Im Segment des Automobilen Bergrennsports gibt es viele Fahrzeuge, die die Herzen von Motorsportfans höher schlagen lassen. Auf den Berg- und Rundstrecken sind auch der Gräfendorfer Matthias Marquardt und sein Vater Werner Marquardt unterwegs. Sie fahren nicht um Gesamtsiege oder große Preisgelder mit; sie leben den olympischen Gedanken, dass dabei sein alles ist. Was die Marquardts adelt, ist ein ganz besonderer Besitz. Ihnen gehört ein automobiler Schatz: ein NSU Brixner.
Nur noch 16 Exemplare
Werner Marquardt hatte in den Jahren 1972 bis 1975 einen NSU Brixner gefahren, aber war dann auf einen NSU TT umgestiegen. Später juckte ihn erneut ein NSU Brixner, der den Unterbau eines NSU hatte und für den die Legende als Chassis-Bauer, Kurt Brixner, die Außenhaut konstruierte. Von diesen Fahrzeugen baute Brixner einst 70 Stück; nur 16 fahrbereite Exemplare davon existieren heute noch im deutschsprachigen Raum.
Das besondere am Renner der Gräfendorfer ist, dass Werner Marquardt die Karosserie mit seinem Bruder Erwin Marquardt und Sohn Matthias aus Fragmenten zu einem Rohrrahmen komplett selbst aufgebaut hat. Zehn Jahre lang schraubten die Idealisten an dem NSU Brixner, der 2016 fertig geworden ist. Die flache Flunder mit der gelben Außenhaut ist der ganze Stolz der Marquardts. Abwechselnd nutzen sie der 68-jährige Senior und sein 35-jähriger Junior für Rennen.
Der NSU Brixner aus dem Baujahr 1975 hat zwar nur 110 PS unter der Haube, aber bei nur 580 Kilogramm Gewicht hat der Oldtimer einen Top-Speed von bis zu 180 Stundenkilometern. „Die Perspektive macht das Fahren im dem Brixner aus“, sagt Werner Marquardt. Denn das Rennsportfahrzeug gewährt dem Fahrer eine ganz andere Sicht als ein BMW 318 oder ein NSU TT, die die Gräfendorfer ebenso ihr Eigen nennen. Die Marquardts bestreiten jährlich mit dem Brixner und dem BMW über zehn Rennen, am Berg, auf der Rundstrecke, bei Ralleys und mit dem NSU Prinz historische Veranstaltungen.
Der zweite NSU im Stall der Marquardts ist ein originaler TT Prinz, der aus 1167 Kubikzentimeter eine Leistung von 65 PS schöpft. Den BMW 318 fahren die Marquardts am Berg in der Gruppe G der seriennahen Fahrzeuge, an denen nur das Fahrwerk und die Reifen verändert werden dürfen. Der BMW hat eine normale Straßenzulassung, und ein 1,8-Liter-Motor erzeugt 140 PS.
Matthias Marquardt ist Kfz-Meister und Serviceleiter des Würzburger Porsche-Zentrums in Estenfeld. Er frönt dem Rennsport, was ihm früher noch nicht möglich war. Denn bei seinen ersten Schritten im Motorsport war er noch nicht volljährig und durfte daher nur als Beifahrer seines Vaters bei Rallyes fungieren. Der Sohn hatte sich in jungen Jahren mit dem Motorsport-Virus infiziert und konnte es damals gar nicht erwarten, selbst ans Steuer zu dürfen.
Am Wochenende in Eichenbühl
Die größten Erfolge feierten Vater und Sohn 2014 und 2015 mit dem Gesamtsieg im Main-Slalom-Pokal und dem dritten Platz in der Slalom-Meisterschaft des ADAC Nordbayern. Ihre nächsten Auftritte haben die Männer aus dem Main-Spessart-Dorf nahe Gemünden beim Saisonabschlussrennen der Deutschen Bergrennmeisterschaft, dem Bergrennen des MSC Erftal am kommenden Wochenende in Eichenbühl (Lkr. Miltenberg). „Da werde ich wieder im Brixner sitzen, denn dieses Fahrerlebnis in diesem Monoposto fasziniert mich immer wieder aufs Neue“, sagt Matthias Marquardt und übt sich in Vorfreude auf das Unterfranken-Rennen.