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OLYMPISCHE SPIELE:: Kindern die olympische Werte vermitteln

OLYMPISCHE SPIELE:

Kindern die olympische Werte vermitteln

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    Die olympischen Ringe leuchten in Pyeongchang inmitten illuminierter Kunstobjekte.
    Die olympischen Ringe leuchten in Pyeongchang inmitten illuminierter Kunstobjekte. Foto: Foto: dpa

    Die Nachricht über die manipulierbaren Urin-Fläschchen hat den internationalen Anti-Doping-Kämpfern just vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang wieder ein paar Sorgenfalten mehr beschert. Und auch einem Mann in Schweinfurt: Ronald Kraatz ist Vorsitzender des dort ansässigen Idealvereins für Sportkommunikation und Bildung (ISB) und hat es sich mit seinen Kollegen zur Aufgabe gemacht, Schüler im Rahmen des Unterrichts die Werte des Sports zu vermitteln. Mit jeder Doping-Meldung hat er es schwerer, den Kindern ihre Zweifel zu nehmen: „Wenn sie sehen, dass die oben stehen, die sich nicht an die Regeln halten, dann ist das desillusionierend, dann zieht es unserer Arbeit den Boden weg.“

    Seit 2011 ist Kraatz beim ISM engagiert, seit zwei Jahren hauptberuflich im Vorstand. Der Sportwissenschaftler geht mit seinen 17 Kolleginnen und Kollegen an mehrere Schulen im Kreis Schweinfurt und will dort Kinder unter anderem über das Projekt „Bewegte Ganztagesschule“ an den Sport führen. Dabei erhalten Ganztagsschüler neben Hausaufgabenbetreuung und ausgewogenem Essen täglich eine Bewegungsstunde. „Unser Verein treibt keinen Sport, sondern versucht, Kinder dazu zu bringen, Sport zu treiben“, sagt der 35-Jährige.

    Der ISB wurde 2007 gegründet und lebt den Grundsatz, „dass jeder Mensch ein Recht hat, auf Teilhabe am sozialen System Sport“.

    Dabei steht nicht die Bewegung im Mittelpunkt, sondern Selbst- und Sozialkompetenz. Der Erkenntnis, dass immer mehr Gruppen – zum Beispiel Ganztagsschülern, Kindern aus prekären Familienverhältnissen oder Senioren – die Teilhabe an diesem sozialen System verwehrt wird, folgte das Vorhaben, dieser Exklusion entgegenzutreten, indem der ISB Bewegung, Spiel und Sport direkt zu diesen Zielgruppen bringen will. Zu den Programminhalten des ISB gehören zudem Veranstaltungen zu den Themen Integration, Gewalt- und Suchtprävention. Im Rahmen des aktuellen Projekts haben sich ISB-Mitglieder und Kinder auseinandergesetzt mit klassischen Werten. Die fünf olympischen Ringe stehen hier einmal nicht für die Kontinente, sondern für Solidarität, Miteinander, Antidiskriminierung, Freundschaft und Fairplay.

    Einer, der mit all diesen Begriffen aktuell vor Ort in Berührung kommt, ist Issak Droysen. Der 18-jährige Eiskunstläufer aus Würzburg, der in Oberstdorf lebt und dort das Elitegymnasium des Wintersports besucht, ist C-Kader-Mitglied und nimmt in Pyeongchang am olympischen Jugendlager teil, eingekleidet in die Ausrüstung der deutschen Mannschaft. Er hat sich des Wertes „Freundschaft“ angenommen. Solche zu knüpfen, hat er vor mit den anderen Jugendlichen aus aller Welt, auch wenn sein Terminkalender prall ist: Termine mit dem Olympia-Kader, im Deutschen Haus und mit Sponsoren – wie ein Medaillengewinner.

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    Roland Kraatz (ISB, stellvertretender Vorsitzender) SOLIDARITÄT: Die Olympischen Spiele verbinde ich mit den althergebrachten Grundideen von „dabei sein ist alles“ und „möge der Beste gewinnen“. Teilnehmer der Spiele sind dabei noch viel mehr den Werten und Regeln des Sports verpflichtet, da von ihnen eine enorme Strahlkraft ausgeht. Daher muss man von jedem Einzelnen erwarten können, sich diesem Regelwerk voll und ganz zu unterwerfen. Denn letztlich funktioniert die Solidargesellschaft unter den Olympioniken nur dann, wenn wirklich niemand ausschert. Der olympische Gedanke kann also nur als gelebte, gemeinsame Idee funktionieren. Dabei spielt es auch keine Rolle, welche Platzierung am Ende steht. Wer auf dem letzten Platz landet, ist genauso wichtig wie die Sieger. Diese Gedanken leiten uns auch in unserer täglichen Arbeit hier in der Region mit den Kindern. Dieses Gemeinschaftsgefühl leben wir vor und wir würden uns freuen, wenn es auch im Spitzensport so wäre. Denn letztlich sind das doch die Vorbilder, zu denen unser Nachwuchs bei jeder Sportstunde aufblickt.

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    Martina Artes (ISB, Vertreterin der Jugend im Aufsichtsrat) MITEINANDER: Der Sport ist geprägt wie kaum ein anderer gesellschaftlicher Bereich von einem Miteinander. Ob es um den Reiz geht, gemeinsam als Team bei einem Wettkampf anzutreten und anschließend den Sieg zu feiern oder beim Spiel der Lieblingsmannschaft mit anderen begeisterten Fans mitzufiebern. Besonders im Sport trägt das gemeinsame Erleben von Freude oder auch Enttäuschung nach einer Niederlage dazu bei, dass man sich verbundener fühlt. Man begeistert sich für dieselbe Sache und verfolgt dasselbe Ziel. Heutzutage grenzen sich Viele von anderen Menschen ab und leben in ihrer eigenen Welt – im Sport braucht es das Miteinander. Durch viele Erfahrungen in Integrationsprojekten oder in der Jugendarbeit habe ich gelernt, dass es keinen einfacheren Weg gibt, Menschen unterschiedlichen Alters oder Herkunft zusammenzubringen. Für die sportliche Leistung ist der Status egal, es zählen Wille und Freude. Auch wenn sich die Menschen noch so unterscheiden und verschiedene Meinungen haben, im Sport gibt es noch ein Gefühl der Solidarität.

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    Luca Firsching (ISB, Freiwilligendienstleister) ANTIDISKRIMINIERUNG: Die Olympischen Spiele, egal ob im Sommer oder Winter, sind immer wieder ein Anlass, alle Meinungsverschiedenheiten zu vergessen und als Gemeinschaft zusammenzukommen. Es heißt ja immer, die Jugend der Welt versammelt sich. Plötzlich sind alle Unterschiede vergessen und alle stehen gemeinsam für dieselbe Sache. Das erinnert doch sehr an meine tägliche Arbeit beim ISB. Nicht nur, dass wir ein total internationales Team sind, auch unsere Zielgruppe ist sehr multikulturell. Trotzdem gibt es keine Berührungsängste und jeder steht für die anderen ein. Ein hervorragendes Beispiel ist unsere Schweinfurter Cricket-Mannschaft, die ich seit Dezember begleiten darf. Hier treffen sich junge Leute, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind und ihre Sportart mitgebracht haben. Dabei bin ich der Einzige, der zu Beginn keine Ahnung davon hatte. Aber eine Ausgrenzung hat keineswegs stattgefunden. Im Gegenteil, ich bin mittlerweile fester Teil der Gemeinschaft – also ein lebendes Beispiel für gelungene Integration.

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    Issak Droysen (Eiskunstläufer, C-Kader-Mitglied) FREUNDSCHAFT: Freunde sind die Familie, die man sich aussucht. Ich habe das Glück, eine ständig wachsende Familie zu haben und schätze meine Möglichkeit, bei Wettkämpfen oder Trainingslagern internationale Bekanntschaften zu knüpfen. Und ich bemühe mich, die neuen Freundschaften beispielsweise mittels Social Media zu pflegen. Es ist ein tolles Gefühl, über den Sport mit so vielen Charakteren in Kontakt zu kommen, ihr Leben kennenzulernen und das meine zu teilen. Man kann auch zu Autoritäten Freundschaften aufbauen, mit meinen Trainern bin ich sehr gut befreundet, kann mit ihnen über alles reden. Doch wo der Sport verbindet, kann er parallel zu Trennungen führen. Ich bin aus meiner Heimatstadt Würzburg weggezogen und musste liebe Menschen zurücklassen. Umso wichtiger ist mir der konstante Kontakt zu meinen Eltern, Verwandten und nahen Freunden. Ich bin froh über meine Erfahrung, dass der Sport und die damit oft assoziierte Konkurrenz keine Mauern zwischen mir und anderen Sportlern geschaffen hat. Es ist wichtig, dass man Konkurrenten nicht als Feinde sieht.

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    Elia und Leona (8 Jahre, Teilnehmer am ISB-Programm) FAIR-PLAY: Im Schulunterricht und im Programm des Idealvereins für Sportkommunikation und Bildung lernen wir, immer fair miteinander umzugehen. Das Fair-Play ist mir persönlich auch beim Spielen ganz wichtig. Wenn einer unfair ist, ist das gemein und macht dann keinen Spaß. So soll das doch eigentlich auch bei den Olympischen Spielen sein. Die Erwachsenen sollen sich anstrengen und der Beste soll dann den Wettkampf gewinnen. Und zwar ohne dabei zu schummeln. Es geht nämlich nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum, wie gewonnen wird, dabei fair zu sein. Das lernen wir beim ISB auch. Es wird von den Lehrern und Trainern darauf aufgepasst, dass wir uns immer an die Regeln halten und auch fair dabei sind. Das heißt zum Beispiel, bei einer unübersichtlichen Situation ehrlich zu sagen, wenn geschummelt wurde oder wenn der Schiedsrichter etwas nicht gesehen hat. Wir Kinder wünschen uns, dass die Sportler bei den Olympischen Spielen, obwohl es um so viel geht, ehrlich sind und keine unfairen Sachen machen.

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