Eine der größten sportlichen Herausforderungen bewältigte kürzlich der Iphöfer Frank Lehner. Der Ausdauersportler des SV 05 Würzburg hatte sich in diesem Jahr in Österreich ein begehrtes Ticket für den Ironman Hawaii, die offizielle Triathlon-Langdistanz-Weltmeisterschaft, gesichert. Damit gehört er in 2015 zu den besten Triathleten der Welt. In Hawaii selbst biss er sich durch 226 Wettkampfkilometer und trotzte bei extremen Temperaturen dem Klimaphänomen El-Nino. Er erreichte nach 10:49:47 Stunden das Ziel. Wie hoch seine Leistung einzuschätzen ist, lässt sich daran ablesen, dass es keine zehn Sportler aus unserem Landkreis gibt, die sich Hawaii-Finisher nennen dürfen.
Frank Lehner reiste mit seiner Frau schon eineinhalb Wochen vorher an, um sich zu akklimatisieren, den Jet-Lag abzulegen und sich ans Meer-Schwimmen und das schwüle Tropenklima zu gewöhnen. Bei seinem dritten Triathlon-Langdistanz-Wettkampf nahm er die Herausforderung überlegt an. Er beherzigte Tipps von routinierten Triathleten und begann den härtesten Ironman-Wettbewerb der Welt morgens um 7 Uhr dosiert. Bei seinem ersten Start im offenen Meer und einer Wassertemperatur von 29 Grad Celsius schwamm er zunächst 3,86 Kilometer im Pazifischen Ozean, wo er sich bei seiner schwächsten Disziplin wacker schlug.
Die Freude über das relativ problemlose Abschneiden im Pazifik bescherte dem 45-Jährigen einen Motivationsschub für die folgenden 180,2 Kilometer auf dem Rad. Zwar hatte er nach der Hälfte der Radstrecke plötzlich mit Starkregen zu kämpfen, aber die gefürchteten Mumuku-Winde meinten es gut mit ihm, so dass er sich auf dem Rad in seiner Altersklasse (45 bis 49 Jahre) um 70 Plätze nach vorne arbeiten konnte. Nach weiteren 5,20 Stunden erreichte Lehner bei über 38 Grad Celsius erneut die Wechselzone in Kailua-Kona und tauschte dort sein Rad gegen Laufschuhe.
„Ich habe keinen Verpflegungsstand ausgelassen“, erzählte der Produktionsmeister eines Iphöfer Weltunternehmens über den abschließenden Marathon von 42,195 Kilometern. Neben dem Trinken war es ihm vor allem wichtig, seinen Körper von außen zu kühlen. Er beherzigte auch die Ratschläge des späteren Vizeweltmeisters Andreas Raelert und versuchte, seine Premiere zu genießen. Das gelang. Lehnert kam gut durch.
Wie der Triathlet des SV 05 Würzburg im Nachhinein resümiert, „denkst du da nicht mehr, sondern funktionierst nur noch“. Er kam ohne körperliche Probleme durch die Lavafelder. Seine Frau Birgit fand, dass er selbst vier Kilometer vor dem Ziel noch einen guten Eindruck gemacht habe. Noch bei Tageslicht bog er auf den Alii-Drive im Start- und Zielort Kailua-Kona ein und erlebte die tolle Atmosphäre auf den letzten 800 Metern, bis ihm die Stimme des legendären Streckensprechers Mike Reilly zurief: „You are an ironman!“ Der auf Frank Lehner zutreffende Spruch heißt übersetzt: „Du bist ein Eisenmann!“
Der Iphöfer hatte seinen Wettkampf von Anfang an darauf ausgerichtet, nicht nur anzukommen, sondern sich, wenn möglich, zum Daylight-Finisher aufzuschwingen. Das bedeutet, dass er noch bei Tageslicht im Ziel ankommen wollte. Er hat es geschafft. Nachdem er im Wettkampf rund 10 000 Kalorien verbrannt hatte, überschütteten ihn Adrenalin und Glückshormone. „Danach bist du bocksteif. Auch den Profis geht es nicht anders“, beschreibt Frank Lehner die Stunden und den Tag nach dem härtesten Triathlon der Welt.
Die Müdigkeit kam bei den ausgepowerten Triathleten aber erst einen Tag später richtig durch. „Aber ins Meer ging ich nicht mehr“, verriet der Iphöfer Ironman, denn da hatte er zu großen Respekt vor Haien. „Zum Glück habe ich erst hinterher erzählt bekommen, wie viele Haie es in der Bucht tatsächlich gibt“, gestand Lehner und runzelt die Stirn ob der gefährlichen Meeresbewohner. Er hatte auf dem langen Weg zum Ziel mit dem Gedanken gespielt, sich so eine Strapaze nie mehr antun zu wollen, doch schon einen Tag später war diese Absicht vergessen. Fasziniert von seiner WM-Teilnahme meint Lehner: „Ich hoffe, dass das nicht mein letzter Start auf Hawaii war.“