Es gab eine Zeit, da schickte der TSV Sulzfeld eine Mannschaft auf den Rasen, deren Spieler von überallher, nur nicht aus Sulzfeld kamen. Der Klub schaffte es mit einer Strategie hochklassiger Zukäufe für einige Jahre in die Landesliga, doch als die Gönner und mit ihnen die auswärtigen Akteure sich verabschiedet hatten, ließ sich das Niveau auf Dauer nicht mehr halten. Sulzfeld rutschte ab in die Bezirksliga und machte aus der Not eine Tugend: Künftig sollte mehr als nur der Vereinsname mit dem Ort verwurzelt sein, das neue Gesicht der Mannschaft aus jungen Einheimischen bestehen. „Das ist der richtige Weg und unsere Zukunft“, sagt Abteilungsleiter Bernd Hering, der einst als Spieler Sulzfelds Identifikationsfigur im Team gewesen ist. „Das Konzept, es mit eigenen Leuten zu schaffen, ist für uns wertvoller als die Landesliga“, erklärt der 36-Jährige.
Wenngleich der Klub derzeit noch nicht auf die großen Erfolge verweisen kann, um auch nächstes Jahr zur Bezirksliga zu gehören, so geht der Plan mit den Einheimischen aber doch vollends auf. So viel Sulzfeld wie am vergangenen Samstag beim 4:2-Sieg gegen die SpVgg Hösbach-Bahnhof steckte im TSV seit langem nicht mehr. Sieben Sulzfelder standen beim Anpfiff auf dem Rasen, darunter die Torschützen Christopher Voit und der zweimal erfolgreiche Daniel Hack, ehe die Gäste den vierten Treffer selbst beisteuerten. „Die jungen Spieler haben das Vertrauen zurückgezahlt“, sagte Trainer Andreas Süßmeier, ein Sulzfelder, der zu Beginn der Saison zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt war, um die Pläne des Vereins umzusetzen. Der 31-Jährige hatte für die Partie am Samstag auf die erfahrenen, aber verletzten Führungsspieler Markus Spahn, Peter Zay und Christian Hilpert verzichten müssen und damit auf Kosten der Routine den Altersdurchschnitt der Startaufstellung auf 23 Jahre gedrückt.
Dass die Aufbauarbeit, die Süßmeier leistet, zahlreiche Fortschritte mit sich bringt, gerade was das schwungvolle Angriffsspiel angeht, ist die eine Seite. Vor Rückschlägen ist die Mannschaft dadurch aber nicht geschützt. Die Sulzfelder suchen nach Konstanz in ihren Leistungen – nicht nur während des Spiels, auch im gesamten Saisonverlauf. „Manche Dinge klappen zehn Minuten, dann muss man die Spieler wieder erinnern“, sagt Süßmeier, dessen Abwehr oft noch die Feinabstimmung fehlt. Sonst hätte Sulzfeld eine 2:0-Führung nach 17 Minuten nicht zum 2:2-Ausgleich nach 20 Minuten hergegeben und in der zweiten Halbzeit etliche Chancen der Hösbacher gar nicht erst entstehen lassen. Letztlich aber überwogen die positiven Aspekte deutlich. Dazu zählten die Paraden des im Laufe der Saison leistungsschwankenden Schlussmannes Fabian Weingärtner genauso wie die Aktionen des nach seiner Form suchenden, rechten Außenverteidigers Steffen Zehnder, der hinten kompromisslos einstieg und nach vorne Impulse leistete.
Was Christopher Voit vollbrachte, konnte Andreas Süßmeier gar nicht hoch genug bewerten. Das Durchsetzungsvermögen des 22-Jährigen, das zum 1:0 führte, sowie seine Schusskraft, welche den Torwartfehler zur erneuten Sulzfelder Führung durch Daniel Hack provozierte, waren nicht allein herausstechend. Voit setzte sich nach der Pause – und deshalb deutlich defensiver im Mittelfeld positioniert – mit Hösbachs Patrick Schneider auseinander, der als einziger den Sulzfeldern immer wieder Schrecksekunden bereitet hatte und sich am Samstag als Schütze sowie Vorbereiter an den zwei Treffern beteiligte. „Ohne ihn stünden wir nicht so weit oben“, sagte Hösbachs Trainer Günther Maier über den dribbelstarken Spieler. „Er ist mein Denker und Lenker.“
Wenn es nach Andreas Süßmeier geht, dann soll auf Seiten der Sulzfelder diese Rolle in Zukunft Christopher Voit füllen. „Neben dem Platz ist er bereits als Führungsspieler anerkannt“, hat der Trainer festgestellt. „Ich wünsche mir, dass er das mit der Zeit auch auf dem Rasen hinkriegt.“ Voit steht damit wie kein anderer für das neue Gesicht der Sulzfelder Mannschaft.
Statistik zum Spiel
TSV Sulzfeld – SpVgg Hösbach-Bahnhof 4:2 (4:2)
Sulzfeld: Fabian Weingärtner; Steffen Zehnder, Daniel Keßler, Sebastian Zobel, Felix Rahmann, Sebastian Singer (77. Marvin Staudt), Christopher Voit, Tobias Klöber (88. Thomas Wolf), Niklas Pfarr (90.+1 Daniel Landmann), Manuel Sulz, Daniel Hack.
Hösbach: Benjamin Brand; Christian Grams, Eugen Steinke, Michael Müller, Thomas Reinhold, Manuel Rausch, Sebastian Dürr (63. Oguzhan Cicek), Dennis Staab, Ali Özkan (77. Günther Maier), Patrick Schneider, Mehmet Cevik.
Schiedsrichter: Michael Gutbrod (SV Kürnach).
Zuschauer: 50.
Gelbe Karten: Pfarr; Grams, Steinke.
Gelb-Rote Karten: Hack (Sulzfeld, 89., unsportliches Verhalten), Maier (Hösbach, 89., unsportliches Verhalten).
Tore: 1:0 Christopher Voit (13.), 2:0 Daniel Hack (18., Handelfmeter), 2:1 Patrick Schneider (19.), 2:2 Mehmet Cevik (21.), 3:2 Daniel Hack (30.), 4:2 Thomas Reinhold (44., Eigentor).