussten nicht: Sollten sie nachdenken über das unbeholfene Missgeschick? Oder erleichtert sein über so viel zufälliges Glück? Momente der Konfusion sind zum Teil typisch, denn in Würzburg steckt Baseball noch in seinen Anfängen. Abteilungsleiter Karl-Heinz Keck (36) kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er darauf angesprochen wird. „Es war abzusehen, dass so was passiert. Wir müssen noch Erfahrung sammeln“, sagt er. Sein Team hat bisher alle acht Spiele in der Bezirksliga verloren. Aber es ist das Jungfern-Jahr und die meisten Spieler sind Anfänger, fast alle unter 30 Jahren. Die Begeisterung soll das nicht kaputt machen.

    Baseball gilt in den USA als der Hit, auch wegen seiner Tradition, aber in Deutschland ist der Sport wie einige andere amerikanischen Exporte (Eishockey, Football) fast bedeutungslos. Landesweit sind 21 000 Menschen in Baseball-Klubs gemeldet. Ein Grund: Kaum einer versteht das Spiel überhaupt. Dabei lernt jeder die Grundzüge bereits im Schulsport. Es ist fast wie Brennball, nur umständlicher. Es gibt einen Werfer (Pitcher), der einen Ball zum Fänger (Catcher) wirft. Der Schlagmann (Batter) soll diese Aktion mit dem Schläger unterbinden. Trifft er den Ball mit dem Schläger, so muss dieser möglichst lange im Luftraum unterwegs sein, bis die andere Mannschaft ihn unter Kontrolle bringt. Die Zeit soll der Schlagmann nutzen, um über mehrere Stationen auf dem Feld zu laufen.

    Leidenschaft aus Florida

    Keck ist so was wie ein Gärtner des Baseballs in Würzburg. Der Versicherungsfachmann möchte am Standort Oberdürrbach eine Nische schaffen. Um Baseball-Stimmung zu schaffen, ordnete er an, dass es am Stand nicht Bratwurst gibt, sondern Hot Dog. Mit 21 Jahren sah Keck auf einer Florida-Reise im Fernsehen das erste Mal sei-ne Leidenschaft: „Ich habe es einmal gesehen und war nicht mehr davon wegzukriegen.“ Er musste nicht einmal das Regelbuch in die Hand nehmen, er studierte alles emsig auf dem Bildschirm, bis er es verstand. Im vergangenen Jahr gründete er sein eigenes Team, die Franconians. Er setzte eine Anzeige in diese Zeitung, wo er um Mitglieder warb. Aus anfangs sieben Leuten wurden fast dreißig. Karl-Heinz Keck spielt selbst mit, er ist der „Catcher“. Frauen dürfen unterklassig übrigens auch mitspielen. Demnächst plant Keck eine Jugendmannschaft.

    Manche der Spieler entdeckten im Baseball etwas Aufregendes. Sheehan sagt: „Endlich habe ich meinen Sport gefunden. Es gefällt mir, dass so viel im Mentalen abläuft.“ Und sein Mitspieler Karsten Oehrlein schwärmt von der „Vielseitigkeit“ dieses Sports. Man müsse „laufen, rennen, schlagen“.

    Dem Anfang wohnte für die Würzburger kein Zauber inne. Bereits das erste Saisonspiel wurde abgebrochen. Das geschieht im Baseball, wenn die Punktedifferenz zu groß wird. Gegen Erlangen endete die Sache mit 8:22. „Wir haben trotzdem richtig gut gespielt“, meinte Keck und versprach: „Wir holen noch ein paar Punkte.“ Die Rückrunde hat gerade erst begonnen.

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