Und doch: Das erste Bild, das sich der neue Trainer unter ernsthaften Bedingungen hat machen dürfen, es fällt nicht aus dem Rahmen. "Was die Mannschaft abgeliefert hat, verspricht Optimismus", wirkte der 45-Jährige entschlossen, aus dem vorhandenen Potenzial so schnell wie möglich eine rosigere Zukunft zu basteln. "Wir müssen jetzt raus aus den Abstiegsplätzen, auch wenn der nächste Gegner Unterhaching heißt."
Nun, gestern Abend im schmucken Waldau-Stadion hieß er erst einmal Stuttgarter Kickers. Dahinter verbirgt sich nicht unbedingt der Meisterschaftsanwärter Nummer eins. Selbst Ex-Nullfünfer und jetzt Kickers-Stammspieler Sven Kresin formulierte die Stuttgarter Ambitionen mit "da halten wir uns bedeckt" verhalten. Und doch, es reichte. Es reichte zumindest eine Halbzeit lang, um nach zwei beherzten Minuten in alte Angsthasen-Manier verfallende Schweinfurter zu beherrschen. Ein Mann förderte dabei den aktuellen Unterschied zwischen beiden Teams zu Tage: Sascha Benda. Der Traum-Torschütze zum 2:0 (70.) versprühte den Willen, jeden, aber auch wirklich jeden Ball haben und ihn auch verwerten zu wollen. Das tat ihm kein 05er gleich. "Wir haben zu wenige Spieler, die aus sich heraus gehen", gestand Boysen.
Das änderte sich ein wenig nach dem Wechsel, als die Gäste merkten, wie leicht auch die Schwaben mit engagierten Attacken in Verunsicherung zu stürzen sind. "Wir haben junge Spieler, die agieren können wie Stuttgart vor der Pause", so Boysen, "in die Tiefe spielend, schnell und technisch versiert."
Überraschend ließ einer derartige Qualitäten am auffälligsten erkennen, mit dem man gar nicht mehr recht rechnen wollte: Thorsten Seufert. Erst im Stadion hatte er erfahren, wieder in die von ihm geliebte Offensive rücken zu dürfen. Und dankte dem Trainer das Vertrauen mit der Vorbereitung von Veselin Popovics Anschlusstreffer (75.) sowie der vielleicht gefährlichsten Flanke der letzten vier Wochen - dumm nur, dass sie der abermals neben sich stehende Mauro Bastos aus fünf Meter über das Tor schaufelte (81.). "Es ist klar, dass so was nicht von jetzt auf nachher geht", bittet Seufert noch um etwas Geduld. "Wir haben nun eine Woche Zeit, da gilt es, an uns zu arbeiten."