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SPORTPLATZPFELGE: Was tun gegen Regenwurm-Plage auf Sportplätzen?

SPORTPLATZPFELGE

Was tun gegen Regenwurm-Plage auf Sportplätzen?

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    Klaus Singer, Vorsitzender der DJK Oberndorf, ist ratlos. Seit drei Jahren – immer im Frühjahr und im Herbst – suchen die Regenwürmer den Fußballplatz heim. Zur Zeit ist es richtig schlimm. Als der Rasen kürzlich geschnitten wurde, zog es mit dem Gras derart viel Schlamm in den Rasenmäher, dass dieser fast den Geist aufgeben musste. Vergangenen Sonntag war das Gelände an der Grundschule unbespielbar; es musste auf den alten Sportplatz ausgewichen werden.

    DJK Oberndorf muss auf alten Sportplatz ausweichen

    Klaus Singer hat ein Sportplatzpflege-Seminar besucht und beschäftigt sich seitdem recht intensiv mit dem leidigen Thema. Die Oberndorfer haben einen kleinen Feldversuch gestartet und sind auf einer begrenzten Fläche dem Wurm sprichwörtlich zu Leibe gerückt. Auf Empfehlung besprühten sie den Rasen mit einem ozonhaltigen Mittel, das die Regenwürmer ans Tageslicht treibt, sammelten anschließend die Plagegeister auf und verfrachteten sie in die Flur. „Das hat geholfen“, sagt Klaus Singer, erklärt aber in gleichem Atemzug, dass diese Methode eine höchst kostspielige sei. Denn für die Bekämpfung auf dem ganzen Spielfeld sind nicht nur an die 50 Aufsammler nötig, sie kostet auch noch um die 4000 Euro.

    „Wir haben Würmer wie der Teufel“

    Weil es häufig recht hilfreich ist, Probleme an der Wurzel zu packen, hat Klaus Singer sich das Hirn zermartert und nach der Ursache des Unheils gefahndet. „2003 war der heiße Sommer, vielleicht haben wir da zu viel gewässert“, meint er. Andererseits könnte es auch sein, so Singer, dass die Kriechtiere mit dem Sand eingeschleppt wurden, mit dem der Platz der DJK alle zwei Jahre gelockert wird. Doch das sind seine eigenen Vermutungen, mehr nicht.

    Schon länger halten die unliebsamen Bodenbewohner den FC Karbach in Atem. Fußballabteilungsleiter Bertram Väthröder schätzt, dass die schleimigen Gesellen bereits seit zehn Jahren beim FC ungebetene Gäste sind. Wenn er in diesen Tagen auf das Rasen-Rechteck blickt, fällt ihm nur ein Wort ein: „Katastrophe.“ Väthröder sagt: „Wir haben Würmer wie der Teufel, der Platz ist richtig schwarz.“ Und in seinem jetzigen Zustand nicht bespielbar. „Die feuchte Erde ist wie ein Schwamm“, schildert Bertram Väthröder und spricht von „Wölbungen“, die von den Störenfrieden verursacht wurden.

    Der FC Karbach sandet jedes Jahr seinen Platz. Die These, dass Sand ein mitunter probater Wurmbekämpfer sei, scheint hier nicht zuzutreffen. Doch in Karbach taucht das Problem, im Gegensatz zu Oberndorf, nur einmal jährlich auf, nämlich im Herbst.

    Auch Erlenbach, Roden und Remlingen betroffen

    Untergraben haben die Würmer auch noch andere Sportfelder. In Erlenbach, wo die Würmer vor etwa vier Jahren Einzug gehalten haben, ist der Platz derzeit übersät von Auswürfen und somit nicht nur uneben, sondern auch außerordentlich weich und schmierig. Ähnlich die Situation in Remlingen, wo vor etwa zehn Jahren die Plage so groß gewesen war, dass der Platz gesperrt werden musste. Die Remlinger bekamen das Problem vorübergehend in den Griff, aber nun berichtet Platzwart Jürgen Elze: „Es ist schlimm, sie sind wieder da.“

    Das gleiche Bild in Roden, wo die Heimspiele der SpVgg Waldzell/Ansbach/Roden vergangenen Sonntag ausgetragen sollten, aber nicht wurden. Der Würmer wegen musste nach Waldzell ausgewichen werden. FC-Vorsitzender Erwin Eyrich klebte der Dreck an den Schuhen, als er den Platz zur Begutachtung betrat. Hier begann das Dilemma vor zwei Jahren. Eyrich kann sich nicht erinnern, dass das Problem vorher schon einmal aufgetaucht sei und wundert sich, „weil unser Platz fast nie bewässert wird und eigentlich sehr trocken ist.“ Heuer wurde erstmals eine Firma damit beauftragt, das Spielfeld zu aerifizieren und zu besanden. „Wir haben uns sagen lassen, dass Regenwürmer Sand nicht mögen“, erklärt Eyrich, der nun feststellen muss, dass der Ratschlag gut gemeint war, aber nicht den erhofften Erfolg hatte.

    „Regenwürmer mögen lockeren Boden

    Dr. Clemens Mehnert Rasen-Experte, Mindelheim

    Was tun? Dr. Clemens Mehnert ist Sachverständiger für Vegetationstechnik. Der Mindelheimer ist anerkannter Fachmann, die Zeitung „Die Zeit“ bezeichnet ihn in einem Artikel als „Hüter der Halme“ und als Deutschlands „Rasen-Papst“. Mehnert, der auch international ein angekannter und gefragter Fachmann ist, sagt auf Anfrage dieses Zeitung: „Das ist ein heißes Thema, weil in Deutschland jede Art der Dezimierung von Regenwürmern verboten ist.“ Es gäbe zwar wirksame Präparate, wie sie beispielsweise in der Landwirtschaft, u. a. gegen Darmwürmer bei Rindern, erfolgreich eingesetzt werden, aber deren Anwendung auf Sportplätzen sei (im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern) in Deutschland strikt untersagt. „Ich darf deshalb kein Mittel empfehlen“, so der Mindelheimer.

    Mehnert kennt das Problem vieler unterfränkischer Fußballvereine. Von zahlreichen Seminaren, die er hierzulande abgehalten hat, weiß er, dass die unterfränkischen Würmer besonders groß gewachsen sind und deren Auswürfe (es handelt sich dabei um die Darmentleerung) eine Höhe von bis zu fünf Zentimetern erreichen können. Er schätzt, dass ein stark befallener Sportplatz Heimat von etwa 200 000 Würmern ist.

    Der Fachmann rät dazu, dem Wurm mit der Walze zu Leibe zu rücken. Er empfiehlt eine verhaltene Verdichtung. „Regenwürmer mögen lockeren Boden“, sagt Dr. Mehnert und verweist darauf, dass Sportplätze, die regelmäßig durch Maschineneinsatz aerifiziert und tiefengelockert werden, von den Würmern bevorzugt heimgesucht werden. Im Umkehrschluss hieße das: Wo viele Regenwürmer sind, ist maschinelles Tiefenlockern eigentlich überflüssig.

    Für den Fall, dass der Platz arg in Mitleidenschaft gezogen ist, schlägt Dr. Mehnert folgendes vor: Mit einem Stahlnetz die aufgehäufte Erde glatt ziehen und anschließend mit einer nicht zu schweren Walze die Rasenoberfläche verdichten. Wichtig dabei: Es darf nicht zu feucht sein, sonst gerät die Verdichtung zu stark und es kommen weder Luft noch Wasser an die Graswurzeln. Luft und Wasser sind für das Wachstum der Gräser sehr wichtig.

    Auch in der Allianz-Arena ist der Wurm drin

    Dr. Clemens Mehnert verweist allerdings auch darauf, dass der Regenwurm zum Wohltäter für den Boden taugt. Er sorge für Durchlüftung und nehme liegengebliebenes Schnittgut auf, wodurch eine Verfilzung des Rasens vermieden werde. Ideal sei deshalb, wenn sich die Zahl der Würmer in Grenzen hält. „Auch im Rasen der Allianz-Arena in München befinden sich Regenwürmer“, sagt der Rasen-Papst. Er muss es wissen. Er hat bei der Fußball-WM 1974 und der EM 1988 im Münchner Olympiastadion die Halme gehütet und gehört dem „Rasen-Dream-Team“ an, das für das Grün in der neuen Arena verantwortlich ist.

    Bertram Väthröder FC Karbach

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