Bayernliga FC 05 Schweinfurt – TSG Thannhausen 4:3 (2:0)
3:0 hieß es dank der Gala-Vorstellung des dreifachen Torschützen Engin Kalender, dann folgte die Aufholjagd von zehn Thannhäusern zum 3:3 und Sekunden vor dem Abpfiff ließ der Matchball von David Thomas das Stadion beben: Dramatischer, aufregender und mitreißender war lange kein Auftritt der 05er, die damit auch den ersehnten Sprung auf die Nichtabstiegsplätze schafften. Und das nach fast hoffnungslosem Fünf-Punkte-Rückstand vor wenigen Wochen.
„Wir wundern uns selbst, wie schnell das ging“, staunt FC-Trainer Werner Dreßel, der aus verzagten Kickern selbstbewusst auftrumpfende Dynamiker formte. Dreßel versprach Tempo, Druck, Attacke und sein junges Team setzte das mit herzerfrischender Spielweise fast eine Stunde überzeugend um. Bis Kraft und Konzentration in der zweiten Halbzeit verständlicherweise nachließen.
Verdattert stand die beste Bayernliga-Elf der letzten Wochen dem Powerplay gegenüber. Von zehn Zweikämpfen gewannen die 05er gut und gerne acht, erkämpften sich immer wieder Bälle zurück, schalteten dann ruckzuck in den Vorwärtsgang. Alles war in Bewegung, defensiv wie offensiv, nicht zwei oder drei wie früher sondern alle zehn betrieben hochtouriges Lauf-und Passspiel und das sehr ideenreich. Da kamen 50-m-Pässe exakt an, wurde variabel gespielt, gab es Überraschungsmomente.
Die ganze Entschlossenheit der 05er verkörperte vorne der dreifache Torschütze Engin Kalender: Elegant und explosiv degradierte er die zuletzt hochgelobten TSG-Abwehrcracks zu Slalomstangen. „Er ist die Lebensversicherung der Schweinfurter“, zeigte sich TSG-Pressesprecher Klaus Richter beeindruckt. Für ihn war allerdings auch klar, „dass der FC 05 irgendwann einbrechen würde.“ Verantwortlich dafür war in erster Linie das albanisch-kroatische Stürmer-Duo. Der abgezockte Mijo Stijepic sorgte schon als Alleinunterhalter für einige Unruhe in Halbzeit eins. Die Schweinfurter retteten, im zweiten Akt gelang das nicht mehr. Mijo Stiejepic verkürzte mit zwei Toren. Zwischendurch verhinderte nur Kalenders Eigensinn, der seinen kampfstarken Sturmpartner Michael Kraus übersah, das 4:1 (66.). Als FC-Kapitän Kress einen Stijepic-Schuss wegschlagen wollte, verfehlte er den auf dem umgepflügten Rasen tückisch aufspringenden Ball und der trudelte zum 3:3 ins leere Tor (78.). Die 05er waren schwer angeschlagen und ohne die ausgewechselten Esen (gelb-rot gefährdet) und Hetzel (verletzt) im Mittelfeld nicht mehr bissig genug. Nur Riesenglück bewahrte sie vor dem K.o., als der Ball hintereinander an die Innenseiten von Pfosten und Latte krachte (79.) und Keeper Matthias Küfner mit toller Fußabwehr rettete (82.). Dann der letzte Angriff: Bernd Hoff flankte, Torhüter Steidle wehrte in die Mitte ab und von hinten kam David Thomas heranpreschte und zimmerte die Kugel irgendwie in den verstellten Kasten. Das Stadion bebte nach dem glücklichen Ausgang des Thrillers.
Zehn Sekunden später war Schluss und die Gemütslage von Kapitän Kress, zumal nach seinem peinlichen Luftschlag, mehr vom Schreck als vom Jubel bestimmt. „Es ist schwer das alles in Worte zu fassen. Wir haben nach der tollen ersten Halbzeit die Ordnung verloren, waren nicht mehr so konzentriert. 90 Prozent sind nicht genug gegen solch gute Stürmer.“ Auch Matchwinner Thomas gestand: „Wir wollten die Führung über die Zeit schaukeln, waren nicht mehr voll bei der Sache.“ Auch weil man seit der 37. Minute nach der Roten Karte gegen Marschlich in Überzahl gespielt habe.
„Ich hab ein paar graue Haare mehr bekommen, doch das nehm ich gerne in Kauf für einen Nichtabstiegsplatz“, verströmte der sonst kühle Analytiker Dreßel frohe Laune. Im VIP-Zelt gab es Applaus für ihn, als er feststellte: „50 Minuten lang war es das beste Spiel, seit ich hier bin.“
FC 05: Küfner – B. Hoff, Slintchenko (80. Strätz), Kress, Mekic – Hetzel (65. Cadiroglu), Thomas, Esen (60. M. Hoff), Mache – Kraus, Kalender. Thannhausen: Steidle – Wiesmüller (50. Struck), Mittelbach, Dischl, Hugel (73. Streitel) – Stroh (50. Jaut), Marschlich, Selig, Hämmerle – Stijepic, Sadrijaj. Tore: 1:0, 2:0, 3:0 Kalender (12., 23., 46.), 3:1, 3:2 Sadrijaj (53., 76.), 3:3 Stijepic (78.), 4:3 Thomas (90.). Schiedsrichter: Pongratz (Regen). Zuschauer: 890. Rote Karte: Marschlich (TSG, 37. grobes Foul).
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