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FUßBALL:: Arbeit und Fußball halten Holzer jung

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Arbeit und Fußball halten Holzer jung

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    Heinz Holzer, da wo man ihn auch mit 80 Lenzen noch findet: Am Tresen seiner Wirtschaft, der Hafengaststätte in Schweinfurt.
    Heinz Holzer, da wo man ihn auch mit 80 Lenzen noch findet: Am Tresen seiner Wirtschaft, der Hafengaststätte in Schweinfurt. Foto: Foto: Volker Hensel

    „Der Chef ist immer da, einfach vorbei kommen.“ Wer Heinz Holzer treffen will, der muss meist nicht lange suchen. Unter der Woche ist er in der Hafengaststätte, meist hinter dem Tresen beim Zapfen. Obwohl er die Leitung der Wirtschaft schon vor 14 Jahren seinem Sohn übergeben hat. Und am Wochenende sitzt der Unverwüstliche nach wie vor als Betreuer bei der FT Schweinfurt auf der Bank. Sollte Holzer einmal nicht dort zu finden sein, dann ist er vermutlich auf Gran Canaria in Maspalomas, ganz vorne am „Faro“, am Leutturm, dem offiziell südlichsten Punkt Europas. Heinz Holzer ist nach wie vor viel beschäftigt. Und er wurde gerade 80 Jahre alt. „Die Arbeit in der Wirtschaft und der Kontakt mit den Spielern bei der FTS, das hält jung“, sagt der Jubilar.

    Dabei war die Lebensplanung des gebürtigen Augsburgers eigentlich eine ganz andere. Gut, Fußball gespielt hat er im Amateurbereich schon immer. Doch eigentlich hatte er Kaufmann gelernt und mit Gastronomie rein gar nichts am Hut. 1964 fand er in Schweinfurt Arbeit in einem Textilgeschäft. Doch das änderte sich schon ein Jahr später. Sein Freund Manfred „Fred“ Berz wechselte damals von Schalke 04 zum FC 05 Schweinfurt und wurde prompt mit den 05er Regionalligameister.

    Zudem betrieb Berz die Stadiongaststätte am Willy-Sachs-Stadion. Weil der Kicker das nicht alleine schaffte, holte er Heinz Holzer mit ins Boot. Der war inzwischen auch aus Augsburg zu den Grün-Weißen gewechselt, spielte da aber bei den Amateuren. Und das sehr erfolgreich. 1968/69 wurde er Torschützenkönig in der Landesliga mit 38 Treffern. „Ein klassischer Neuner war ich, ein echter Knipser.“ Sein letztes Pflichtspieltor erzielte Holzer mit 48 Jahren, ebenfalls in der Landesliga, gegen Gaustadt.

    Das Gastspiel von Fred Berz in Schweinfurt war nach einem Jahr beendet, den Profi zog es weiter nach Saarbrücken. Holzer überließ er die Stadiongaststätte. Der hatte längst am Dasein als Wirt Gefallen gefunden und blieb bei diesem Beruf – bis heute. „Ich habe dafür extra noch Koch und Metzger gelernt.“ Bis 1982 blieben die Holzers am Stadion, dann wurde man sich mit dem FC 05 nicht mehr einig, die verlangte Pacht war Holzer zu hoch. „Ich hatte schon in Augsburg für ein Hotel unterschrieben, dann kam der Direktor vom Brauhaus und hat gesagt, er könne mich nicht gehen lassen. Er gab mir die Hafengaststätte. Da sind wir jetzt seit 35 Jahren.“

    Auch sportlich zog Heinz Holzer 1982 weiter. Vom Sachs-Stadion an die Maibacher Höhe als Betreuer. Und da sitzt er auch heute noch auf der Bank. „Die Atmosphäre und der Zusammenhalt bei den Turnern sind einmalig. Da steht einer für den anderen ein.“ Und hilft sich in der Not. Als Holzer vor einigen Jahren schwer an Krebs erkrankte, war es trotzdem Ehrensache, dass der Betreuer bei den Partien stets mit auf der Bank saß. Und als Holzer wegen der Krankheit kaum laufen konnte, trugen ihn die Spieler halt an die Seitenlinie. „Das hat mir durch die ganz schwere Zeit geholfen“, ist er dafür noch immer dankbar. „Da kam ich auf andere Gedanken.“ Heute ist er vielleicht der älteste Betreuer im Kreis Schweinfurt. „Immer dabei, daheim und auswärts.“ FTS ohne Heinz Holzer, unvorstellbar. Er ist einfach Kult. „Auch die Spieler akzeptieren mich, zu denen finde ich immer noch einen Draht.“ Und hat mit den Jungs auch schon manchen Unfug angestellt. „Saisonanschlussfahrten in Gran Canaria, da war ich immer mittendrin. Auch heute gehe ich mit den Spielern noch in die Disco.“

    Eine weitere Freundschaft endete 2014 mit dem Tod eines guten Freundes: Fritz Sdunek, weltbekannter Box-Trainer, unter anderem der Klitschko-Brüder. „Wir haben uns im Urlaub auf Gran Canaria kennen gelernt.“ Seit mehr als 30 Jahren erholen sich die Holzers dort schon. Vitali und Wladimir Klitschko gehörten durch Sdunek auch zum Bekanntenkreis von Heinz Holzer. „Die waren auch auf Gran Canaria im Trainingslager immer mit ihren ganzen Familien. Ganz feine Menschen, völlig auf dem Boden geblieben.“ So erlebte der Schweinfurter auch mehrere große Kämpfe der Boxer live mit. „Jetzt aber nicht mehr, seit sie in Las Vegas kämpfen. Nach dem Tod von Sdunek habe ich zum neuen Management nicht mehr so den Kontakt.“

    „Auch heute gehe ich mit den Spielern noch in die Disco.“

    Heinz Holzer nimmt sich bei Mannschaftsfeiern nicht zurück

    So kann sich der unverwüstliche Heinz Holzer also wieder vermehrt um die Freien Turner kümmern. Dass der einst stolze Landesligist inzwischen in die Kreisliga abgerutscht ist, das stört ihn nicht. „Wir machen jetzt einen Neuaufbau.

    In diesem Jahr werden wir Meister und in drei Jahren ist die FTS in der Landesliga zurück.“ Schließlich habe er großes Vertrauen in den neuen Coach und ehemaligen Turner-Spieler Adrian Gahn. „Der Adi kriegt das hin.“ Und weil Heinz Holzer nie knickerig war („Ich lade die Mannschaft mehrmals im Jahr zu mir zum Teamessen ein“), plant er auch bereits die kommenden Meisterfeiern der Turner in seiner Hafengaststätte. „Darauf freue ich mich schon.“ Wie lange der Wirt und Sportler noch weitermachen will, das Ende ist offen. Den nächsten Gran Canaria-Urlaub hat er eben gebucht. Und darüber hinaus? „Auch mit 90 will ich noch am Zapfhahn stehen und bei den Turnern auf der Bank sitzen.“

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