Der frühere Fußballprofi Sebastian Kneißl, der auch beim FC 05 Schweinfurt unter Vertrag stand, hat ein positives Fazit von seiner Premiere im Video-Assist-Center des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Köln gezogen. "Es war für mich spannend – ich war zwar schon mal in diesem Raum und habe das alles schon gesehen, diesmal fühlte es sich aber noch realistischer und praxisnäher an", sagte der 40-Jährige im Interview auf der DFB-Internetseite, das am Sonntag veröffentlicht wurde.

In Kneißl, der auch als DAZN-Experte arbeitet, hat erstmals ein externer Fußball-Experte Spiele an einer der Arbeitsstationen für die Video-Assistenten begleitet. Der frühere Profi von Fortuna Düsseldorf und des FC Chelsea verfolgte am Freitagabend das Spiel in der Zweiten Liga zwischen dem Hamburger SV und Eintracht Braunschweig (2:1). Tags darauf war er während des brisanten Zweitliga-Duells zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli (2:3) im Einsatz. "In beiden Spielen gab es Szenen, die wir konstruktiv diskutieren konnten", berichtete der Ex-Profi.
Der Ex-05er Kneißl wünscht sich "schnellere Kommunikation nach außen"
Kneißl habe jeweils neben dem Operator Platz genommen und die Möglichkeit gehabt, die Spiele auf eigenen Monitoren und aus verschiedenen Kameraperspektiven anzusehen, teilte der DFB mit. Über einen Kopfhörer habe er zudem die Kommunikation innerhalb des Schiedsrichterteams mithören können. "In der Halbzeitpause beider Spiele und nach dem Schlusspfiff kam es jeweils zu einem ausführlichen fachlichen Austausch zwischen Kneißl und den Referees", teilte der Verband mit.
Das Einbeziehen von Ex-Profis könne den umstrittenen Videobeweis langfristig verbessern, meinte Kneißl. "Wichtig ist natürlich, dass sie genau wissen, wie sie sich dort zu verhalten haben, denn es ist immer noch der Bereich der Schiedsrichter, da müssen ,wir' uns anpassen." Sein Wunsch sei eine "schnellere und transparentere Kommunikation nach außen", die Entscheidungen sollten idealerweise auch immer mit einer Begründung einhergehen.
Ob dauerhaft frühere Profis im Kölner Video-Keller dabei sein werden, ist offen. "Wir sind gegenüber neuen Ideen, die uns weiterbringen können, immer aufgeschlossen", sagte DFB-Innovations-Leiter Jochen Drees: "Dazu gehört es auch, dass wir durch eine solche Kooperation herausfinden wollen, inwieweit wir von der Expertise eines ehemaligen Berufsfußballers profitieren können."