Der Satz, der alles beschreibt, kam gleich zu Beginn: „Wir sind der FC 05, wir werden immer Erwartungshaltung haben. Es kann nicht unser Ziel sein, immer gegen den Abstieg zu spielen.“ Der Fan-Stammtisch, den die Fan-Vereinigung des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt in der Gaststätte Overtime im Icedome organisiert hatte, brachte zusammen, was seit Monaten schon an einen Tisch gehört hätte: Die sich um ihren Verein sorgenden Anhänger sowie die sportliche Leitung und den Vorstand des Klubs. „Die Informationspolitik dieses Vereins“, erklärte Dominik Groß, einer der Sprecher der Fan-Vereinigung unter dem Beifall der 30 Anwesenden, „ist eine Katastrophe. Man muss doch viel mehr miteinander reden.“ Stimmt, das sahen auch der stellvertretende Vorsitzende Marius Thein, Jürgen Scholl, der Vorsitzende des Verwaltungsrates und Sportleiter Dieter Kurth ein.
Sie standen tapfer Rede und Antwort, sahen sich aber in der dreistündigen Diskussion oftmals in der Sache bitter anzuhörenden, im Ton immer ruhig vorgetragenen Fragen ausgesetzt, die vor allem den Vorsitzenden Markus Wolf betrafen. Der war auf Anraten von Jürgen Scholl nicht gekommen, was einigen nicht gefiel. Scholl war merklich bemüht, die Argumente und Ideen zu sammeln, die Kritik anzunehmen. „Wir verstehen, dass man nicht mit Durchhalteparolen zufrieden ist“, betonte er. Zwei Themenkomplexe kristallisierten sich heraus – die Analyse der sportlichen Lage bis ins Detail; sowie die Frage, warum das Vereinsleben brach liegt. Zu Fragen nach Spielern, nach Trainingsinhalten und -intensität und vor allem nach dem Trainer gab Dieter Kurth Auskunft. Fundiert und ehrlich: „Fußball ist Ergebnissport, das ist klar. Wir dürfen auf keinen Fall absteigen, wir müssen einen Relegationsplatz erreichen.
“ Einzig mit seinem eindeutigen Bekenntnis pro Gerd Klaus, mit dem er und der Vorstand intensiv diskutieren würden, überzeugte Kurth keinen Fan – die Meinung, dass man es mit einem neuen Trainer versuchen müsse, hat sich verfestigt, auch wenn der Verein sich zwei Trainer nicht leisten kann.
Apropos Finanzen: Immer wieder drehte sich das Gespräch um die Frage, warum Markus Wolf mit seiner Firma den Zweitligisten 1. FC Nürnberg mit ungleich höheren Summen unterstützt als den FC 05. Auch die Tatsache, dass es außer Großsponsor Wolf kaum weitere Geldgeber beim FC 05 gibt, beunruhigt die Anhänger. In diesem Zusammenhang gab Marius Thein bekannt, dass man sich um verstärktes Marketing bemühe, außerdem sei angedacht, einen neuen Mitarbeiter anzustellen, der sich um die Vermarktung kümmert.
Richtig die Leviten gelesen bekamen die FC-Verantwortlichen von einem altgedienten Fan, der seit 1963 zuschaut. Quintessenz: „Es gibt kein Gemeinschaftsgefühl mehr. Wir sind eine FC-Familie und nur mit diesem Gefühl kommen wir da raus.“ Als dann auch noch detailliert das Thema mangelnde Wertschätzung für ehrenamtliche Helfer an Spieltagen aufkam, mussten Jürgen Scholl und Marius Thein merklich schlucken. „Es geht um Wertschätzung, Anstand und Fairness und nicht um zwei Getränke und eine Wurst“, fasste Swen Geis, gemeinsam mit Dominik Groß Fanbeauftragter des Vereins, die Gefühle der Helfer zusammen.