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TENNIS: Norbert Henneberger und sein Traumberuf Tennislehrer

TENNIS

Norbert Henneberger und sein Traumberuf Tennislehrer

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    Norbert Henneberger und Anja Weisgerber, Bundestagesabgeordnete des Wahlkreises Schweinfurt, im Jahr 1987.
    Norbert Henneberger und Anja Weisgerber, Bundestagesabgeordnete des Wahlkreises Schweinfurt, im Jahr 1987. Foto: Foto: Henneberger

    „Im Vergleich zu heute relativ spät“ kam Norbert Henneberger mit zwölf Jahren durch einen Klassenkameraden zum Tennis. „In den ersten beiden Jahren spielte ich gar nicht so viel, bis meine Mutter meinte, dass ich doch wenigstens meinen Vereinsbeitrag abspielen soll“, erinnert sich der heute 62-Jährige an seine Anfänge auf dem Tennisplatz.

    Das Spiel mit der gelben Filzkugel zog ihn aber doch in seinen Bann und ließ ihn bis heute nicht mehr los, so dass der junge Norbert „irgendwann kaum noch daheim gewesen“ war. Mit 18, 19 Jahren verdiente er sich als Heranwachsender bereits ein paar Mark als Sparringspartner auf dem Court hinzu. Nach dem Abitur begann Henneberger erst ein Biologiestudium – ein Steckenpferd, das sich bis heute als ein Hobby gehalten hat. Für einen Abschluss reichte sein damaliges Interesse allerdings nicht aus: „Nach und nach habe ich das Studium nach dem Vordiplom auslaufen lassen. Es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass Tennis mein Ding ist.“

    Mit 22 Jahren und der C-Lizenz vom Bayerischen Tennis-Verband begann Henneberger ab 1978 zu unterrichten. Unterdessen heimste er als aktiver Spieler einige Titel als unterfränkischer Meister in der Halle ein. „Für mich als Netzspieler war es in der Halle wegen der schnellen Böden einfacher“, erklärt er. Bis 1975 spielte er bei der Turngemeinde in Kitzingen, wechselte zum TC Weiß-Blau nach Würzburg, der höherklassig in der Gruppenliga, heute Landesliga, spielte. Nach einem Jahr beim TC Weiß-Blau Schweinfurt und drei weiteren Spielzeiten beim TV Aschaffenburg kehrte er 1983 schließlich nach Kitzingen zurück. „Es war sehr angenehm, nebenbei mit Tennis etwas zu verdienen“, erinnert sich Henneberger an seine Anfänge als Übungsleiter. Ab 1981 führte sein Weg mit dem Abschluss als staatlich geprüfter Tennislehrer in die Selbstständigkeit.

    „Als ich noch aktiv spielte, lief das fast von alleine. Damals ist Tennis vom Elite- zum Volkssport geworden“, kostete Henneberger die Boomjahre seiner Sportart ab Anfang der 1980er Jahre aus. Boris Beckers Sieg in Wimbledon 1985 verstärkte den Trend. Plätze und, wie in Kitzingen, Hallen entstanden. Zu dieser Zeit zählte auch die Tennisabteilung der Turngemeinde über 600 Mitglieder. Heutzutage ist das anders: „Viele Vereine müssen um Mitglieder und Nachwuchs kämpfen.“ In Kitzingen erkennt er dennoch stabile Verhältnisse. Ein Grund sei das Training, das sein früherer Schüler Thomas Klühspies, aktuell B-Lizenz-Inhaber, und Henneberger bei der Turngemeinde anbieten. „Tennis hat nichts an Attraktivität verloren“, stellt er fest.

    Über mangelndes Interesse mag er nicht klagen: „Ich möchte nicht mehr so oft wie früher auf dem Platz stehen, als es mehr als 50 Stunden pro Woche waren.“ Um das Jahr 2000 erlebte Henneberger als Trainer eine Glanzzeit mit der wohl stärksten Herrenmannschaft, die er unter seinen Fittichen hatte, aus Spielern der Jahrgänge 1978 bis 1981. „Komischerweise waren es vor allem Auswärtige aus Mainstockheim, Dettelbach oder Mainbernheim“, erinnerte er sich an die erfolgreiche Truppe: Mit ihr hielt sich die Turngemeinde für einige Jahre in der Landesliga. „Wir haben damals in der Jugend einen richtig hohen Aufwand betrieben“, weiß Henneberger.

    Mit der Marktbreiterin Lena-Marie Hofmann hatte er das Glück, am Anfang ihrer Laufbahn eine Spielerin zu trainieren, die sich im professionellen Tennis versuchte. „Es zeichnete sich ab, dass sie erfolgreich spielen kann. Aber es muss Vieles zusammenpassen, dass eine große Karriere daraus wird“, weiß der Fachmann. Die Grundlagen lernte Hofmann auf der Anlage der Turngemeinde mit Henneberger als Trainer, um als 16-Jährige den ersten großen Erfolg als deutsche Jugendmeisterin zu feiern. Mit Aline Staudt, die zuletzt drei Jahre lang für Würzburg in der zweiten Bundesliga aufschlug, hatte Hofmann eine starke Trainingspartnerin an ihrer Seite.

    Verändert habe sich das Spiel selbst in den letzten 40 Jahren nicht nur durch Athletik und Dynamik, sondern alleine durch das Material. „Am Anfang spielte ich noch mit einem Holzschläger“, lacht Henneberger. Als einer von nur drei vom Deutschen Tennis-Bund ausgebildeten A-Trainern in Unterfranken kennt er das Spiel mit all seinen Facetten. Von 1986 bis 1989 und von 1999 bis 2002 trainierte er als Bezirkstrainer Talente der Region, darunter die jetzige Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber aus Schweinfurt. Auf einem Bezirkslehrgang übte er mit einem großen Schlaks aus Würzburg: Dirk Nowitzki. Auch Bundestags-Abgeordnete Anja Weisgerber zählte zu seinen Schülerinnen. Die große Tenniswelt reizte Henneberger dagegen nicht: „Ich wollte nicht weg, denn hier fühle ich mich wohl“, erklärt er bodenständig. Zudem ist und war das Verhältnis zu den Vorstandschaften und Jugendwarten im Verein sehr gut.

    Doch Spieler nur auf Leistung zu trimmen, ist nicht sein Anspruch, Freude am Tennis zu vermitteln umso mehr: „Wir betreiben in Kitzingen vor allem Breitensport. Natürlich wollen alle etwas lernen, denn umso besser man spielt, desto mehr Spaß macht das Spiel.“ Seit mehr als 20 Jahren kooperiert die Tennisabteilung der Turngemeinde mit umliegenden Grundschulen. „Dadurch haben manche ihr Talent entdeckt“, stellt er zufrieden fest. Tennis lernen müsse heutzutage preiswert sein, schnelle Erfolge erzielen und Freude bereiten. „Fast Learning“ heißt ein neuer Weg, das Spiel zu erlernen. „Da gibt es bunte Methodikbälle, mit denen Kinder und Erwachsene einfacher Schläge und Technik erlernen. Da die Bälle langsamer sind, kommen die Kursteilnehmer schnell zu ersten Ballwechseln und haben richtig viel Spaß“, berichtet der A-Lizenz-Trainer, der zusammen mit Übungsleiterin Katinka Theis bei der Turngemeinde die Fast-Learning-Kurse anbietet.

    Trotz seiner Faszination für Tennis schaue er Turniere im Fernsehen dagegen heute eher selten an. Eine Ausnahme sei, sollte es sich ergeben, der eine oder andere Satz von Roger Federer: „Seine Art Tennis zu spielen, finde ich genial, da kam früher höchstens ein Pete Sampras ran.“ Er schätzt das Glück, vor 40 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und diesen bis heute ausüben zu können. Jedoch gibt es für Norbert Henneberger ein Leben abseits des Centercourts: „Wenn ich nicht auf dem Platz stehe, lege ich Wert darauf, Abstand zu haben.“ Im Garten oder bei der Musik steht auch bei ihm dann der Schläger im Eck.

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