Bäume wachsen nicht in den Himmel. Auch die Bäume am Hoheimer Sportplatz sind da keine Ausnahme. Als „überraschend, aber nicht ungewöhnlich“ bewertet Hoheims Trainer Markus Hartsch den erfolgreichen Saisonstart seiner Mannschaft. Mit drei Siegen und einem Unentschieden startete der SV in sein zweites Kreisklassen-Jahr. Von der oft gehörten Phrase, dass das zweite Jahr nach dem Aufstieg das schwierigste sei, hält der Kitzinger nicht viel: „Natürlich liegen wir für den einen oder anderen jetzt nicht mehr ganz hinterm Wald. Aber ich gehe davon aus, dass wir schon in der letzten Saison von unseren Gegnern ernstgenommen wurden.“
Dass die Hoheimer als eine von drei Mannschaften noch ungeschlagen sind und bis zum letzten Wochenende sogar in der Tabelle führten, sei auch im Spielplan begründet. Mit Ausnahme von Gelchsheim, das ihnen zuletzt einen Punkt abrang, sind die vorherigen drei Gegner Hoheims bis heute sieglos. „Wir haben in den ersten Spielen nicht unbedingt gegen die Stärksten gespielt. Daher möchte ich den Start nicht überbewerten“, ordnet Hartsch die bisherigen Erfolge ein. „Zehn Punkte haben wir schon, 20 brauchen wir noch“, rechnet er für den sicheren Ligaverbleib vor. Während des Höhenflugs verliert gerade niemand den Boden unter den Füßen: „Für uns ist es wichtig, die Klasse zu halten. Einen anderen Anspruch haben wir hier gar nicht.“
Als die Sonne am Horizont hinter der Großen Kreisstadt versinkt, absolvieren die Spieler auf dem Hoheimer Sportplatz konzentriert die vorgegebene Passübung. „Es sind etwas weniger als sonst“, schaut Hartsch durch die Reihen seiner Spieler. „Aber wer zum Training kommt, gibt alles.“ Seine Truppe sei charakterlich einwandfrei, ein eingeschworener Haufen auf und erst recht neben dem Platz. „Wir sind eine ehrgeizige Spaßmannschaft“, findet der Trainer. Dass er die Hoheimer nun schon seit mehr als vier Jahren trainiert, sei kein Zufall. „Hoheim und Hartsch, das passt einfach“, stellt der 55-Jährige fest. „In der aktuellen Situation spiegelt sich die Arbeit der letzten Jahre wider. Wir haben hart daran gearbeitet und ernten jetzt die Erfolge.“
Ein paar Neuzugänge meldeten die Hoheimer zur neuen Saison. Durch sie wurde der Kader breiter. 16, vielleicht 17 Spieler waren es, als Hartsch in Hoheim begann, 23 sind es jetzt. „Wir sind noch lange nicht so weit, dass einer wegen des ach so erfolgreichen Fußballs nach Hoheim geht“, weiß Hartsch, dass es bei Neuzugängen meist über persönliche Beziehungen läuft. „Vieles machen die Jungs untereinander aus. Dadurch kommt der eine oder andere dazu“, erklärt Hartsch. Wichtig sei ihm vor allem, dass die Neuen zur Mannschaft passen.
Gegangen ist mit Christoph Hofmann der erfolgreichste Stürmer der letzten Runde. Er hat sich dem Kreisligisten Bayern Kitzingen angeschlossen. „Sein Abgang tat uns natürlich weh. Er hatte großen Anteil daran, dass wir heute hier stehen. Auch menschlich hat Christoph super zu uns gepasst“, wünscht Hartsch ihm alles Gute bei seinem neuen Verein. Dabei ringt der Trainer dem Wechsel des Stürmers auch Positives ab. „Es tut unserem Spiel gut, da Vieles bei uns auf ihn zugeschnitten war. Das haben wir jetzt auf mehrere Schultern verteilt, wodurch wir nicht mehr so leicht auszurechnen sind“, glaubt Hartsch. Bis zum Tor brauche seine Mannschaft noch zu viele Möglichkeiten. Jedoch könne sie einstecken: „Anfangs war ein Gegentor so gut wie eine Niederlage. Jetzt haut uns nichts mehr so schnell um.“
Dass es gut mit Hartsch und Hoheim passt, lässt den erfahrenen Trainer schwärmen: „Hoheim ist schon etwas Besonderes.“ Er meint, dass der Verein aus dem 600 Einwohner zählenden Kitzinger Stadtteil, der keine zweite Mannschaft gemeldet hat, keine Altherren-Truppe betreibt und mangels Masse auch keine eigene Jugend mehr unterhält, noch so gut funktioniere. Jedoch weiß Hartsch, dass das, so rosig die Gegenwart sein mag, für die Zukunft keine goldenen Aussichten sind: „Vielleicht ist das auch ein Punkt, weshalb wir alle zusammen die Zeit so sehr genießen. Wenn die heutige Generation einmal aufgehört hat, kann alles hier wieder schwieriger werden.“
In der Kreisklasse zu spielen, bereitet allen Beteiligten großen Spaß. Sogar beim Training kommt der eine oder andere Zuschauer am Sportplatz vorbei. Bereitwillig nehmen die Spieler die Vorgaben des Trainers auf, wenn er ihnen eine neue Übung erklärt, hören sie ihm aufmerksam zu: „In der Liga wird recht ordentlicher Fußball gespielt. Dass große Namen wie Sulzfeld und Iphofen dabei sind, motiviert uns natürlich zusätzlich, denn wir freuen uns auf solche Duelle“, sagt Hartsch und bleibt trotz der aktuellen Erfolge Hoheims bescheiden: „Es wäre frech und frivol von uns, oben mitspielen zu wollen. Wir sehen das als eine schöne Momentaufnahme und hätten freilich nichts dagegen, wenn dieser Moment noch etwas länger andauert.“
An einen Aufstieg in die Kreisliga verschwendet Markus Hartsch, obwohl er die Kreisklasse als ausgeglichen einschätzt, dagegen keinen Gedanken. „Das wäre doch ein Wunder“, sagt er und schaut für einen Moment rüber zu den Bäumen.