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Rhönrad:: Eleganz auf zwei Reifen

Rhönrad:

Eleganz auf zwei Reifen

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    Ästhetik, Eleganz und Anmut: Das Rhönradturnen hat bis heute nichts von dem verloren, was es bereits vor 90 Jahren so faszinierend machte.
    Ästhetik, Eleganz und Anmut: Das Rhönradturnen hat bis heute nichts von dem verloren, was es bereits vor 90 Jahren so faszinierend machte. Foto: Foto: Imago/VI Images

    Es wiegt etwa 40 bis 50 Kilogramm, kann zwischen 1,40 und 2,45 Meter hoch sein und sein Erfinder gab ihm zunächst den etwas sperrigen Namen „Turn- und Sportgerät in Reifenform zu Turnzwecken“. Das Rhönrad. Jenes Sportgerät, das Otto Feick 1925, also genau vor 90 Jahren in Schönau an der Brend erfand. An diesem Wochenende kehrt das Rhönrad gewissermaßen in seine Heimat zurück. Am Samstag werden in der Bad Neustädter Bürgermeister-Goebels-Halle die 54. deutschen Meisterschaften im Rhönradturnen stattfinden.

    Ausrichter ist dabei – und hier schließt sich der Kreis – die DJK Olympia Schönau, der auch heute noch die Vereinssparte „Rhönradturnen“ angehört, die derzeit rund 20 aktive Mitglieder hat. Mit den Schönauerinnen Tanja Rehm und Sabrina Streck, Niklas Reuther, Julia Senn und Nastassja Schmitt (alle ASV Rimpar) sowie Dominique Walz (TG Würzburg 1848) werden auch sechs Sportler aus Unterfranken an den Start gehen, was die Veranstaltung für das lokale Publikum umso spannender macht.

    Die deutsche Rhönradelite setzt sich zusammen aus den 26 besten Rhönradsportlern des Landes, von denen sich jeweils zwölf Frauen und fünf Männer über die nord- und ebenso viele über die süddeutschen Meisterschaften qualifiziert haben. Tanja Rehm aus Schönau wird bei dem hochkarätigen Wettkampf in der Bürgermeister-Goebels-Halle in der Disziplin Sprung antreten sowie als Vorturnerin in der Musikkür. Der Ausrichterstartplatz der DJK Olympia Schönau geht an Sabrina Streck, die alle Disziplinen turnen wird. Ein kleiner Teil der antretenden Rhönradturner wird, je nachdem in welchen Disziplinen sie sich für die deutsche Meisterschaft qualifiziert haben, sich in nur einer oder zwei Disziplinen dem Wettkampf stellen, der Großteil jedoch in allen drei: dem Geradeturnen mit Musik, Spiraleturnen sowie Sprung. Die Startreihenfolge wurde ausgelost. Vorgesehen ist, dass jeweils abwechselnd auf den beiden in der Bürgermeister-Goebels-Halle aufgebauten Wettkampfflächen geturnt wird.

    Die Wertung der Übungsfolgen der Teilnehmer erfolgt in der Bundesklasse L 10 nach einem Punktesystem und wird von Kampfrichtern vorgenommen. In der Disziplin „Geradeturnen mit Musik“ können die Sportler bis zu 13 Punkte erreichen, im Spiraleturnen maximal 12,4 sowie bei den Sprüngen höchstens zehn Punkte. Die Bewertung der Übungsfolgen und Verteilung der Punkte durch das Kampfgericht erfolgt in den Kategorien Aufbau, Ausführung und Schwierigkeit, beim Geradeturnen mit Musik werden Sonderpunkte für Musikalität, Interpretation, Kreativität und Variabilität vergeben. Bei dieser Musikkür wird von den Kampfrichtern ganz besonderer Wert darauf gelegt, dass die Übungen zum Takt der Musik passen. Punktabzüge gibt es beispielsweise für Ausführungsfehler oder fehlende Anforderungen im Aufbau der dargebotenen Übungsfolgen.

    Was macht den Reiz am Rhönradturnen aus, das zwar etwa 5000 Menschen in Deutschland betreiben, aber dessen genaue Abläufe vielen dennoch eher unbekannt sind? Diese Frage können wohl am ehesten die beantworten, die selbst lange Jahre Rhönradturnen betrieben haben oder es noch betreiben. Anita Wagner ist eine von ihnen, turnte sie doch selbst als Kind und Jugendliche jahrelang Rhönrad und fungiert heute als Abteilungsleiterin und Trainerin der Rhönradgruppe bei der DJK Olympia Schönau. „Beim Rhönradturnen bewegt man nicht nur sich selbst, sondern auch das Rad. Das finde ich am faszinierendsten bei dieser Sportart“, sagt sie. Tanja Rehm sieht das ähnlich. Ihr gefällt am Rhönradsport vor allem, dass er so vielseitig ist und sowohl Boden- als auch an Reck- und Barrenübungen angelehnte Elemente enthält. Angefangen hat sie mit sechs Jahren, erinnert sie sich: „Ich ging damals noch in den Kindergarten, wo mir eine Freundin, die diesen Sport ausübte, immer wieder vom Rhönradturnen erzählte. Ich habe mir das Ganze dann einmal angeschaut und bin dabei geblieben.“

    Der Zeitplan sieht an diesem Freitags das Einturnen vor. Sozusagen die Generalprobe vor dem Wettkampf, bei der auch die Schönauer Rhönradturner unter ihrer Trainerin Anita Wagner erstmals ihre Küren in der Bürgermeister-Goebels-Halle proben können: „Wir konnten bisher immer nur eingeschränkt trainieren, da unsere Halle in Schönau zu klein ist für die Übungen, die wir bei den deutschen Meisterschaften zeigen werden“, sagt Wagner. Sondereinheiten für den Wettkampf hat die Schönauer Gruppe aber natürlich trotzdem eingelegt. Vor allem in den Sommerferien wurde viel geübt, da Tanja Rehm auswärts als Lehrerin arbeitet und außerhalb der Ferien nur am Wochenende zum Training in ihre Heimat kommen kann.

    Am Samstag findet von 8 Uhr bis 10.45 Uhr ein Einturnen statt, bevor um 11.15 Uhr nach der offiziellen Eröffnung die Mehrkampfwettkämpfe beginnen, zu denen der Eintritt frei ist. Gegen 17 Uhr findet die Siegerehrung statt, bei denen die Teilnehmer mit den sechs besten Kürübungen – je männlich und weiblich pro Disziplin – verkündet werden, die in die Finalwettkämpfe einziehen. Diese beginnen ab 19 Uhr, die Siegerehrung ist für etwa 22 Uhr vorgesehen.

    Dazwischen gibt es Showeinlagen der Rhönradturner der DJK Olympia Schönau, der Crazy Dancers aus Bad Neustadt sowie der Aachener Rhönrad-Showturngruppe Rolling Twenties, die mit ihrem Auftritt den Stil und das Lebensgefühl der 1920er-Jahre wieder aufleben lassen möchten.

    Die 54. deutschen Meisterschaften im Rhönradturnen versprechen ein echtes Highlight sowohl für die Sportler selbst auch für die Zuschauer zu werden. Denn obwohl der Rhönradsport in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, hat er bis heute nichts von dem verloren, was ihn so faszinierend macht: seine besondere Verbindung aus Sport und Ästhetik, seine spezielle Eleganz und die fließenden Bewegungen, mit denen die Rhönradturner die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

    54. deutsche Rhönrad-Meisterschaften

    Zeitplan

    Samstag, 17. Oktober: 11 Uhr bis 16.30 Uhr: Mehrkampf Deutsche Meisterschaften

    17 Uhr: Siegerehrung Mehrkampf Deutsche Meisterschaften

    ab 19 Uhr: Finalwettkämpfe, dazwischen Showeinlagen

    ca. 22 Uhr: Siegerehrung mit Verabschiedung

    Disziplinen

    Sprung: Früher war diese Disziplin nur den Männern vorbehalten, seit dem Jahre 2008 dürfen sich auch Frauen im Sprung in Wettkämpfen messen. Bei der Disziplin Sprung wird das Rad vom Turner angeschubst, er nimmt Anlauf, springt ab und vollführt darüber – meist aus der Grätsch-, Hock- oder Standposition – einen Salto oder Überschlag, auf eine Weichbodenmatte.

    Spirale: Spiraleturnen bedeutet, dass das Rad sich nur auf einem Reifen bewegt und kreist. Dabei wird vom Rhönradturner eine Kürubung, bestehend aus mehreren Übungen in der großen sowie in der kleinen Spirale, durchgeführt. Der Turner hält das Rad durch Gewichtsverlagerung und Armzüge auf der jeweiligen Höhe (ein Neigungswinkel von 60 Grad in der großen und weniger als 30 Grad in der kleinen Spirale). Am Ende des Spiraleturnens steht das „in-den-Stand-Führen“ des Sportgeräts.

    Geradeturnen mit Musik: Die Übungen beim Geradeturnen, bei dem das Rad auf beiden Reifen rollt, können sowohl mit als auch ohne Hilfe der Bindungen (Lederriemen zum Befestigen der Füße) durchgeführt werden. Übungen ohne Bindungen erinnern bei manchen Elementen an das Reck- oder Barrenturnen. Beim Geradeturnen befindet sich der Turner entweder zentral im oder dezentral außerhalb des Rhönrades. Text: kku

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