Wenn der ERV Schweinfurt am Freitagabend (20 Uhr) in Selb antritt, geht das Team als krasser Außenseiter in die Partie. Das liegt nicht nur an der aktuellen Tabellensituation, die die Selber als Klassenprimus der Eishockey-Oberliga und die Schweinfurter als Schlusslicht ausweist. Denn gerade auf heimischem Eis erwiesen sich die Wölfe bislang als unbezwingbar. In neun Spielen blieben die Oberfranken verlustpunktfrei.
Und auch die übrigen Werte sprechen eine deutliche Sprache: So stellen die Wölfe mit Marko Suvelo den besten Goalie und insgesamt mit 41 Gegentoren die stabilste Defensive der Liga. Im Angriff verfügen die Gastgeber neben dem aktuellen Top-Scorer Kyle Piworwarczyk mit Jarde Mudryk und Herbert Geisberger gleich noch über zwei weitere Spieler in der Top Ten. „Die haben keine Schwächen. Aber wir werden versuchen, uns so teuer wie möglich zu verkaufen“, sagt ERV-Coach Jukka Ollila tapfer. Dass das nicht leicht wird untermauert wieder einmal die Personalsituation bei den Mighty Dogs.
Zwar stellte sich Knieverletzung von Goalie Martin Fous als weniger dramatisch heraus, als zunächst befürchtet. Ein Einsatz des Deutsch-Tschechen an diesem Wochenende kommt für Ollila aber noch zu früh. „Ole Swolensky wird im Tor stehen und als Back-up nehmen wir einen Junioren-Torhüter mit.“ Vom Förderlizenzpartner Bad Nauheim wird diesmal kein Spieler abgestellt werden. Alex Funk und Schahab Aminikia kehren nach überstandenen Verletzungen zwar ins Team zurück. Dafür fällt Stürmer Athanasios Fissekis mit einer Sprunggelenkverletzung für dieses Wochenende aus.
Ollila kritisiert Rindos
Und auch Kapitän Vitali Stähle, der zuletzt in Grafing eine Spieldauerstrafe kassierte, wird zumindest in Selb fehlen. Am Sonntag wird er dann aber, trotz der jüngsten Auseinandersetzung mit Teilen der Fans wieder als Kapitän auflaufen. „Das stand für uns nie zur Diskussion“, so Ollila, der sich in dieser Woche mehr mit einer anderen Personalie beschäftigt hat. „Von Lukas Rindos kommt einfach zu wenig. Wenn ich auf die Torausbeute schaue, muss ich von einem Ausländer wesentlich mehr erwarten. Ich bin noch nicht sicher, ob er am Wochenende auflaufen wird“, kündigt der Trainer Maßnahmen an. „Wir haben ihn als Führungsspieler eingeplant. Wenn das sportlich nicht funktioniert, muss man in unserer Situation eben auch mal Zeichen setzen!“
Klar ist, dass die Schweinfurter nur durch mannschaftliche Geschlossenheit den Weg aus der Krise finden können. Vielleicht könnte ihnen auch helfen, dass der ein oder andere Gegner den Tabellenletzten unterschätzt. Im Falle von Selb wagt der Finne darauf aber nicht zu hoffen. „Die geben vor eigenem Publikum immer Vollgas. Sicher auch gegen uns.“
Das die Mannschaft dennoch alles probieren wird, um nicht nur am Freitag, sondern auch im nächsten Heimspiel gegen Bad Tölz am Sonntag (18 Uhr, Icedome) den gordischen Knoten endlich zu durchschlagen, macht auch Verteidiger Markus Koch deutlich: „Wir arbeiten seit Wochen im Training hart, stellen Dinge um und probieren alles, um uns aus dieser Situation herauszukämpfen. Aber wir werden dabei immer wieder durch Verletzungen und Sperren zurückgeworfen“, so der Ex-Kapitän, der die vielen großen Strafen auch nicht als Disziplin-Problem sieht. „Ich habe noch nie so viele Matchstrafen erlebt, wie in dieser Saison. Und zwar in der ganzen Liga“, wundert sich der Verteidiger über die heuer kleinliche Regelauslegung.
„Wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis, um zu wissen, dass es noch geht. Daran arbeiten wir alle gemeinsam“, beschreibt Koch auch das Innenleben der Mannschaft als absolut intakt. Und auch teilweise aufkommende Kritik aus dem Umfeld an der ruhigen Art des Trainers, kann er nicht nachvollziehen. „Er spricht viel mit uns Spielern, erklärt genau, was er will und was wir falsch machen. Dabei wird er durchaus auch mal an der richtigen Stelle laut.“ Das Verhältnis zwischen Team und Trainer sei in keinster Weise gestört. Gilt es also nur noch, das Glück zu zwingen. Koch: „Das ist aber eben manchmal leichter gesagt als getan.“
Der Coach lebt den Glauben an das eigene Können und eine Wende weiter vor. Ollila sagt: „Wir müssen halt diesen schwere Weg gehen – und wir werden ihn gehen.“