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Fussball: Meister (III): Mainbernheim macht's möglich

Fussball: Meister (III)

Mainbernheim macht's möglich

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    Sie halten das Erfolgsprojekt hoch: Kabil Jabiri (links) und Kai Siemers schufen in Mainbernheim die Basis für den Aufstieg.
    Sie halten das Erfolgsprojekt hoch: Kabil Jabiri (links) und Kai Siemers schufen in Mainbernheim die Basis für den Aufstieg. Foto: Foto: Jürgen Sterzbach

    Wie schafft man es, einen Klub wieder nach oben zu hieven, der dreizehn Jahre in der Versenkung verschwunden war? Einen Klub, dessen Schicksal die A-Klasse schien und der eher darauf achten musste, nicht noch weiter nach unten gezogen zu werden? Im Falle des TSV Mainbernheim klingt die Antwort verblüffend simpel: indem es diesem Klub gelungen ist, seine ureigenen Kräfte zu mobilisieren. Die Trainer Kabil Jabiri (34) und Kai Siemers (30) haben intensiv um ihr Heimatprojekt geworben und damit viele verlorene Söhne zurückgewonnen. Mit deren Unterstützung hat der TSV die Runde in der A-Klasse als Meister abgeschlossen; ungeschlagen steigt das Team in die Kreisklasse auf. Fragen an Jabiri, der in dieser Saison keine einzige Minute gespielt hat und dennoch nicht den Eindruck erweckt, etwas vom großen Erfolg verpasst zu haben. Seit zweieinhalb Jah-ren lebt Jabiri in Buchbrunn – nicht alleine.

    Frage: Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrem jüngeren Bruder Adam telefoniert?

    Kabil Jabiri: Das ist schon etwas länger her. Aber wir müssen nicht telefonieren, wir haben eine Wohnung zusammen.

    Wäre er nicht auch ein Kandidat für Ihr Projekt, aus Mainbernheim stammende Spieler zurückzuholen?

    Jabiri: Jederzeit gerne. Wie ich meinen Bruder kenne, wird er aber noch eine Zeit lang hochklassig spielen. Er ist da viel zu ehrgeizig. Wenn er mal mit Fußball auf professioneller Ebene aufhört, wird er vermutlich gar nicht mehr spielen.

    Also alles oder nichts?

    Jabiri: So schätze ich ihn ein, genau. Er ist jetzt mehr als zehn Jahre durch die halbe Weltgeschichte gereist, von hier nach dort gezogen. Irgendwann hat er darauf keine Lust mehr. Als ich noch in Sulzfeld spielte, habe ich mal vorsichtig bei ihm angeklopft; aber er sagte damals, wenn er aufhöre, dann ganz.

    Er geht jetzt von Kickers Würzburg zum FC Schweinfurt 05 in die Regionalliga. Aber grundsätzlich wäre er für den Verein doch eine ideale Identifikationsfigur. Der Schlüssel zum Erfolg lag ja in dieser Identität.

    Jabiri: Ja, das stimmt. Wir haben so viele sehr gute Fußballer da draußen herumschwirren; das Projekt und das Ziel von Kai Siemers und mir war es, möglichst viele von ihnen einzusammeln. Wir wussten: Wenn wir einen Reiz setzen könnten, dass sie zurückkommen, dann hätten wir eine Truppe, die nicht nur in der A-Klasse mitspielen kann.

    Sondern?

    Jabiri: Die Kreisklasse ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn innerhalb der JFG Schwanberg wird exzellente Jugendarbeit geleistet. Linus Winkler und Jannik Burger sind gute Beispiele – beide sind aus dem Nachwuchs gekommen und in die Mannschaft integriert worden, weitere werden folgen.

    Viele Vereine versuchen sich daran, ihre verlorenen Söhne zurückzuholen – nicht allen gelingt es. Wie hat Mainbernheim das geschafft?

    Jabiri: Ich denke, durch unser Konzept. Wir als Trainer wollen attraktiven Offensivfußball spielen. Und ich glaube, es hat auch an unserer Person gelegen: zwei junge Trainer, die eine Idee verfolgen, sich beweisen und etwas bewegen wollen. Wir sind in die Gespräche mit den Spielern mit dem Vorsatz: Das und das haben wir vor, das wollen wir erreichen, wir hätten dich gerne im Team. Hast du Lust dazu? Und auch mit der zweiten Mannschaft hatten wir eine große Aufgabe zu bewältigen.

    Was meinen Sie mit dieser „großen Aufgabe“?

    Jabiri: Als ich vor eineinhalb Jahren in Mainbernheim anfing, hatten wir nur eine Mannschaft. Ich hatte aber zwanzig Spieler, von denen nur vierzehn spielen konnten, und die anderen mussten zusehen. So verlierst du irgendwann die Lust. Also sagten wir: Wir müssen eine zweite Mannschaft installieren, damit am Wochenende wirklich jeder zum Zuge kommt. Als das umgesetzt war, konnten wir uns daran machen, die erste Mannschaft zu stärken.

    Irgendwann hatten Sie mehr als zwanzig Neuzugänge.

    Jabiri: Es gab so eine Kettenreaktion. Ich brachte aus Sulzfeld Viktor Güntner mit, dessen Bruder Max dann aus Hoheim kam, und holte meinen Bruder Jossef, woraufhin Marco Gröll aus Markt Einersheim dazustieß. Kai hat Maximilian Bäuerlein zurückgeholt, und so ging es weiter. Es sind ja noch nicht mal alle da, wenn ich an Fabian Mauderer in Abtswind denke, der ja auch Mainbernheimer ist. Immerhin haben wir schon mal seinen Bruder Dominik vom SSV Kitzingen geholt. Dann gibt es noch einen Florian und Nico Gaubitz, die bei Bayern Kitzingen spielen. Das sind Spieler von hoher Qualität, die das Niveau unserer Mannschaft noch einmal verbessern würden.

    Hat es einen Prinzen gebraucht, um den Klub aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen?

    Jabiri: Ich will das nicht so sehr an meiner Person festmachen, denn das klingt immer so überheblich, und ich bin eher der bescheidene Typ. Ich sage mal: Wenn ich nicht gekommen wäre, wäre mein Bruder nicht gekommen. Wäre mein Bruder nicht da, wäre der andere nicht gekommen. Und so könnte ich die Geschichte fortführen. Die Idee des Projekts hatte nicht ich, die hatte vor Jahren Kai Siemers. Allerdings hat sie sich nie verwirklichen lassen.

    Also hat es doch Ihrer Anschubhilfe bedurft?

    Jabiri: Ich habe vor anderthalb Jahren gesagt: Ich übernehme die Truppe, versuche sie fit für den Aufbruch zu machen: mit einem frischen Konzept, einer neuen Spielidee und vernünftigem Training. Das Wichtigste war aber, wieder Spaß reinzubringen und bei den Leuten neue Lust zu wecken, sich zu engagieren. Wären wir damals in die B-Klasse abgestiegen, hätte sich das so nicht umsetzen lassen.

    Dann wäre die Begeisterung erst einmal weggewesen.

    Jabiri: Genau. Deswegen bin ich damals aus Sulzfeld gekommen. Ich war ohnehin schon 33. Mir war es nicht so wichtig, noch ein Jahr Kreisliga zu spielen. Außerdem hat mich der Trainerjob schon immer gereizt, also warum nicht in der Heimat? Ich kannte in Mainbernheim schon einige, und vom Verein hatte ich freie Hand. Ich konnte meine Ideen mit den Jungs erarbeiten.

    Wie groß war die Glaubensgemeinschaft in Mainbernheim, dass man nach einer eher tristen Saison gleich die Spitze angreifen könne?

    Jabiri: Als alle Spieler da waren, die wir haben wollten, war mir klar, dass wir oben mitspielen würden. Mit dieser Qualität war auch nichts anderes möglich. Ich habe vor jedem Spiel gesagt: Die einzigen, die uns besiegen können, das sind wir selbst. So war es dann ja auch. Natürlich ist es immer so ein Spagat: von fast abgestiegen bis an die Spitze. Es hat auch einige Zeit gebraucht, bis die Spielidee gegriffen hat. Wir haben die Viererkette wieder eingeführt, nachdem die Mannschaft

    zuvor mit Libero gespielt hatte. So etwas lernt man ja nicht von heute auf morgen.

    Und doch ist Mainbernheim auf Anhieb Meister geworden.

    Jabiri: Ja, das war nicht geplant und macht den Verein stolz. Noch stolzer sind wir als Trainer, dass es uns gelungen ist, ungeschlagen zu bleiben. Das hängt auch mit dem Gesamtkonzept zusammen: dass wir alle gemeinsam verteidigen. Prunkstück war die Abwehr. Dass wir keinen Top-Torschützen hatten und sich die Tore auf viele verteilten, auch daran sieht man den Mannschaftsgeist: Jeder gönnt's dem anderen, jeder spielt ab, wenn der andere besser steht. Das ist das Erfolgsgeheimnis und nicht hoch genug zu bewerten.

    Der Satz „Mehr als elf Freunde“ auf der Internetseite des Klubs ist also mehr als eine Phrase.

    Jabiri: Der ist tatsächlich Programm, weil achtzig Prozent unserer Spieler aus Mainbernheim sind. Nur mit Einheimischen geht es natürlich nicht. Man muss sich punktuell schon verstärken.

    Auf der Facebook-Seite des TSV tauchen dieser Tage regelmäßig Neulinge für die nächste Saison auf.

    Jabiri: Stillstand ist nie gut. Deshalb müssen wir den Kader gezielt verstärken. Das gilt im Übrigen auch für die zweite Mannschaft, die nächste Runde oben mitspielen soll. Ich traue der ersten Mannschaft in der Kreisklasse eine gute Rolle zu. Da nehme ich mir als Vorbild Seinsheim/Nenzenheim, vergangene Saison aufgestiegen und dann zur Winterpause an die Spitze gestürmt. Wenn das bei uns ähnlich klappen würde, wäre es sensationell. Ich hoffe, dass wir die Euphorie mitnehmen.

    Als wir uns neulich unterhielten, sagten Sie, es wäre schlimm für Sie, wenn Ihre Mannschaft Meister wäre und Sie selbst hätten keine Minute gespielt. Hatten Sie Ihren Einsatz?

    Jabiri: Nein. Ich habe bewusst darauf verzichtet. Ich wollte kein Risiko eingehen und mein Knie nicht gefährden.

    Also greifen Sie dann in der Kreisklasse voll an?

    Jabiri: Es sieht schon viel besser aus. Mein Ziel ist es, in der Vorbereitung durchzustarten und in der nächsten Saison wieder anzufangen, vielleicht erst mal in der zweiten Mannschaft. Ich habe ja jetzt ein Jahr pausiert und werde bald 35. Aber Kreisklasse traue ich mir schon noch zu. Klar ist allerdings auch: Ich werde mich über die Leistungen für die erste Mannschaft empfehlen müssen, wie jeder andere auch.

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