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Fußball: Thomas Klaus' Frühlingsgefühle im Spätherbst

Fußball

Thomas Klaus' Frühlingsgefühle im Spätherbst

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    Zurück auf seinem Posten: Thomas Klaus genießt in Abtswind die Aussicht als erster Torwart.
    Zurück auf seinem Posten: Thomas Klaus genießt in Abtswind die Aussicht als erster Torwart. Foto: Foto: Michael Kämmerer

    Frühling ließ sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte, die Sonne stand schräg am Horizont, und Thomas Klaus schob das Verdeck seines Cabrios nach hinten. Den Weg von seinem Wohnort Würzburg nach Abtswind legte er „offen“ zurück, wie er später gut gelaunt erzählte. Ungewöhnlich früh ist dieses Jahr die Zeit gekommen, da einem als Freiluftliebhaber am Volant der süße Frühlingsduft um die Nase weht. Nicht nur aus diesem Grund macht sich Klaus derzeit äußerst beschwingt auf den Weg in die Steigerwaldrandgemeinde. Seit Anfang März ist er wieder zur Nummer 1 im Tor des TSV Abtswind aufgestiegen. Mit 41 Jahren. Wie sich das anfühlt? „Es macht natürlich Spaß“, sagt er.

    „Spaß“ ist so ein Wort, das Thomas Klaus in diesem Gespräch mehrmals über die Lippen geht. Er freut sich seiner Beförderung ins Bezirksoberliga-Team des TSV, über einen Sprung, der im Spätherbst seiner aktiven Torwart-Karriere nicht mehr unbedingt zu erwarten war. Kein einziges Spiel hatte er in der Hinrunde für die erste Garde bestritten. Er trainierte zwar eifrig; an Irnes Husic kam er gleichwohl nicht vorbei. Doch Klaus klagte nicht über seine Rolle. Er ist ja auch Torwarttrainer in Abtswind und als solcher der Lehrmeister seines 18 Jahre jüngeren Kollegen. Klaus wusste, dass nur eine Verletzung oder ein Leistungstief seines Schützlings ihm noch einmal zur Chance verhelfen würde, sich zu beweisen.

    Dann kam der Winter – und als es nach wochenlanger Pause wieder losging, verletzte sich Klaus gleich beim ersten Training. Zehn Tage musste er pausieren. Als er ins Training zurückkehrte, schien es, als wolle er alles zuvor Versäumte auf einen Schlag nachholen. Die verbleibenden eineinhalb, zwei Wochen der Vorbereitung nutzte Klaus zur Werbung in eigener Sache. „Ich hatte einen Lauf“, sagt er. Wille, Einsatz, Leidenschaft – alles stimmte. In den Trainingsspielen hielt er, was zu halten war. Er machte Trainer Carsten Weiß die Entscheidung schwer, wen er zur Fortsetzung der Rückrunde ins Tor schicken solle. Aber Weiß mochte sich nicht zu früh festlegen. „Er deutete im Training mal was an“, sagt Klaus. Gewissheit bekam der Torwart kurz vor dem ersten Spiel gegen Uettingen. Er durfte spielen, er hatte es noch einmal geschafft, hatte sich durchgesetzt und seiner schillernden Laufbahn noch einmal ein Krönchen aufgesetzt.

    Klaus war 37, als er zur Jahreswende 2007/08 zum TSV Abtswind kam. Er hatte seine beste Zeit als Torhüter hinter sich, doch die Bezirksoberliga schien ihm ein gutes Pflaster, um die aktive Laufbahn langsam ausklingen zu lassen. Sechs Jahre spielte er beim ASV Rimpar, und wenn man ihn auf diese Episode anspricht, lächelt er innerlich. Da war der im Angesicht des Fußballs ständig aufgekratzte Trainer Peter Sträßer, der vor jedem Spiel mit Adrenalin gegurgelt zu haben schien, eines der letzten Originale seiner Zeit, und da war dieser Klub, den Klaus als „sehr familiär“ in Erinnerung und im Herzen halten wird. „Ich war immer sehr lange bei meinen Vereinen“, sagt Klaus.

    Den Würzburger Kickers blieb der Torwart fast ein Jahrzehnt treu – und in dieser Zeit erlebte er Aufstieg und Fall des Traditionsklubs vom Dallenberg. In den besten Zeiten stieg Klaus mit den Kickers bis in die Bayernliga auf, in den schlechten polterte er mit ihnen bis hinunter in die Bezirksliga. Er arbeitete mit Trainern wie Harald Funsch oder dem neulich verstorbenen Michael Schaudt, war für kurze Zeit sogar Sportvorstand in dem Verein, für den er – trotz aller Skandale, in die die Kickers immer wieder verwickelt sind – noch heute große Sympathie hegt.

    Nach einem Gastspiel in Hettstadt holte ihn Jochen Seuling im Sommer 2007 nach Sulzfeld. Die Vorstellung, mit 37 noch einmal in der Landesliga aufzulaufen, gefiel Klaus. Doch nach einem halben Jahr war der Traum geplatzt. Die Anfrage aus Abtswind kam ihm gerade recht. Er übernahm dort im Winter 2008 den Posten von Florian Mader, durfte Schlagzeilen lesen wie „Klaus hält den Sieg fest“ und reagierte gelassen, als er in Stefan Röser einen übermächtigen Konkurrenten bekam. Klaus blieb geduldig, wartete auf seine Chance und sieht sich nun belohnt für seinen Eifer und seine Beharrlichkeit.

    Jetzt bastelt der Bauingenieur noch einmal an Plänen für einen Aufstieg. Mindestens Sechster muss Abtswind bleiben, um es direkt in die neue Landesliga zu schaffen. Dass die nächste Etappe auf diesem Weg über Wiesentheid führt, berührt ihn nicht weiter. Als Würzburger ist ihm die Rivalität der beiden Klubs fremd – und so hat er vor dem Derby an diesem Samstag (16 Uhr) weit weniger Schmetterlinge im Bauch als die meisten seiner Kollegen. Thomas Klaus erlebt gerade auf andere Weise seinen zweiten Frühling.

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