Eine verkehrte Rennsportwelt ergab sich teilweise beim 49. AvD-GAMSC-Bergrennen des German American Motorsportclub (GAMSC) Würzburg in Eichenbühl. Favorit Uwe Lang aus Schweinfurt fiel schon im Training mit Motorschaden aus und trat am Sonntag nur als Anschieber in Erscheinung, da am Formel3-Renner seines Sohnes Georg der Anlasser streikte. Nicht viel besser erging es dem Siegerpodest-Kandidaten Klaus Hoffmann vom AMC Kitzingen, dem im zweiten Rennlauf ein Getriebeschaden einen fetten Strich durch die Rechnung und ihn zum Eichenbühl-Touristen machte.
Dagegen lief es für die weiteren fünf Fahrer des AMC Kitzingen gut bis prächtig. Eine Top-Leistung lieferte Norbert Handa ab, der mit seinen 66 Jahren bewies, dass Alter nicht vor Leistung schützt. In der Klasse ES/FS1 der stärksten Tourenwagen duellierte sich der zweifache Deutsche Meister mit dem Österreicher Herbert Pregartner, der einen Porsche GT2 mit brachialen 900 PS unter der Haube steuerte.
Auf den meisten Bergrennstrecken kann Handa dem Ösi aus der Steiermark nicht ganz das Wasser reichen, aber weil Pregartner heuer erstmals die ganze Saison im KW-Bergcup bestreitet und deswegen seine Premiere in Eichenbühl erlebte, standen Handas Chancen gut. Er legte 1:21,00 Minuten im ersten Lauf vor, doch mit zwei Schaltfehlern im zweiten Durchgang brachte sich der Markt Einersheimer beinahe um seine Chancen auf den Klassensieg und fiel 19 Sekunden hinter Pregartner zurück. Der Altmeister schaffte es aber im dritten Durchgang, sich mit voller Konzentration enorm zu steigern, nahm Pregartner eine halbe Sekunde ab und durfte sich als Sieger seiner Klasse und der Tourenwagen-Division feiern lassen. Mittlerweile läuft sein vor zwei Jahren neu aufgebauter Lancia Delta Integrale HF bestens, und Handa ist auch fahrerisch gut drauf, was auch seinen Unterstützer Ernst Plannasch freute, der zwischendurch am Streckenmikrofon über die guten alten Tage des Schwanbergrennens plauderte.
Norman Struckmann legte in Handas Klasse konstante Läufe hin, hatte aber mit den 350 PS in seinem Ford Escort Cosworth keine Chance, um in das Duell einzugreifen.
Auf dem gleichen Level agierten in der Zwei-Liter-Klasse die AMC-Fahrer Jürgen Schuster im Mazda RX7 und Thomas Dümler, der wegen der Bergcup-Vorgaben dieses Mal den VW Golf II seines Sohnes Christian steuerte. Beide fuhren durchwegs 1:29er-Zeiten, nur dem Vater gelang im zweiten Lauf eine Zeit von 1:28,82 Minuten. In der Addition hatte Schuster bei 4:27,46 Minuten mit der Winzigkeit von 17 Hundertstelsekunden die Nase vorne vor dem 56-jährigen Thomas Dümler. Christian Dümler will kommendes Jahr etwas kürzer treten, aber erst noch seine tolle Saison zu Ende bringen. Denn er steht in der Bergcup-Wertung auf Rang vier der Zwei-Liter-Klasse und hat es in der Achtventiler-Wertung bis auf Rang zwei gebracht.
Wie ein Schneekönig freute sich der sechste AMC-Fahrer Martin Schug. In der mit 30 Fahrern zahlenmäßig am stärksten besetzten Zwei-Liter-Klasse kam er zwar nur auf Rang 22, schaffte aber sein Ziel, eine 1:35er-Zeit. „Hauptsache ich mache fahrerisch Fortschritte und habe Spaß bei den Rennen“, meinte der Kfz-Meister aus dem Rauhenebracher Ortsteil Fürnbach. Am Berg hat der in Volkach stationierte Bundeswehrsoldat derzeit mit Sicherheit mehr Spaß als in der ersten Jahreshälfte, als er mehrere Monate zum Auslandseinssatz in den Kosovo abkommandiert war.
Gesamtwertung 1. Norbert Brenner (Eichenbühl), 3:46,93 Minuten 2. Frank Debruyne (Neuried) 3:48,22; 3. Thomas Conrad (Dettenhausen) 3:51,61; 4. Dino Gebhard (Kehl) 3:59,53; 5. Holger Hovemann (Buchen-Böddigheim) 4:00,52; 6. Norbert Handa (AMC Kitzingen) 4:03,18; 7. Herbert Pregartner (Premstätten/Österreich) 4:03,44; 8. Ralf Kroll (Mudau) 4:06,43; 9. Georg Lang (MSC Sennfeld) 4:07,32; 10. Peter Amann (Dornbirn) 4:08,54. ONLINE-TIPP Die gesamten Ergebnislisten finden Sie im Internet unter www.bergrennen-unterfranken.de