Er arbeitet bei den Heeresfliegern, hat heuer sportlich einen Höhenflug erlebt und hebt kommendes Jahr mit dem Flieger ab, um ans andere Ende der Welt zu jetten. Die Rede ist vom Kitzinger Steve Hartmann, der im September den bisher größten Erfolg seiner Triathlon-Laufbahn geschafft hat. Beim Ironman im kroatischen Pula hat er sich für die Halbdistanz-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Australien qualifiziert.
Die Halbdistanz-Wettbewerbe werden im Fachjargon „70.3“-Veranstaltungen genannt und umfassen 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und zum Abschluss einen Halbmarathon über 21 Kilometer. In Pula lief es für den 31-Jährigen besser als erwartet. Mit seiner Zeit von 4:34,10 Stunden belegte er den 32. Gesamtrang unter 1 700 Teilnehmern. Noch wichtiger war der fünfte Platz in seiner Altersklasse (30 bis 34 Jahre), denn damit ergatterte er eines der limitierten Tickets für die „70.3“-Weltmeisterschaften im Frühjahr 2016. „Das ist eine tolle Sache“, sagt Steve Hartmann unaufgeregt und übt sich in einem Mix von Vorfreude und Trainingseifer in den kommenden Monaten.
Wie viele andere Jungs auch, lagen die sportlichen Ambitionen von Steve Hartmann zunächst beim Fußball. Mit sechs Jahren begann er beim SSV Kitzingen zu kicken, ehe ihm die Sportart mit 17 Jahren nicht mehr so recht gefiel. Fortan ging er nur noch Joggen und ins Fitnessstudio, über das er im Jahr 2011 in eine Laufgruppe kam. Der Berufssoldat ging 2005 zur Bundeswehr und wirkt dort als Ausbilder für Internetsystem-Elektroniker bei den Heeresfliegern in Niederstetten. Im Jahr 2006 erlebte er seine Volkslauf-Wettkampfpremiere beim Schwanberglauf. Diese Kult-Veranstaltung in der Laufszene absolvierte er inzwischen fünf Mal und lief im vergangenen Jahr mit 42:03 Minuten persönliche Bestzeit.
Den Wechsel vom Laufen zum Triathlon hin vollzog Steve Hartmann ab dem Jahr 2010, weil ihm das bloße Laufen zu stupide geworden war. „Der Triathlon bietet mir mehr Abwechslung“, beschreibt er den Vorteil der drei Disziplinen. Damals feierte der Mann, der in der Schrannenstraße wohnt, seine Premiere beim Mainfrankentriathlon im wahrsten Sinne des Wortes vor seiner Haustüre auf der Volksdistanz. Im vergangenen Jahr mischte der Hauptfeldwebel auf der olympischen Distanz mit und erkämpfte sich den achten Platz.
„Das war damals super gelaufen“, erinnert sich der 31-Jährige nur zu gerne ans Jahr 2012, als er den Berlin-Marathon unter seine Laufschuhe nahm. In der Hauptstadt überraschte er sich selbst, hatte er doch als Marathon-Novize mit einer Zeit von höchsten 3:10 Stunden gerechnet, aber schon nach 2:56,03 Stunden die Ziellinie überquert. Mit Platz 748 unter 40 000 Teilnehmern konnte sich der Kitzinger damals absolut sehen lassen.
Seine bis dato größte Herausforderung nahm er bei der Triathlon-Challenge und Deutschen Meisterschaft in Roth mit seinem ersten Langdistanz-Triathlon in Angriff. „Platz 101 unter 2 700 Startern, das ist doch etwas“, kommentierte Steve Hartmann sein Abschneiden. Seine Zeit von 9:34,50 Minuten stellte ihn zufrieden und steigerte seine Motivation für die Trainings-Plackerei. Er trainiert ein- oder zweimal täglich und reißt jährlich tausende Kilometer im Laufschuh oder auf dem Fahrrad herunter. Einst fuhr er manchmal mit dem Fahrrad nach Prichsenstadt, heute radelt er von Mai bis Juli 60 Kilometer einfach zum Dienst nach Niederstetten. Beim Training ist er hauptsächlich alleine unterwegs, um unabhängig zu sein.
„4:30 Stunden zu schaffen, das wäre cool“, meint Steve Hartmann mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Australien und hat sich dafür ein ambitioniertes Vorbereitungsprogramm auferlegt. Er will mehrere Veranstaltungen in der Region bestreiten, um „die Wettkampfhärte für die WM zu kriegen“. Daneben will er auch den Kitzinger Triathlon mitmachen. Auf lange Sicht könnte er sich den Mythos „Ironman auf Hawaii“, den härtesten Langdistanz-Triathlon der Welt, schon vorstellen.