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FUSSBALL: BUNDESLIGA: Nicolai Müller: „Der Start war gut für Körper und Kopf“

FUSSBALL: BUNDESLIGA

Nicolai Müller: „Der Start war gut für Körper und Kopf“

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    Endlich zurück auf dem Rasen und gleich ein Tor: Nicolai Müller nach seinem 1:0 für Eintracht Frankfurt am letzten Samstag in Freiburg.
    Endlich zurück auf dem Rasen und gleich ein Tor: Nicolai Müller nach seinem 1:0 für Eintracht Frankfurt am letzten Samstag in Freiburg. Foto: Foto: Patrick Seeger, dpa

    Erster Bundesligaspieltag, gleich der erste Treffer für seine Mannschaft – es war fast ein Déja-vu am letzten Samstag. Mit dem Unterschied, dass sich Nicolai Müller vor einem Jahr bei seinem gewohnten „Hubschrauber“-Jubel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Und dass er mittlerweile vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt gewechselt ist. Nach dem 1:0 in Freiburg freute sich Müller anders, hielt lieber ein Trikot seines operierten Kollegen Timothy Chandler hoch. Ein Interview mit dem 30-jährigen Außenstürmer aus dem unterfränkischen Wernfeld (Lkr. Main-Spessart) über vieles – aber nicht mehr über den „Hubschrauber“, der ihm viele Qualen und fast noch mehr Spott eingetragen hatte.

    Frage: Herr Müller, im Mai stand noch nicht fest, dass Sie nach Frankfurt wechseln. Haben Sie sich das Pokal-Endspiel der Eintracht gegen Bayern München im Fernsehen überhaupt angesehen?

    Nicolai Müller: Na klar.

    Und haben Sie mit der Eintracht gefiebert?

    Müller: Wie viele in Deutschland, denke ich. Es war einfach gut, zu sehen, dass auch Bayern München schlagbar ist. Und für die Eintracht war es super, Pokalsieger zu werden.

    Sie sind bei Eintracht Frankfurt ausgebildet worden, in der U17 hatte man nach fünf Jahren im Verein aber keine Verwendung mehr für Sie. Aber Vorbehalte gegen den Klub haben Sie nicht entwickelt. Sie sagten bei Ihrer Vorstellung sogar, dass Sie immer Eintracht-Fan geblieben sind.

    Müller: Was damals passiert ist, spielt heute für mich keine Rolle mehr. Außerdem: Wer weiß, wofür es gut war? Vielleicht war es damals genau das Richtige, nach Fürth zu gehen, um es doch zu schaffen, Bundesliga-Spieler zu werden.

    Sie sind einer von zahlreichen Neuen im Frankfurter Kader. Machte sich das bemerkbar, muss man sich noch aneinander gewöhnen?

    Müller: Von der Anzahl her sind es gar nicht so viele neue Spieler, es sind halt einige Führungsspieler gegangen. Ich habe mich schnell wohlgefühlt, die Jungs haben mich gut aufgenommen – also keine Probleme.

    In der Vorbereitung sind Sie knapp drei Wochen mit einer Oberschenkelverletzung ausgefallen. Nicht ideal.

    Müller: Grundsätzlich war das ein unglücklicher Zeitpunkt, aber bei mir liegen die Dinge ja ein bisschen anders, weil ich in der letzten Saison fast nicht gespielt hatte. Deshalb war es vor allem schade, dass ich durch die Verletzung ein paar Testspiele verpasst habe. Umso schöner war es, zum Bundesliga-Start in Freiburg mal wieder von Anfang an und länger als 45 Minuten zu spielen. Das war für meinen Körper gut, aber auch für meinen Kopf.

    Die Eintracht hat Filip Kostic ausgeliehen. Damit ist die erfolgreiche HSV-Flügelzange aus der Saison 2016/17 wieder komplett, als Sie mit neun Toren auch bester Hamburger Schütze waren. Freuen Sie sich darüber?

    Müller: Er bringt uns auf jeden Fall weiter. Ich freue mich, dass er hier ist.

    Mit dem Wechsel nach Frankfurt sind Sie nun wieder näher an Ihrer Heimat Wernfeld. Dass heißt, Ihre Eltern können ihre Enkel öfter sehen.

    Müller: Das stimmt. Und ich werde für Familie und Kumpel wohl ein paar Karten mehr für Spiele besorgen müssen als zu Hamburger Zeiten.

    Um mal über das letzte Jahr in Hamburg zu sprechen . . .

    Müller: . . . da gibt es nicht viel zu sagen – zwei Spiele, ein Tor . . .

    . . . mich würde trotzdem interessieren: Wie haben Sie den Kreuzbandriss am ersten Spieltag der Saison verarbeitet, wie ist es Ihnen während des achtmonatigen Ausfalls mental ergangen?

    Müller: Ich denke, es ist normal, dass es in einer so langen Zeit Höhen und Tiefen gibt. Dazu kam noch, dass es in der Mannschaft nicht gut lief und ich nicht helfen konnte. Das war nicht einfach. Es bringt aber auch nichts, wenn man sich zu viel mit dem Thema beschäftigt. Ich habe mich darauf konzentriert, meine Reha gut zu machen und wieder zurückzukommen.

    Wie sehen Sie die vier Jahre Hamburg in der Rückschau? Ihr ehemaliger Mitspieler André Hahn, jetzt wieder in Augsburg, hat an seiner HSV-Zeit kein gutes Haar gelassen.

    Müller: Ich kann absolut nichts Negatives sagen über Hamburg, über den Verein und die Stadt. Meine Familie und ich haben uns immer sehr wohlgefühlt. Wir haben dort ein Haus und werden irgendwann auch wieder zurückgehen und dort leben.

    Sportlich war es eine fordernde Zeit, oder?

    Müller: Wir hätten es einfacher haben können, aber wir haben vier Jahre lang immer gegen den Abstieg gespielt. Einmal Relegation, einmal am letzten Spieltag gerettet, einmal am vorletzten, dann ist es doch passiert. Mal durchschnaufen zu können in einer Saison, das gab es nicht.

    Lewis Holtby war einer Ihrer dicken Kumpels in der HSV-Mannschaft, wenn man nach den Fotos auf Ihrem Instagram-Account geht.

    Müller: Wir haben viel zusammen gemacht. Auch mit René Adler, der dann letztes Jahr nach Mainz gewechselt ist. Mit ihm bin ich durch meinen Wechsel jetzt wieder enger zusammen.

    In Mainz wurden Sie von Thomas Tuchel trainiert. War Ihnen schon damals klar, dass er früher oder später bei großen Vereinen arbeiten würde?

    Müller: Mir war klar, dass er mit seiner Art und Weise dafür geeignet ist. Dass er jetzt bei einem Klub wie Paris Saint-Germain arbeiten kann, freut mich für ihn.

    Eines Ihrer Ziele war immer, mit einem Klub einmal international zu spielen. In diesem Monat werden Sie 31, aber mit der Eintracht klappt es durch den Pokalsieg jetzt doch noch. Mit der Europa League ist es aber so eine Sache. Alle wollen rein, aber wenn es so weit ist, dann wird häufig über die Zusatzbelastung gejammert und teilweise sogar das Engagement zugunsten der Bundesliga zurückgefahren.

    Müller: Ich habe nicht das Gefühl, dass sich hier irgendjemand nicht für die Europa League interessiert. Wir freuen uns alle darauf, das werden schöne Spiele und schöne Erfahrungen. Die Eintracht-Fans sehen das genauso. Unsere drei Heimspiele in der Gruppenphase waren schon lange, bevor die Gegner bekannt wurden, ausverkauft.

    Nach dem Pokal-Aus in Ulm hat das 2:0 in Freiburg das Umfeld beruhigt. Die Zielsetzung für das erste Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Bremen dürfte klar sein. Was kann die Eintracht in dieser Runde erreichen?

    Müller: Wir sind mit einem Sieg gestartet und wollen jetzt natürlich einen draufsetzen. Was in der Saison geht, lässt sich nach dem ersten Spieltag immer schwer abschätzen.

    Zur Person 165 Bundesliga-Spiele für Mainz 05, den Hamburger SV und Eintracht Frankfurt, dabei 38 Tore und 29 Vorlagen – das ist Nicolai Müller in Zahlen. Trickreich, torgefährlich und schnell, aber auch zäh und giftig – so lassen sich die Eigenschaften des Rechtsaußen in Worte fassen. Der 30-Jährige stammt aus dem Gemündener Ortsteil Wernfeld, unternahm erste fußballerische Gehversuche beim dortigen TSV und wurde ab dem zwölften Lebensjahr dank der Fahrdienste seiner Eltern bei Eintracht Frankfurt ausgebildet. Von der SpVgg Greuther Fürth wechselte er 2011 für 1,8 Millionen Euro Ablösesumme nach Mainz, wo er sein Bundesligadebüt feierte. 2014 verpflichtete ihn der Hamburger SV für 4,5 Millionen Euro. In diesem Sommer wechselte er ablösefrei zu Eintracht Frankfurt und unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag. 2013 bestritt Müller auf einer Amerika-Reise der Nationalmannschaft zwei Länderspiele. Mit seiner Frau Jessica, die er in Fürth kennenlernte, hat Müller die Zwillinge Livia und Etienne (4). Seine Familie, sagt Müller, bedeute ihm alles. hst

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