Es ist das Jahr eins nach dem größten Triumph ihrer Karriere, und Lena Bieber zeigt offenbar keine Spur von Müdigkeit. Schon der erste Test des Jahres 2010 mit internationaler Beteiligung ist für die Kitzinger Ruderweltmeisterin sehr erfolgreich ausgefallen. Auf der Internationalen Wedau-Regatta in Duisburg erreichte sie im Leichtgewichts-Doppelzweier der „U23“ mit ihrer Partnerin Leonie Pless (RG Germania Frankfurt) einen ungefährdeten zweiten Platz vor den Spitzenbooten Frankreichs, der Niederlande und Deutschlands, geschlagen lediglich vom weltmeisterlich besetzten Boot Griechenlands. Mit diesem Ergebnis kann Bieber der Saison auf jeden Fall optimistisch entgegensehen.
Nach dem erfolgreichen Saisonabschluss mit dem WM-Sieg im Leichtgewichts-Doppelvierer in Tschechien gönnte sich die Kitzingerin erst einmal vier Wochen totale Ruderpause, die sie „ohne nennenswerte Entzugserscheinungen“ glänzend überstand, wie sie glaubhaft versicherte. Bereits im Herbst 2009 begann sie mit ersten Vorkehrungen für das Jahr 2010. Ein ins Detail ausgearbeiteter Trainingsplan mit einem Pensum von 15 bis 20 Stunden pro Woche verlangte ihr hohen Einsatz und viel Disziplin ab. Die Langstrecke in Dortmund am ersten Adventswochenende eröffnete dann inoffiziell die Saison 2010. Trotz des schlechten Wetters absolvierten dort mehr als 400 Ruderer ihre Leistungsprüfung.
Die Teilnahme an diesem Rennen über 6000 Meter ist Pflicht für alle in den Kadern des Deutschen Ruderverbands vertretenen Sportler. Der Bundestrainer Hartmut Buschbacher verschafft sich damit einen ersten Überblick über den Leistungsstand seiner Athleten. Böig auffrischende, heftige Winde aus wechselnden Richtungen machten die Bedingungen leicht irregulär. Um so überraschender war der zweite Platz Lena Biebers hinter Stefanie Wagner aus Hanau. Die Kitzingerin hatte am Ende die gesamte restliche deutsche Elite hinter sich gelassen und ihre starke Frühform bewiesen.
Zur europäischen Ruderergometer-Meisterschaft in Kettwig Ende Januar hatte Bundestrainer Buschbacher die gesamte deutsche Ruderelite eingeladen. Trotz der winterlichen Straßenverhältnisse bei der Anreise ging die Mehrheit der deutschen Spitzenruderer sowie einige Athleten aus dem benachbarten europäischen Ausland an den Start. Bieber fuhr in der Gesamtwertung aller Leichtgewichts-Frauen (Senior A und U23) den achten Platz heraus. Bei den unter 23-Jährigen erreichte sie in 7:20 Minuten die zweitbeste Zeit, mit der sie hinter den eigenen Erwartungen blieb. Der erste Test auf dem Wasser in diesem Jahr folgte Ende März auf der 6000-Meter-Langstrecke in Leipzig. Nachdem die Kitzingerin am Vortag über 2000 Meter in 7:17 Minuten eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt hatte, bestätigte sie mit dem achten Platz aller Teilnehmer und der drittschnellsten Zeit der „U23“-Ruderinnen ihre gute Form.
Nach einem Trainingslager in der Woche nach Ostern auf der Olympia- Regattastrecke Oberschleißheim flackerte Mitte April das erste Highlight der Saison: die deutschen Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg. Ein dritter Platz im Vorlauf und der Sieg im Hoffnungslauf sicherten Lena Bieber den Aufstieg ins Halbfinale. Dort belegte sie Platz vier, und sie landete im B-Finale, wo sie letztlich als Zweite anschlug. In der deutschen Gesamtrangliste bedeutet das für sie Position acht und beim „U23“-Jahrgang Rang zwei.
Ihre Vereinskameradin Vera Böhm startete in Mannheim zu ihrer ersten Regatta der Saison. In den zwei Rennen im A-Juniorinnen-Einer (U19) über 1500 Meter reichte es für sie in der höchsten Leistungsklasse jeweils zu Platz zwei. Vor allem im ersten Rennen dieser Frühregatta hatte sich ein spannender Kampf um die Positionen entwickelt, den schließlich die Athletin aus Ingelheim für sich entschied. Mit ihr will sich die Kitzingerin am nächsten Wochenende im Doppelzweier versuchen.