Er läuft und läuft und läuft: 50 Jahre nach seinem Weltrekord im Großen Vierkampf, damals noch für den ERV Schweinfurt startend, geht Günter Traub erneut auf den Eisschnelllauf-Bahnen Europas auf Titel- und Rekordjagd – erstmals in der Altersklasse 75. Kürzlich absolvierte der für den DEC Inzell startende Altmeister aus Schweinfurt einen gelungenen Saison-Einstand. Bei den gut besetzten „Erfurt Masters“ besiegte er mit dem Schweizer Peter Reimann und dem Norweger Arne Kjell Foldvik zwei seiner Hauptkonkurrenten bei der Anfang März in Stavanger stattfindenden Masters-WM.
Ohne ernsthafte nationale Gegner vergrößerte Traub damit auch seine stolze Titelsammlung um eine weitere deutsche Meisterschaft nebst dreier Master-Rekorde. Doch auch international wagen in diesem Alter nur noch wenige ehrgeizige Senioren den Kraftakt mit vier Strecken an zwei Tagen.
Eine deutlich bessere Punktzahl verhinderte nur die drei Sekunden schwächere 500-m-Zeit zum Auftakt, als er mit stumpfen Kufen („Beim Feinschliff der Kufenenden ist was schief gelaufen“) fast gestürzt wäre. In den folgenden drei Rennen lieferte sich der Langstreckenspezialist Traub wie so oft ein hartes Duell mit seinem ewigen Schweizer Rivalen Reimann, den er erst im abschließenden 3000-m-Rennen klar distanzieren konnte.
„Es ist sehr gut gelaufen. Die Leistungsexplosion ist erst für Anfang März geplant“, sieht sich der bislang einzige deutsche Vierkampf-Weltrekordler voll im Plan. Zehn Tage vor seinem 75. Geburtstag will Günter Traub dann seine Marathon-Karriere mit dem vierten WM-Titel krönen. Drei Mal triumphierte er zwischen 1999 und 2002, dann ließ er es ruhiger angehen. Dass die WM im eisschnelllauf-verrückten Norwegen stattfindet, wo er sich vor einem halben Jahrhundert legendäre Duelle mit den großen Stars lieferte, sei eine besondere Motivation.
Entsprechend akribisch betreibt der frühere Fitness-Coach seit dem Sommer das Aufbauprogramm. In vielen Trainingswochen in Inzell hat er sich das nötige Gefühl auf dem Eis wieder geholt. Eisschnelllauf sei eine schwierige Sportart, im Alter noch schwieriger zu bewältigen, weiß er, und deshalb ist der einstige Nationaltrainer (Italien, USA) sogar wieder zum Schüler geworden. Mit der holländischen Trainerin Monique Vergeer hat er sich professionelle Hilfe geholt, die „technisch viel zu verbessern“ hatte. Vor allem ökonomischer müsse man im Alter laufen, sagt der unverwüstliche Franke vor seinen weiteren Starts in Davos, Heerenveen und in der Olympiahalle von Hamar.