Kegeln
Bundesliga Männer, 120 Wurf
SKK FEB Amberg – SKK Vikt. Fürth | 8:0 | |
ESV Schweinfurt – SKV RW Zerbst | 0:8 | |
SKC Nib. Lorsch – Donaup. Straubing | 5:3 | |
SKC BW Peiting – KC Schwabsberg | 6:2 | |
TSV 90 Zwickau – Victoria Bamberg | 3.5:4.5 |
1. | (1.) | SKV RW Zerbst | 2 | 16 | : | 0 | 4 | : | 0 | |
2. | (1.) | Victoria Bamberg | 2 | 12.5 | : | 3.5 | 4 | : | 0 | |
3. | (6.) | SKC BW Peiting | 1 | 6 | : | 2 | 2 | : | 0 | |
4. | (3.) | KC Schwabsberg | 2 | 8 | : | 8 | 2 | : | 2 | |
5. | (9.) | SKC Nib. Lorsch | 2 | 7 | : | 9 | 2 | : | 2 | |
6. | (4.) | TSV 90 Zwickau | 2 | 9 | : | 7 | 2 | : | 2 | |
7. | (10.) | SKK FEB Amberg | 2 | 8 | : | 8 | 2 | : | 2 | |
8. | (5.) | Donaup. Straubing | 2 | 8 | : | 8 | 2 | : | 2 | |
9. | (10.) | SV Leipzig | 1 | 0 | : | 8 | 0 | : | 2 | |
10. | (7.) | ESV Schweinfurt | 2 | 3 | : | 13 | 0 | : | 4 | |
11. | (8.) | SKK Vikt. Fürth | 2 | 2.5 | : | 13.5 | 0 | : | 4 |
ESV Schweinfurt – SKV Rot Weiß Zerbst 0:8
Sie glauben, Bayern München sei der vielleicht erfolgreichste deutsche Verein der letzten Jahre? Oder vielleicht die Handballer vom THW Kiel? Oder die Basketballer aus Bamberg? Dann kennen Sie den SKV Rot Weiß Zerbst 1999 noch nicht. Deren Bilanz seit 2005: acht mal in Folge hintereinander deutscher Meister, dreimal deutscher Pokalsieger, viermal Weltpokalsieger und Gewinner der Champions League 2010. Zerbst, das gut 350 Kilometer nordöstlich von Schweinfurt in Sachsen-Anhalt zwischen Dessau und Magdeburg liegt, ist im deutschen Kegelsport die absolute Nummer eins. Schon zu DDR-Zeiten wurde dort in der Oberliga sehr erfolgreich gekegelt.
Diese Übermannschaft war also beim ESV Schweinfurt in der Bundesliga 120 Wurf zu Gast. Das Ergebnis: vorhersehbar. 0:8, die Schweinfurter waren glücklich, wenigstens vier Sätze gewonnen zu haben. Bester ESVler war ausgerechnet Ersatzmann Frank Geyer, der Boris Benedik sogar zwei Sätze abnehmen konnte und trotzdem den Punkt abgeben musste weil der Zerbster mehr Holz abgeräumt hatte. Ohnehin war das Schweinfurter Schlusspaar – sonst nicht zum Bundesliga-Kader gehörend – das erfolgreichste, denn auch Trainer Dominik Geis gewann gegen Thomas Schneider einen Satz.
Das schafften von der Stammsechs nur Christian Rennert und Markus Krug. „Wir mussten schon für dieses Ergebnis kämpfen“, sagt Zerbsts Trainer Günther Doleschal brav. Beim Sportlergruß hatte er gegenüber den wackeren Hausherren auch schon angemerkt, dass das klare Ergebnis „auf die gesundheitlichen Probleme“ beim ESV zurück zu führen sei. Kegler sind offenbar faire und höfliche Sportler.
Natürlich hatten die ESV-Männer gewaltige Aufstellungssorgen. Zwei Mann der Stamm-Sechs konnten gar nicht auf die Bahnen, Mannschaftsführer Holger Hubert musste mit sechs Injektionen in den Rücken fit gespritzt werden. Was auch die für Hubert eher mäßigen 548 Holz erklärt. „Das war angesichts der Voraussetzungen heute schon in Ordnung heute so“, meint der Schweinfurter. Ohnehin gehört Zerbst sicher nicht zu den Gegnern, an denen Schweinfurt sich messen muss, um den erneuten Klassenerhalt zu schaffen. Hubert: „Wir spielen jetzt die dritte Saison Bundesliga, das ist für den ESV schon was, auf das wir stolz sein können.“ Hart wird es freilich drin zu bleiben, drei von elf Teams steigen nämlich ab. „Ich glaube, dass sechs Teams etwa auf dem gleichen Niveau kegeln“, so Hubert „da wollen wir bei den drei dabei sein, die am Ende über dem Strich stehen.“ Nächstes Wochenende bei Viktoria Fürth, da zählt es dann. „Da fängt für uns die Saison richtig an“, so der Teamkapitän.
„Wer man international erfolgreich sein will, muss Geld in die Hand nehmen.“
Günther Doleschal, Trainer von Rot-Weiß Zerbst
Immerhin, Zerbsts Erfolgstrainer Doleschal drückt dem ESV die Daumen. „Ich denke, dass die dieses Jahr drin bleiben können und wenn sich die junge Mannschaft dann weiter entwickelt, werden wir von Schweinfurt sicher noch einiges in der Zukunft hören.“ Wenn auch nie so viel wie von Zerbst vermutlich. Was schon an den Möglichkeiten liegt. Hier die Schweinfurter Feierabend-Kegler, die zweimal in der Woche zwei Stunden trainieren können. Dort die Zerbster Halbprofis, die mindestens diese Zeit täglich auf der Kegelbahn verbringen. Sogar zwei für Mazedonien startende Slowaken sind im Team, mindestens einer von ihnen „kommt nur zu den Spielen“, weiß Hubert. „Für lau macht das keiner. Bei uns sind dagegen alle Mann aus der Region.“
Doleschal hört das Wort Profi allerdings nicht so gern. „Das sind alles Kegel-verrückte Jungs, die täglich in die Arbeit gehen.“ Allerdings gibt er auch zu: „Wenn man international erfolgreich sein will, dann muss man auch Geld in die Hand nehmen und immer wieder neue Spieler holen“. Aktuell kegelt kein Einheimischer mehr in Zerbst. „Die Hochburg konnte entstehen, weil es einst zahlungskräftige Sponsoren gab, die viel Geld investiert haben“, sagt Doleschal. „Heute ist das nicht mehr so, da muss man für ein paar Euro schon weit laufen.“ Trotzdem reicht es noch, dass Zerbst in diesem Jahr wieder zum Favoritenkreis im Weltpokal gehört. Am 1. Oktober geht es nach Aberdeen.
„Dieser finanzielle Background fehlt uns völlig“, weiß ESV-Mannschaftsführer Hubert. „Da fahren die Spieler teils 100 Kilometer an, ohne einen einzigen Cent zu bekommen.“ Deshalb sei wohl auch auf absehbare Zeit kaum mehr für die Eisenbahner drin als der Klassenerhalt. Aber da die Bundesliga 120 Wurf (weil jeder Kegler vier Sätze a 30 Schub absolviert) ja die Königsklasse im Kegeln ist, ist das für Schweinfurt ja auch aller Ehren wert.
Einzelergebnisse: Rennert – Craciun 1:3 Sätze (626:617 Kegel), 0:1; Krug – Reiser 1:3 (573:633), 0:1; Hubert – Weber 0:4 (548:657), 0:1; Göbel – Stoklas 0:4 (538:624), 0:1; Geis – Schneider 1:3 (525:595), 0:1; Geyer – Benedik 2:2 (579:613), 0:1. Gesamt-Holz: 3359:3739.