Es kommt nicht häufig vor, dass ein Spiel genügend Stoff für Geschichten liefert. Der illustre Vergleich zwischen dem TSV Sulzfeld und der SG Margetshöchheim entfaltete am Samstag gleich mehrere aufschlussreiche Begebenheiten. Für den Sulzfelder Sebastian Zobel besaß die 2:3-Niederlage seiner Mannschaft einen besonders unangenehmen Beigeschmack. Der 31-Jährige spielte bei allen Gegentreffern den Innenverteidiger von unglücklicher Gestalt: Erst stieß er mit seinem Defensivkollegen Daniel Keßler zusammen, was Margetshöchheims Alexander Gutknecht den weiten Abschlag seines Torhüters Marco Reidelbach verwerten ließ (17. Minute). Dann ließ sich Zobel den Ball von Dennis Schneider entwenden, der prompt zu einem trefflichen Heber ansetzte (48.). Und schließlich besorgte Sulzfelds Abwehrexperte dem Gegner im letzten Moment auch noch den Sieg – mit einem Schuss ins eigene Netz (90.+2). „Wir haben alle Tore selbst erzielt“, erkannte der Sulzfelder Trainer Andreas Süßmeier, nachdem sein Team nicht in der Lage gewesen war, die einfachsten Situationen mit der erforderlichen Konsequenz aufzulösen.
Story Nummer zwei steuerte Peter Zay bei. Sulzfelds Offensivmann legte sich mit dem provokanten David Bauer an. Nach einem Stochern und Treten um den Ball rempelte Zay den Margetshöchheimer zu Boden. Rot hätte es sein können. Schiedsrichter Lukas Lürzel wertete den Angriff weniger dramatisch und schickte den unbeherrschten Sulzfelder trotzdem vom Rasen – mit Gelb-Roter Karte (64.). „Einem erfahrenen Spieler wie ihm darf das nicht passieren“, meinte Süßmeier. Die Unterzahl an Akteuren beeinträchtigte die Hausherren allerdings nicht. Mit 1:2 in Rückstand liegend, beherrschte Sulzfeld das Geschehen. Der Ausgleich in den Schlussminten war der Lohn. Selbst der Sieg wäre nicht unverhältnismäßig gewesen, da die Sulzfelder mit gelungenen Kombinationen eine Vielzahl an Möglichkeiten erzeugten. Margetshöchheim dagegen genügten grundlegende Basisstrategien zum Erfolg.
Die hektischen Nachwirkungen des Platzverweises lösten einen Tumult vor der Aufenthaltszone der Gäste aus. Der noch immer erregte David Bauer attackierte Daniel Hack von hinten. Nach dem Foulspiel standen sich Spieler und Trainer im Gemenge Auge in Auge gegenüber. „Fußball ist ein emotionaler Sport“, sagte Margetshöchheims Trainer Matthias Kantenwein: „Hinterher muss das vergessen sein.“ Eine knappe halbe Stunde vor dem Schlusspfiff zerstörten beide Teams damit jedoch die spielerische Qualität der Partie, die fortan nur noch aus Stückwerk bestand. „Wenn eine schlechte Mannschaft auf eine ganz schlechte trifft, kann man das nicht anschauen“, meinte Kantenwein und lieferte damit eine eigenwillige Interpretation der Ereignisse.
Dass eine Begegnung der Bezirksliga zuvor derart vital, flüssig und attraktiv ausfiel, wie es sich kaum besser vorstellen ließ, lag bei den spielerisch wie systematisch überzeugenden Sulzfeldern an Niklas Pfarr. Sein gepflegter Umgang mit dem Ball ermöglichte ihm zwei Treffer. Ein weiterer blieb ihm versagt, als der Oberschenkel von Maximilian Baier ihn zum Stürzen brachte, ohne dass es daraufhin Elfmeter gab. Das 21 Jahre alte Bewegungstalent, das in der Vergangenheit bei diversen Klubs aus mangelnder Disziplin einen Problemfall bildete, steht beispielgebend für die Formverbesserung der Mannschaft gegenüber der Vorsaison. Allein in der Punktzahl hat sich das noch nicht geäußert. Sulzfeld sehnt sich nach dem ersten Sieg.
Statistik zum Spiel
TSV Sulzfeld – SG Margetshöchheim 2:3 (1:1)
Sulzfeld: Fabian Weingärtner; Steffen Zehnder (46. Jan Krämer), Daniel Keßler, Sebastian Zobel, Felix Rahmann, Markus Spahn, Christopher Voit, Peter Zay, Manuel Sulz (80. Sebastian Singer), Daniel Hack, Niklas Pfarr.
Margetshöchheim: Marco Reidelbach; Maximilian Schulte, Michael Hemmerich, Sebastian Holz, Simon Schmitz, Maximilian Baier, Matthias Fersch (90. Marco Müller), David Bauer (65. Denis Holler), Dennis Schneider (75. Alexander Hülß), David Erlbacher, Alexander Gutknecht.
Schiedsrichter: Lukas Lürzel (ASV Sulzfeld).
Zuschauer: 200.
Gelbe Karten: Gutknecht, Bauer, Schneider, Baier, Hemmerich.
Gelb-Rote Karte: Zay (Sulzfeld, 64., Unsportlichkeit).
Tore: 1:0 Niklas Pfarr (15.), 1:1 Alexander Gutknecht (17.), 1:2 Dennis Schneider (48.), 2:2 Niklas Pfarr (86.), 2:3 Sebastian Zobel (90.+2, Eigentor).