Eishockey Mit 66 Spielen fängt die Saison erst an. Doch der Traum von den Partien 67, 68 und eventuell 69 - der Einzug ins Oberliga-Finale - erfüllte sich nicht. Top-Favorit ESC Dresden war unter dem neuen Trainer Jiri Kochta zum Saisonende so richtig in Schwung gekommen und für die "Uponor Sharks" dann doch eine Nummer zu groß.
In 66 Spielen, da hat man Spaß daran. Den hatten die Fans der "Haie" in den 59 Pflicht- und sieben Vorbereitungspartien massenhaft. Meister der Oberliga Südost, Qualifikation für die Play-offs und auch noch das Überstehen des Viertelfinales gegen den EV Füssen. Die vor der Saison von den meisten Experten als sicherer Kandidat für die Abstiegsrunde gehandelten "Haie" spielten die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. "20 Jahre hat es gedauert, bis Haßfurt eine solche Saison gelungen ist", sagte Trainer und Manager Stefan Kagerer. "Ich hoffe es dauert nicht wieder 20 Jahre, bis sich das wiederholt."
In 66 Spielen, da kommt man erst in Schuss. Drei Hauptgründe gibt es für den unerwarteten Höhenflug in der kleinsten Oberliga-Stadt:
1. Stefan Kagerer. Mit geringen finanziellen Mitteln, sprich dem bislang kleinsten Oberliga-Etat stellte er aus einem Sammelsurium von einem kleinen Stamm (Torsten Schwarz, Dennis Meyer, Petr Macek, Jakub Körner, Robert Hoffmann), hungrigen Talenten (Hansi Becker, Willi Dexheimer, Martin Oertel, Sandro Pagani, Danny Albrecht, Ronny Schneider, Tobias Stolikowski), anderswo Ausgemusterten (Trevor Jobe, Alexander Dexheimer, Andreas Herrmann, Michel Maaßen) und einem Klasse-Torwart (Joachim Appel) eine Erfolgs-Mannschaft zusammen. Wobei Kagerer neben sportlichen auch auf charakterliche Qualitäten Wert legte. Auch bei sich selbst: "Ich kann schon ein Schleifer sein", sagte er, "aber ich bin immer absolut ehrlich zu den Spielern."
2. Kapitän Dennis Meyer. "Er war das Herz der Mannschaft", lobte Kagerer. "Was er auf dem Eis gearbeitet hat, auch in der Verteidigung, war sensationell." Der 25-jährige Center ist der einzige Deutsche, der bei seinem Team Top-Scorer war.
3. Das Umfeld. Das, was Kagerer die "ERC-Familie" nennt. Also Vorstand, Helfer, Fans. "Es ist einfach wichtig für einen Spieler, dass das Geld pünktlich auf dem Konto ist, Wohnungen und Autos passen."
Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss. "Ganz egal, wo ich in der Zukunft noch arbeiten werde, dieses Team wird mir immer in Erinnerung bleiben", so der Trainer.
Stärken
Der bis zur letzten Sekunde spürbare Einsatz- und Siegeswille der Mannschaft. "Billig aber willig - die besten 'Haie' aller Zeiten", schrieben Fans zu Saisonende auf ein Plakat. Dazu kamen eine stabile Abwehr vor einem starken Goalie Joachim Appel, der zum besten Torwart der Oberliga Südost gekürt wurde. Und die enorme Heimstärke (beste Heimmannschaft der Südost-Gruppe).
Schwächen
Bisweilen stürmte die junge Truppe buchstäblich ins Verderben. "Wir können kein Defensiv-System einhalten", klagte Kagerer. Zudem bekam kaum eine Mannschaft mehr Strafzeiten. "Das gehört zu einer jungen Mannschaft", kommentierte Kagerer die 1569 Kühlboxminuten. "Das waren natürlich zu viel. Aber es waren keine bösen Fouls dabei."
Höhepunkt
Der Gewinn der Meisterschaft in der Oberliga Südost und das Heim-Viertelfinale gegen den EV Füssen, als in den letzten eineinhalb Minuten aus einem 4:5 noch ein 6:5 gemacht wurde.
Tiefpunkt
Das erste Wochenende der Zwischenrunde. Da wurde der Erste der Südost-Staffel beim Südwest-Zweiten Klostersee (3:8) und gegen den Südwest-Meister Peiting (1:4) nach Strich und Faden verpfiffen. Der daraus resultierende "Null-Punkte-Knacks" kostete wohl das Heimrecht in den Play-offs.
Topscorer
Der Effektivste war der im Oktober aus Selb gekommene Trevor Jobe mit 76 Punkten in 45 Spielen. Die meisten Zähler sammelte Dennis Meyer (82.). "Kampfschwein" Alexander Dexheimer steigerte sich binnen einer Saison von neun (2001/02 beim ESV Bayreuth) auf 52 Punkte.
Das Personal
Klar ist, dass nicht viel klar ist. Außer Meyer (REV Bremerhaven), Schwarz (ESC Dresden) und Albrecht (unbekannt) gibt es noch keine Abgänge. Einen Vertrag haben Appel, Pagani, Maaßen und Alexander Dexheimer.
Zuschauer
Im Schnitt rund 1000 (ca. 750 zahlende sowie 250 Dauer- und Arbeitskarten). "Unseren Schnitt haben wir erreicht", sagte Kagerer. "Als ich nach Haßfurt kam, haben wir vor 250 Fans gespielt. Wir dürfen jetzt in unseren Bemühungen um den Fan nicht nachlassen."
Der Ausblick
Es wird schwer werden, eine solche Saison zu wiederholen. "Wir müssen definitiv unseren Etat nochmals zurück fahren", kündigte Kagerer an. "Angesichts der wirtschaftlichen Gesamtlage, müssen wir eher mit weniger Sponsoren rechnen." Ob Kagerer bleibt, soll sich in der kommenden Woche entscheiden.