„Ich bin sehr zufrieden“, strahlte HSC-Coach Matthias Obinger nach der Glanzleistung seiner Schützlinge, die einen völlig überforderten Gegner an die Wand spielten. Der vor dem Anpfiff noch optimistische HSG-Leiter Dieter Clobes attestierte seinem Team hingegen die „schlechteste Leistung der letzten fünf bis sechs Jahre“.
Nachdem sich der Anpfiff wegen eines Feuer-Fehlalarms verzögerte, brannte es auf dem Parkett. Und zwar vor dem Gäste-Kreis, weil die Hausherren ein wahres Feuerwerk abbrannten. Die schnelle 3:0-Führung deckte nicht nur erste Schwächen in der gegnerischen Deckung auf, die HSC-Abwehr packte schon zu diesem Zeitpunkt aggressiv zu und zwang die HSG-Angriffsreihe zu unkonzentrierten Würfen. Den Rest besorgte „Bady“ Badura, einmal mehr bärenstark. Die Gäste rannten immer einem Rückstand hinterher, wobei der Ausdruck „Rennen“ ihrem Offensivspiel schmeichelt.
HSG beißt auf Granit
„Die bewegen sich doch nicht“, kritisierte der Gäste-Fanblock schon nach einer Viertelstunde, der rechte Rückraumspieler Steffen Ober zeigte nur Stand-Handball. Aber auch potenzielle Schützen wie Torjäger Mario Schanze und der zuletzt hochgelobte Jens Wiegräfe, der gänzlich ohne Torerfolg blieb, prallten von der heimischen Defensivreihe ab. Die stand kompakt und überraschte in dieser Hinsicht, weil mit Margots Valkovskis ein kampfstarker Mittelmann fehlte. Der wurde aber von Franziskus Gerr in Abwehr und Angriff bestens ersetzt: Der frisch gebackene Vater zeigte seine wohl bisher stärkste Leistung im rot-weißen Trikot und überzeugte mit fünf Treffern auch als wuchtiger Kreisläufer.
„Die Mannschaft ist immer wieder in der Lage, Ausfälle zu kompensieren und Nackenschläge wegzustecken“, so Matthias Obinger, der ganz entspannt den Auftritt seiner Mannen verfolgen konnte. Der tat auch die anfängliche Manndeckung für Gary Hines durch Stephan Untermann nicht weh – der Ex-HSG'ler Stefan Schröder sprang in die Bresche und düpierte den Gast mit seinen Unterarm-Würfen. „Das müssen die doch wissen“, klagte Clobes, der zu Ende des ersten Durchgangs nicht mehr ganz so optimistisch war. Er baute da noch auf Cristian Gherhard, der mit drei Treffern sein Team im Spiel hielt, überraschend in der zweiten Halbzeit aber nicht mehr auflief. Er ersparte sich so den Zusammenbruch seiner Nebenleute, die in ein Debakel hineinliefen.
Angeführt von Janis Pavlovics, der nach einem an die Latte gesetzten Siebenmeter bei mehreren Tempogegenstößen das schwache Rückzugsverhalten des Gastes aufdeckte, spielten sich die Gastgeber in einen Rausch, der in einen Zehn-Tore-Vorsprung mündete. Nach 40 Minuten versuchte es die HSG mit einem neuen Keeper, der aber auch nicht überzeugte, aber für sich in Anspruch nehmen konnte, von seinen Vorderleuten im Stich gelassen worden zu sein.
Die Hausherren taten ihm andererseits nicht den Gefallen, den Fuß vom Gas zu nehmen. Sie spielten weiter mit Lust und Leidenschaft. „Die müssten normalerweise nach Hause laufen“, so Clobes, der sich den teilweise lustlosen Auftritt nicht erklären konnte. Die HSC-Fans hätten dagegen Grund gehabt, Hines & Co aus der Halle zu tragen. Sie hoffen auf eine Wiederholung in zwei Wochen, wenn mit dem HSC 2000 Coburg einer der wenig verbliebenen Verfolger zum Frankenduell erscheint. „Da haben wir mit Margots Valkovskis und Vilim Leskovec einen auch quantitativ verbesserten Kader,“ so Obinger, der sein Team aber erst einmal auf die unberechenbaren Bernburger vorbereiten wird.
Statistik zum Spiel
3. Liga Ost HSC Bad Neustadt – Gensungen-Felsberg 38:19 (15:11)
HSC Bad Neustadt: Badura, Thomas (ab 52.) – Panfil 3, Schmitt 1, Pavlovics 11/3, Hines 7, Schröder 6, Rohaly 4 , Leskovec (n.e.), Bley 1 , Gerr 5, Wagenbrenner. HSG Gensungen-Felsberg: Lauterbach, Stahl (ab 41.) – Bauer, Ober 2, Hütt, Untermann 2/1, Bärthel 1, Vogel, Schanze 2, Viehmann 3/2, Julius 5, Wiegräfe, Walther 1, Gherhard 3. Zeitstrafen: 6 – 8 Minuten. Siebenmeter: 5/3 – 5/3. Zuschauer: 950. Schiedsrichter: Roos/Werner (Budenheim). Spielfilm: 3:0 (6.), 4:3 (9.), 7:3 (13.), 10:6 (20.), 12:8 (25.), 15:11 (30.) – 21:11 (35.), 24:13 (40.), 28:14 (45.), 30:15 (50.), 34:16 (55.), 38:19.
ONLINE-TIPP
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