Dr. Michael Schlagbauer ist seit dem 19. Juli 2001 Vorstandsvorsitzender des FC Würzburger Kickers. Der 39-jährige Zahnarzt mit einer Praxis in Heidingsfeld ist verheirateter Vater dreier Kinder und seit 1979 Mitglied bei den Rothosen. Unter seiner Führung stand vor allem die Sanierung des finanziell angeschlagenen Vereins im Mittelpunkt. Zusammen mit seinem Team konnte er den Schuldenstand von über 900 000 Euro bei Amtsantritt auf derzeit rund 650 000 Euro senken.
Frage: Wenn Sie rückblickend auf die vergangenen 100 Jahre die Bedeutung und Funktion der Kickers für den Sport und die Stadt Würzburg beschreiben müssten, wie würde Ihr Fazit aussehen?
Michael Schlagbauer: Zum einen bin ich ja etwas zu jung, um mir über die ganzen 100 Jahre ein Bild zu machen. Zum anderen ist aber klar: Die Kickers sind ein fester Bestandteil des Lebens in Würzburg, wenn es um den Fußball geht. Wenn man in Bayern über Würzburg redet, dann denken die meisten vor allem an die Kickers. Darauf sind wir stolz. Das ist aber natürlich auch eine Verpflichtung und ein Antrieb für die Zukunft. Und irgendwie auch eine Bürde. Man wird natürlich immer auch an den Erfolgen der Vergangenheit gemessen. Aber wir können nicht nur von der Tradition zehren. Wir leben schließlich im Hier und Jetzt.
Die Kickers gelten – etwa im Vergleich zu 04 und dessen Nachfolger WFV – als der eher elitäre Verein in Würzburg. Wie sehen Sie dieses nach wie vor vorhandene Image?
Schlagbauer: Das ist sicher so. Wenn man auf die Gründungsmitglieder sieht, die ja Realschüler und Gymnasiasten waren, dann ist da von der Geschichte her ja auch was dran. Aber heute ist da auch viel von Folklore geprägt. Durch den Wandel der Zeit sind viele Grenzen mittlerweile verschwommen. Heute gibt es bei den Mitgliedern doch kaum noch Unterschiede. Aber dass wir Kickers im gut-bürgerlichen Lager gut verankert sind, das erfüllt uns auch mit Stolz.
Vielen Fußballern ist es ja eigentlich mehr oder weniger egal, bei welchem Verein sie spielen. Hauptsache Geld und Erfolg stimmen. Wie wichtig ist ein 100. Geburtstag – sprich die Tradition – heutzutage eigentlich?
Schlagbauer: Da haben wir schon ein Pfund zum Wuchern. Klar, wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Aber für viele Spieler ist es eben etwas Besonderes, für die Kickers zu spielen. Wegen der Tradition, dem tollen Stadion und der Super-Atmosphäre bei uns.
Gerade auch in den letzten Jahren gab und gibt es einige Probleme – der Verein stand um den Jahrtausendwechsel vor dem Ruin. Wie ist die aktuelle Lage der Kickers?
Schlagbauer: Wir haben große Fortschritte gemacht. Wir haben mit etwa 650 000 Euro den niedrigsten Schuldenstand seit 25 Jahren. Unsere Probleme in den letzten Jahren waren ja kein Witz. Wir standen vor dem Aus. Dann haben wir einige Jahre ganz, ganz hart gearbeitet und sind mittlerweile in etwas ruhigerem Fahrwasser angekommen. Hoffentlich ist das auch in Zukunft so.
Sie gelten als ruhiger, sachlicher Arbeiter und Sanierer. Welche Aufgaben sind bis zum nächsten größerem Jubiläum – dem 125. – vorrangig zu bewältigen und wo sollen die Kickers dann stehen?
Schlagbauer: Fakt ist: Es muss eine dauerhafte Lösung für das Thema Stadion her! Das ist jetzt und für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre in Schuss, aber langfristig ist es eine riesige Belastung für einen Verein. Ganz klar: Die Politik und die Wirtschaft müssen helfen. Die Weltmeisterschaft 2006 hat gezeigt, was geht. Oder der WFV: Der hat sein wirtschaftliches Überleben den zwei Gastspielen im Stadion zu verdanken. Das Stadion ist für ein Oberzentrum wie Würzburg einfach wichtig.
Aushängeschild sind natürlich die Fußballer – die spielen allerdings seit Jahren vor wenigen Hundert Zuschauern im vergleichsweise riesigen Stadion am Dallenberg. Zu besten Zeiten kamen über 10 000 zu den Partien. Woher kommt dieses doch eher geringe Interesse an den Kickers?
Schlagbauer: Das Problem betrifft uns ja nicht alleine. Schauen sie sich die Landesliga an, oder auch die Bayernliga. Da stehen die Kickers nicht wirklich schlechter da als andere. Der WFV hat in der Bayernliga auch nur 200 Zuschauer im Schnitt mehr. Für den Zuschauerrückgang gibt es mehrere Gründe. Zum Beispiel das geänderte Freizeitverhalten und das größere Freizeitangebot. Viel hängt natürlich auch von der sportlichen Attraktivität ab. Aber Zahlen, wie wir sie in der Vergangenheit einmal hatten, die gibt es wohl erst wieder ab der dritten Liga.
Viele sagen: Die Voraussetzung für wirklich erfolgreichen Fußball in höheren Regionen – ab der dritten Liga aufwärts – ist eine Bündelung der Kräfte. Ist eine Fusion mit dem WFV für Sie in Zukunft vorstellbar?
Schlagbauer: Das ist sicher mal ein langfristiges Ziel. Ein Verein – die unendliche Geschichte. Ich stehe aber einer Zusammenarbeit immer positiv gegenüber. Klar ist aber auch: Die Lippenbekenntnisse aus Politik und Wirtschaft müssen dann auch mal in die Tat umgesetzt werden.
Im Blickpunkt
100 Jahre FC Würzburger Kickers Am Samstag, 17. November feiert der FC Würzburger Kickers mit einem Festakt im Multiplex-Kino Cinemaxx (Veitshöchheimer Straße) seinen 100. Geburtstag.