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Tennis: Kevin Krawietz: Hambach statt London

Tennis

Kevin Krawietz: Hambach statt London

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    Sie sind der harte Weg ins Rampenlicht des Profi-Tennis, die Future-Turniere, das Tummelbecken der vielen Namenlosen. Gerade mal 117,50 Dollar Preisgeld, also nicht einmal 100 Euro, wurden an diejenigen ausbezahlt, die bei den Dittelbrunn Open in der ersten Runde des Hauptfelds gescheitert sind. Doch um das zu erreichen, müssen Spieler mit vierstelligen Plätzen in der Weltrangliste erst einmal die Qualifikation überstehen. Kein Wunder, dass aus aller Herren Länder angereiste Profis schon mal vor dem Tennis-Center im Auto nächtigen, um Kosten zu sparen.

    Kevin Krawietz muss nie verspannt und ausgekühlt morgens aus einem Auto klettern, er gehört zu den geförderten Talenten des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV). Doch die Turnierwoche in Hambach ist ohnehin quasi ein angenehmes Heimspiel für den Oberfranken. Abends ist Krawietz über die B303 in einer Stunde zu Hause bei den Eltern in Coburg. Der 18-Jährige steht gerade an der Schwelle vom Junioren- zum Herren-Bereich. Letztes Jahr gewann er mit einem französischen Partner die Doppel-Konkurrenz in Wimbledon und schrieb Schlagzeilen. Das zählt jetzt nichts mehr. Am Mittwoch verlor Krawietz, Nummer 830 der Weltrangliste, sein Erstrunden-Einzel gegen den Tschechen Ladislav Chramosta, Nummer 852, in drei Sätzen (6:2, 3:6, 3:6).

    „Es ist ein anstrengender Teil der Tennis-Karriere“, sagt Klaus Langenbach über die Future-Turnierserie. „Man muss diese Phase relativ zügig überstehen. Wer zu lange in der Future-Serie steckt, kommt schwer noch heraus.“ Was die Aussichten von Kevin Krawietz angeht, in den nächsten Jahren erst einmal einen Ranglistenplatz um 350 und damit die Ebene der besser dotierten Challenger-Turniere zu erreichen, ist sein Trainer optimistisch. „Es ist ein Prozess. Kevin ist ein guter Junge dafür, weil er es auf- und begreift.“

    Das eigentliche Ziel des Blondschopfs, der es bei den „Dittelbrunn Open“ schon mal auf den Titel des Programmheftes geschafft hat, findet sich auf seiner Homepage. Unter die Top-15 der Welt will er. „Auf jeden Fall“, grinst Kevin, sein Vorbild ist der elegante Roger Federer. Womöglich hat er in diesem Jahr ein wenig Zeit verloren, weil er auf Wunsch des Deutschen Tennis-Bundes noch einmal alle Junioren-Wettbewerbe der vier Grand-Slam-Turniere bestritten hat, auch bei den den Olympischen Jugend-Spielen in Singapur aufschlug und so weniger Männer-Turniere bestritt als geplant. „Bei

    „Ich bin froh, dass es jetzt richtig los geht bei den Herren.“

    Kevin Krawietz, noch Junior

    Grand Slams zu sein, ist immer toll, auch wenn die Ergebnisse hätten besser sein können. Aber ich bin froh, dass es jetzt richtig los geht bei den Herren.“ Hambach, Leimen, Isernhagen und Eckental statt Melbourne, Paris, London und New York – Krawietz weiß, dass es nur so funktioniert.

    Ins BTV-Leistungszentrum in Oberhaching übersiedelte er vor zwei Jahren nach der Mittleren Reife, um sich ganz auf das Tennis zu konzentrieren. Parallel arbeitet er in einer Fernschule am Fachabitur, „zur Absicherung“. Zum intensiv betreuten Draft-Team des BTV gehören neben ihm Dominik Schulz, Peter Heller und Marko Krickovic, mit dem Krawietz in Hambach Doppel spielt. Quasi als Paten hat der BTV Kevin den sieben Jahre älteren Marcel Zimmermann (2006 Sieger in Hambach) zur Seite gestellt. Beide verstehen sich gut und gewannen im Frühjahr drei Doppelturniere in der Schweiz und in der Türkei. BTV-Trainer Langenbach: „Jeder Turnier-Sieg ist gut fürs Selbstvertrauen. Übers Doppelspielen kann man Erfahrung sammeln. Und Kevin bringt fürs Doppel viel mit, was die meisten Spieler erst im höheren Alter lernen.“

    Auch im Einzel geht der 1,90 m große Coburger gerne ans Netz, sein Aufschlag ist überdurchschnittlich. Trainer Langenbach rühmt aber vor allem seine Matchstrategie: „Kevin ist einer, der den Gegner immer schlecht aussehen lässt. Und das versuchen wir langfristig aufzubauen.“ Gegen die ganz Großen steht Krawietz momentan noch auf verlorenem Posten. Beim ATP-Turnier in München durfte der Rechtshänder im Mai in der ersten Runde auf dem Centercourt gegen Tomas Berdych antreten. Endstand 1:6, 1:6. „Es war ein bisschen zügig, leider.“

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