Im Idealfall wären mehrere Tischtennis-Spieler des Bundesligisten TSV Bad Königshofen Kandidaten für eine Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2024 vom 26. Juli bis 11. August in Paris gewesen. Doch Bastian Steger, zweifacher Olympia-Medaillengewinner, hat mit 43 Jahren seine internationale Karriere freiwillig aus Altersgründen selbst beendet.
Auch Jin Ueda, einst japanischer Spitzenspieler, will sich mit 33 Jahren voll und ganz auf den TSV und die Tischtennis-Bundesliga (TTBL) konzentrieren. Und Kilian Ort, der schon jeden deutschen Spitzenspieler besiegen konnte, machte trotz seiner erst 28 Jahre die Gesundheit einen Strich durch die olympische Rechnung. Dennoch erfüllen sich vier Sportler mit Bezug zum TSV Bad Königshofen ihren Traum und qualifizierten sich für das größte Sportereignis der Welt.
Am frühesten stand die Teilnahme von Filip Zeljko fest. Der 27-Jährige wurde als Nummer drei seines Heimatlandes Kroatien für den Teamwettbewerb nominiert. Das Ticket nach Paris erhielt dagegen Martin Allegro erst in letzter Minute. Der 28-Jährige vertritt sein Heimatland Belgien.
Zeljko zum zweiten Mal bei den Olympischen Spielen
Zeljko, der "Speedking" aus Zagreb, war schon bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio im kroatischen Kader, allerdings als Nummer vier und kam somit nicht zum Einsatz. "Solange ich mich erinnern kann, habe ich Olympia immer im Fernsehen verfolgt und davon geträumt, eines Tages selbst teilnehmen zu dürfen." Am 5. August hat Zeljko seinen ersten Einsatz für Kroatien im Teamwettbewerb: "Es ist eine außergewöhnliche Ehre für mich, mein Land bei Olympia vertreten zu dürfen. Ich will so spielen, wie ich es im Training geübt habe und mein Bestes geben, in der Vorbereitung und im Turnier, sodass ich nachher nichts bereuen muss."
"Nach einer langen, erfolgreichen Saison kann ich sagen, dass ich rundum glücklich bin", betont Allegro. "Mit Bad Königshofen Dritter und für Olympia qualifiziert – genau das war schon immer mein sportlicher Lebenstraum. Ich habe mich aber in den letzten zwei Jahren so verbessert, dass er Realität wurde." Allegro konnte sich aber nur für den Einzelwettbewerb qualifizieren. Die belgische Mannschaft, in der er die Nummer zwei wäre, hat es nicht nach Paris geschafft. "Und an der Mixed-Qualifikation habe ich leider nicht teilgenommen", erklärt er.
"Mein Minimalziel ist es, unter die Top 32 kommen. Mit etwas Glück spiele ich vielleicht das beste Turnier meines Lebens. Ich träume jedenfalls vom Achtelfinale", sagt der Belgier. Er geht davon aus, dass "alles neu für mich sein wird. Ich kann es gar nicht erwarten, mit Athleten aller Sportarten im Olympischen Dorf zu leben und viele von ihnen kennenzulernen."
Para-Tischtennis-Sportler trainieren mit Koji Itagaki
Vom 28. August bis 8. September werden an den olympischen Wettkampfstätten auch die Paralympischen Spiele ausgetragen, an denen rund 4400 Sportler mit Handicap aus 180 Nationen zu 549 verschiedenen Wettbewerben in 22 Sportarten antreten.
Qualifiziert dafür haben sich dafür zwei Athleten, die sich seit fast drei Jahren mehrmals für einige Wochen mit einem Intensivtraining bei Koji Itagaki im "Shakehands-Club" in Bad Königshofen vorbereitet haben: Manuel Echaveguren aus Chile und Koyo Iwabuchi aus Japan. Der Spielerpass von Iwabuchi liegt sogar beim TSV. Er hat für die zweite Mannschaft in der Regionalliga und für die dritte Mannschaft in der Verbandsoberliga mehrere Spiele bestritten.
Der 29-Jährige ist der bekannteste Para-Tischtennis-Spieler Japans. Er organisiert dort auch das nach ihm benannte Iwabuchi-Open-Turnier. "Ich bin dankbar für die Zeit, die ich in Bad Königshofen verbringen durfte", sagt der Japaner, der in Klasse neun startet. Die Klassen kennzeichnen den für Tischtennis-Wettbewerbe relevanten Grad der körperlichen Beeinträchtigung des Sportlers. Die Klassen eins bis fünf spielen sitzend im Rollstuhl, die Klassen sechs bis zehn stehend.
Iwabuchi sendet "Grüße nach Bad Königshofen"
"Ich habe sehr viel von Koji Itagaki gelernt. Hier zu leben und zu trainieren, war eine große Erfahrung in meinem Leben. Besonders auch deshalb, weil ich von der TSV-Tischtennis-Familie so warmherzig aufgenommen wurde. Es war die bestmögliche Vorbereitung für Paris, wo ich mein Bestes geben will", sagt Koyo Iwabuchi und lässt "herzliche Grüße nach Bad Königshofen" über das Gespräch mit dieser Redaktion ausrichten.
Manuel Echaveguren tritt in Klasse zehn an und gesteht: "Ich bin dankbar dafür, mich in Bad Königshofen bei einem der besten Trainer der Welt vorbereiten zu dürfen. Ich kam seit 2021 immer wieder hierher, zuletzt sogar für ein halbes Jahr, weil Koji Itagaki ein international erfahrener Trainer ist, von dem man extrem viel lernen kann. Er hat mein Spiel sichtbar verbessert, die Bedingungen hier sind einfach optimal. Ich werde gerne wieder mal nach Bad Königshofen kommen."