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Leichtathletik-WM: Doch nur ein Mensch: Auch eine Femke Bol patzt mal

Leichtathletik-WM

Doch nur ein Mensch: Auch eine Femke Bol patzt mal

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    Femke Bol stürzte kurz vor der Ziellinie, weil ihre Beine nicht mehr wollten.
    Femke Bol stürzte kurz vor der Ziellinie, weil ihre Beine nicht mehr wollten. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Von Kraftwerk gibt es seit 1978 einen Song namens „Mensch Maschine“. Schon als der entstand, sorgten sich die Elektroniker darum, dass sich Menschen immer mehr der technisierten Welt anpassen könnten, ein künstliches Leben führen würden, „halb Wesen, halb Ding“. Vieles an der niederländischen 400-Meter-Sprinterin Femke Bol deutete in den vergangenen Jahren tatsächlich darauf hin. 

    Da war ein Mädchen von gerade mal 23 Jahren, eine außergewöhnliche Begabung, das von seinem Verband gezielt gefördert wurde. In Papendal in der Nähe von Arnheim gibt es ein gewaltiges Sportzentrum, um das sich eine Menge Gerüchte ranken, und in dem Bol trainiert. So nannte sie die Süddeutsche Zeitung angesichts dreier Titel im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in München das „Hochglanztalent aus der Leistungsfabrik“. Damit will man durch die Blume vermitteln, dass die ganze Sache wohl „a Gʼschmäckle“ hat. 

    Femke Bol machte sich mit ihren Leistungen verdächtig

    Fakt ist, dass das Nachbarland mit Papendal definitiv die deutsche Leichtathletik abgehängt hat. Die junge Sportlerin tat natürlich auch alles, um den Kopfschüttel-Reflex weiter anzuheizen: Sie stieß in Dimensionen vor, die man noch aus der Hochzeit des Anabolika-Dopings kannte. All das macht einen automatisch verdächtig, selbst wenn ihr Schweizer Trainer Laurent Meuwly nicht müde wurde, zu betonen, dass ihre größte Stärke gar nicht der Körper, sondern der Kopf sei – wo tatsächlich der wesentliche Unterschied zwischen ewigen Talenten und Weltklasseathleten liegt.

    Aber selbst der versagte am Samstagabend im Nemzeti-Atlétikai-Központ-Stadion in Budapest bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften seinen Dienst. Nur wenige Meter hätte Femke Bol als Schlussläuferin der 4 x 400-Meter-Staffel noch zu absolvieren gehabt, sie lag – beinahe standesgemäß – auf Gold- und Weltrekordkurs. Dann stürzte sie, die Unbesiegbare, plötzlich, unvermittelt, ohne Rempler, so, als hätte sie ein Schuss getroffen. Keiner wusste, was da geschehen war. „Meine Beine wollten nicht mehr“, versuchte sich Bol in Erklärungen. „Ich glaube, die Leute denken manchmal, ich sei eine Maschine. Ich glaube, ich habe jetzt gezeigt, dass ich es nicht bin.“ Dabei vergoss sie bittere Tränen. Ein Mensch – zum Glück. Etwas anderes zu denken, wäre tatsächlich unredlich gewesen.

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