Nein, ein „Schrank“ ist Yannick Bardina beileibe nicht. Mit 1,87 Meter Körpergröße und 82 Kilogramm ist der Rückraumspieler des Handball-Bayernligisten TSV Lohr eher einer der Schlanken und Beweglichen im Team. Nein, wie ein brachialer Brecher wirkt der Linkshänder wirklich nicht. Doch wenn den Torhütern in der Bayernliga Bardinas Würfe von der Neun-Meter-Linie aus um die Ohren fliegen, dann merken sie schnell, welche Dynamik der 17-Jährige in seine Aktionen legt, wie kräftig der Armzug des Rückraumspielers ist. 23 Feldtore hat Bardina in den ersten fünf Spielen für den TSV geworfen und damit maßgeblichen Anteil daran, dass die Lohrer am morgigen Samstag ins Spitzenspiel gegen TuS Fürstenfeldbruck als Tabellenführer gehen (Anwurf 19.30 Uhr, Spessarttorhalle, Lesen Sie dazu den neben stehenden Text: „Lohrer mit großem Respekt“.).
Woher seine Dynamik kommt, dafür hat Bardina eine recht simple Erklärung. „Training, Training, Training“, erklärt er. Und die Möglichkeit zum Training hat er täglich – und zwar im Handballleistungszentrum (HBLZ) Großwallstadt. Das Nachwuchszentrum des Bundesliga-Traditionsvereins besucht er nun im dritten Jahr. Und für Großwallstadt spielt er auch in der A-Jugend-Bundesliga mit Ex-Weltmeister Manfred Hofmann als Trainer, daneben für den TSV Lohr mit Doppelspielrecht in der Männer-Bayernliga.
Gemeinsam mit den Brüdern Lars und Tom Spieß trägt er neben dem Trikot des HBLZ seit dieser Saison auch das des TSV Lohr. Den Kontakt zum Großwallstadter Trio hat TSV-Trainer Frantisek Fabian, der die Drei als Lehrer an der Elsenfelder Realschule kennengelernt hat, hergestellt. Wie man Titel gewinnt, weiß Yannick Bardina übrigens auch: Vergangenen Frühsommer wurde er mit der Großwallstadter B-Jugend deutscher Meister, das Final-Four-Turnier um den Titel, das in Berlin ausgetragen wurde, beendete er zudem als Torschützenkönig.
Sein Talent ist freilich auch Nachwuchstrainern des Deutschen Handballbundes (DHB) nicht verborgen geblieben. „Mehrmals wurde ich schon gefragt, ob ich die deutsche Staatsbürgerschaft haben will“, so Yannick Bardina. Dies könnte ihm die Tür zu Nachwuchs-Welt- oder -Europameisterschaften öffnen, vielleicht später sogar den Weg zu den ganz großen Turnieren bei den Aktiven. Dagegen ist die Chance, später einmal mit der Nationalmannschaft Luxemburgs an großen internationalen Turnieren teilenehmen zu können, doch eher gering. Der 17-Jährige hat dem Werben des Deutschen Handball-Bundes bislang hartnäckig widerstanden. „Luxemburg ist einfach mein Land“, lautet die einfache Erklärung dafür.
„Bundesliga. Oder wenn das nicht klappt: So hoch wie möglich Handball spielen.“
Yannick Bardina zu seinen sportlichen Zielen
Sein sportliches Ziel lautet: „Bundesliga. Oder wenn das nicht klappt: So hoch wie möglich Handball spielen.“. Dass der TSV Lohr auf diesem Weg wahrscheinlich nur eine Durchgangsstation sein wird, das wissen er und auch der Verein. Doch im Augenblick profitieren beide Seiten voneinander. Der TSV Lohr von Bardinas Wurfkraft und Spielverständnis, der Handballer von Erfahrungen, die er bisher in der Jugend noch nicht in dieser Form gemacht hat. „Es geht in der Männer-Bayernliga schon etwas härter zur Sache als in der Jugend“, berichtet der Realschüler. Und bei den Lohrer Heimspielen, die in dieser Saison immer über 500 Zuschauer besucht haben, ist auch stets etwas mehr los als bei der Großwallstadter A-Jugend, wo etwa 200 Besucher kommen. Diese Stimmung ließe sich sicher noch steigern – vorausgesetzt die Lohrer gewinnen das Spitzenspiel gegen Fürstenfeldbruck.