„Auf einem Bein bis zur Stange hüpfen und auf dem anderen Bein zurück“, feuern Michael Egger und Rino De Luca ihre Schützlinge an. Voller Konzentration hüpft der vierjährige Fabian die rund vier Meter bis zur Stange auf einem Bein, dann wechselt er. Es ist später Mittwochnachmittag.
Auf dem Lohrer Fußballplatz an der Jahnstraße tummeln sich 16 Knirpse im Alter von drei bis fünf Jahren und absolvieren ihr wöchentliches Training. Während bei den meisten Vereinen der Region Fußball in der Regel erst für Kinder ab sechs Jahren angeboten wird, können in Lohr bereits Kinder, die jünger als fünf Jahre sind, mit dem Fußballtraining starten. „Vor etwa zwei Jahren hat Rino zu mir gesagt, wenn unsere Jungs einmal alt genug sind, dann machen wir eine Mannschaft“, erinnert sich Michael Egger mit einem schelmischen Grinsen an die Idee seines Kumpels. Und als ihre mittlerweile vierjährigen Söhne Tim und Fabian im September vergangenen Jahres schließlich alt genug waren, starteten die beiden fußballbegeisterten Väter das Projekt mit dem Namen „Jungfüchse“.
Schnell hat sich das Vorhaben der beiden Wombacher herumgesprochen, durchschnittlich 14 Buben besuchen seither jeden Mittwoch die Übungseinheit. Voller Begeisterung hüpfen die Kleinen auf einem Bein oder schleppen möglichst schnell die Kanonenkugeln in Form von Fußbällen zu ihrem Team. „Immer nur einen Ball und das Abklatschen nicht vergessen“, ermahnt Egger die „Piraten“ seiner Mannschaft. „Das ist für die Kleinen gar nicht so einfach, anfangs haben sie immer das Abklatschen vergessen“, berichtet der ehemals aktive Fußballer aus Wombach.
Nach einer kurzen Trinkpause geht es mit der nächsten Übung weiter, bei der es gilt, mit dem Ball am Fuß möglichst schnell mehrere Hütchen zu umkurven. Und auch wenn Max bei dieser Übung bereits losläuft, bevor De Luca das Startsignal gegeben hat oder der kleine Philipp lieber dem Platzwart beim Rasenmähen zusieht, während die übrigen Jungs einen Parcours mit Stangen und Hütchen durchlaufen – die Begeisterung ist den beiden Trainern und ihren Schützlingen während des einstündigen Trainings deutlich anzumerken.
Noch kein richtiges Spiel
„Die Kinder sollen Spaß an der Bewegung und mit dem Fußball haben“, lautet die Maxime von Michael Egger. „Die Übungen steigern sich mit der Zeit. Anfangs haben wir einfaches Pass-Spiel geübt, mittlerweile haben wir dies schon gesteigert“, fügt Rino De Luca an. Dank der Spende eines Spielervaters tragen die Jungfüchse einheitliche blaue T-Shirts und die beiden Trainer konnten eine kindgerechte Ausstattung, darunter kleinere Lederbälle in der Größe drei, anschaffen. Von einem richtigen Fußballspiel haben die beiden Betreuer bisher abgesehen, denn damit wären die kleinen Kicker noch überfordert.
Und was macht den Kindern am meisten Spaß? „Das Drachenspiel“, antworten Linus und Felix wie aus einem Mund. Doch nicht nur die beiden, sondern alle Steppkes sind voller Euphorie dabei, als der Pfiff für das Abschluss-Ritual ertönt. In einer Linie aufgereiht, schießen die Knirpse mit großem Geschrei ihre Kanonenkugeln gleichzeitig in Richtung Tor, wo Lorenz, der ältere Bruder von Leonard, versucht, möglichst viele Bälle zu parieren. Erschöpft, aber freudestrahlend verabschieden sich die kleinen Fußballer von ihren Trainern. „Es ist zwar anstrengend, gerade auch für die Stimme, aber es macht riesigen Spaß“, geben Egger und De Luca am Ende offen zu.
Nach eigenem Bekunden sind sie im Bereich U-5-Fußball in der Umgebung von Lohr Vorreiter. Und wie sieht es im übrigen Landkreis mit dem Angebot für die Kleinsten aus? „Da diese Altersklasse noch nicht am Spielbetrieb teilnimmt, liegen keine objektiven Zahlen vor. Vom subjektiven Eindruck her gibt es dies aber schon öfter“, erklärt Julia Hehrlein, die Leiterin der Geschäftsstelle des Bayerischen Fußballverbands in Würzburg.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für die Arbeit mit den Jüngsten liefert der FC Karsbach. Seit etwa fünf Jahren besucht Anette Schulte, Jugendleiterin und U-9-Trainerin beim FC, einmal pro Woche den örtlichen Kindergarten. „Wir haben gemerkt, dass die Kinder nicht mehr von alleine in den Verein kommen“, berichtet die 51-jährige Schulte, die früher selbst die Fußballschuhe für den FC Karsbach geschnürt hat. Deshalb habe sie sich überlegt, wo man die Kinder am besten abholen könne. Die Verantwortlichen des Kindergartens waren prompt einverstanden, so dass Schulte seither mit zwei Gruppen für jeweils eine Stunde in der Woche trainiert.
Gewöhnen an den Ball
Eine Gruppe umfasst sieben Kinder, die zum einen nach Alter und teils nach Begabung aufgeteilt sind. „Das hat noch nichts mit Fußball zu tun. Vielmehr geht es um die Ballgewöhnung oder die Kinder laufen mit mir“, erklärt die Karsbacherin das für die Teilnehmer freiwillige Programm. Bei schönem Wetter geht sie mit den Buben und Mädchen auf den Sportplatz, bei schlechtem Wetter in die Turnhalle des Kindergartens.
„Als ich vor geraumer Zeit am Knie operiert wurde und ein halbes Jahr pausieren musste, haben die Kinder jedes Mal bei den Erzieherinnen gefragt, wann ich denn wiederkomme“, nennt die Mutter dreier erwachsener Söhne ein Indiz dafür, dass es den Kleinen Spaß macht. Aber auch langfristig macht sich das Engagement von Anette Schulte bemerkbar. „Wir haben auf alle Fälle gemerkt, dass wir durch die Übungseinheiten im Kindergarten einen größeren Zuspruch im Verein haben“, so das positive Fazit von Schulte.