Eigenständigkeit und Personalmangel sind zwei Begriffe, die im Fußball derzeit häufig in direktem Zusammenhang stehen. Lässt die Zahl der Kicker nach, haben es Vereine immer schwerer, eigene Mannschaften für den Spielbetrieb zu melden. Diesem landauf, landab zu beobachtenden Phänomen zollen ab der neuen Saison auch die SG Seinsheim/Nenzenheim und der SV Markt Einersheim Tribut: Sie schließen sich zusammen.
Regelmäßig hatte Christian Schömig, Trainer der SG Seinsheim/Nenzenheim, in den letzten Wochen mit Personalnot zu kämpfen. Sie ging soweit, dass der Verein aus den beiden Weinorten, der seit 2000 als Spielgemeinschaft existiert, jüngst zweimal die Spiele seiner zweiten Mannschaft absagen musste. Nach dem dritten Nicht-Antritt in dieser Runde wurde die Reserve vom Verband – wie in solchen Fällen üblich – aus der Wertung genommen. Und selbst in der ersten Mannschaft hatte Schömig, der vor der Saison aus Biebelried gekommen war, zuletzt kaum Wechselmöglichkeiten. So bestand akuter Handlungsbedarf.
„Wir hatten selbst mit der ersten Mannschaft Probleme, elf Spieler zusammenzukriegen.“
Abteilungsleiter Patrick Radant, SV Markt Einersheim
„Wir hätten in der kommenden Spielzeit wohl erstmals keine zweite Mannschaft melden können“, sagt Lukas Hörlin, Kapitän des Absteigers. Der Spielerengpass werde seit Jahren immer größer: einerseits, weil die SG kontinuierlich Spieler an andere Vereine verliert, andererseits, weil sie aus dem Nachwuchsbereich kaum neues Potenzial bekommt. Deswegen habe man sich im Verein Gedanken über eine zukunftsträchtige Lösung gemacht. Dabei seien die Verantwortlichen auf ihre Nachbarn aus Markt Einersheim zugegangen, um sich zunächst mit den Reserven zusammenzuschließen.
Bei den Zusammenkünften ergab sich dann der Konsens, auch mit den ersten Mannschaften gemeinsame Sache zu machen. Denn auch beim Lokalrivalen stellt sich die personelle Lage ähnlich düster dar. Schließlich hatten die Einersheimer bereits für diese Saison keine zweite Mannschaft mehr angemeldet. „Wir hatten selbst mit unserer Ersten ab und an Probleme, elf Spieler zusammenzukriegen“, sagt Abteilungsleiter Patrick Radant.
Er verweist auf die geografische Randlage im Landkreis. „Natürlich hätten wir den Spielbetrieb noch ein oder zwei Jahre aufrechterhalten können. Dann stellt sich allerdings die Frage, ob man noch einen Partner findet.“ Auch auf Nachwuchs, um den sich der Sportverein in den kommenden Jahren wieder vermehrt kümmern möchte, kann der Funktionär nicht verweisen.
So kam die Anfrage des Nachbarn sehr gelegen. Schließlich kenne man sich bereits aus gemeinsamen Jahren im Jugendspielbetrieb. Zunächst sei der Plan gewesen, einen neuen Verein zu gründen, in dem dann alle drei beteiligten Klubs gleichberechtigt gewesen wären. Doch um diesen bürokratischen Aufwand erst einmal zu umgehen, startet das Trio als Spielgemeinschaft: unter Federführung der Markt Einersheimer.
Die SG wird ihre Heimspiele abwechselnd in den drei Orten austragen und von Christian Schömig trainiert werden. Der bisherige Coach Karl-Heinz Zehnder wird den Sportverein am Saisonende nach dreieinhalb Jahren verlassen. Über Schömig sagt Radant: „Er ist ein junger Trainer, und er wird uns frischen Wind bringen.“
Der Abteilungsleiter hofft – genau wie Kapitän Hörlin – vor allem auf einen geregelten Trainingsbetrieb mit einer größeren Zahl an Spielern und wachsendem Konkurrenzkampf. Das seien die primären Ziele neben dem Zusammenwachsen der beiden Vereine und einem Regelspielbetrieb mit zwei Mannschaften in A- und B-Klasse. Erst in den folgenden Jahren wolle man sportliche Ziele formulieren, so Radant.
Radant teilte zudem mit, dass der Zusammenschluss fristgerecht während dieser Woche dem Verband gemeldet wurde. Kreisspielleiter Marco Göbel hat den Eingang der Mail vom 4. Mai bestätigt und gleichzeitig auf eine Änderung der Abstiegsregelung verwiesen. „Die SG Seinsheim/Nenzenheim gilt somit nach dem letzten Spieltag als erster Absteiger. Dies hat zur Folge, dass nur noch ein weiterer Verein absteigen muss, in diesem Fall der Tabellenletzte. Platz dreizehn ist somit für den Klassenerhalt ausreichend.“