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MINIGOLF:: Minigolf als eine Wissenschaft für sich

MINIGOLF:

Minigolf als eine Wissenschaft für sich

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    An jeder Bahn ist ein QR-Code, der zu einem Video mit Anleitung führt. Eine top aktuelle Anlage also, aber dem Verein fehlt trotzdem der Nachwuchs.FOTO: Melanie Jäger
    An jeder Bahn ist ein QR-Code, der zu einem Video mit Anleitung führt. Eine top aktuelle Anlage also, aber dem Verein fehlt trotzdem der Nachwuchs.FOTO: Melanie Jäger Foto: Melanie Jäger

    Im Grunde war Schweinfurt bei den bayerischen Minigolf-Meisterschaften gar nicht so schlecht vertreten: Vize-Meister und Bronzemedaillengewinner haben einen direkten Bezug zur Ausrichter-Stadt des diesjährigen Turniers. Leider spielen weder Thomas Lojewski (Dritter), noch Martin Lischke (Zweiter) für den BGC Schweinfurt. Letzterer wohnt gar in Schweinfurt und trainiert entsprechend oft auf der Minigolfanlage „Am Saumain“, spielte aber nie für den Verein. Und Lojweski entstammt gar der Schweinfurter Vereinsjugend, wechselte aber der größeren sportlichen Herausforderung wegen nach Murnau in die Zweite Bundesliga. So blieb Georg Kießling der einzige „aktuelle“ Schweinfurter im Turnier. Er schaffte in seiner Altersklasse Senioren AK II einen respektablen fünften Rang von 14 Teilnehmern.

    „Damit bin ich zufrieden“, sagt Kießling. „Ich spiele ja nur Landesliga und da waren auch einige Bundesliga-Spieler dabei.“ Genau das ist nämlich das Problem in Schweinfurt, der BGC spielt „nur“ Landesliga. Klingt zwar ganz gut, ist aber leider nur die niedrigste Klasse. Wobei sie in Schweinfurt froh sind, überhaupt seit drei, vier Jahren eine Mannschaft melden zu können nach einer längeren Pause.

    „Wir hatten sogar als Meister die Möglichkeit, aufzusteigen, haben aber verzichtet, weil die Fahrten dann noch weiter wären. Und außerdem ist unsere Mannschaft so spielstark auch nicht“, weiß Tom Biehl, der Vereinskassier, Aushilfs-Mannschaftsspieler und vor allem Betreiber der schmucken Minigolf- und Miniaturgolf-Anlage „Am Saumain“. Die Unterscheidung kommt daher, dass es zwei unterschiedliche Systeme gibt, die beide bei der Meisterschaft gespielt werden müssen: die rund 20 Meter langen Betonbahnen und die sieben, acht Meter langen, möglichst mit einem Schlag zu spielenden Eternitbahnen. Diese sind dann aus der Rubrik „Miniaturgolf“. „Außerdem haben wir etwas, das vielleicht weltweit einmalig ist“, sagt Biehl stolz. „Wir haben an jeder Bahn einen QR-Code, der führt, mit dem Handy gescannt, zu einem Video, das zeigt, wie man die Bahn am besten spielt.“

    Es mangelt an Nachwuchs

    Die Anlage ist also topp, doch der Verein könnte Nachwuchs gebrauchen. Jeder, der mittwochs ab 17 Uhr beim Vereinstraining rein schnuppern will, ist willkommen. Vor gut zehn Jahren war Schweinfurt schon deutlich weiter: starke Jugend (siehe Lojewski), höherklassig angesiedeltes Team, Ausrichter der bayerischen und deutschen Meisterschaft 2005 und 2006. Doch über diese Großereignisse gab es intern Ärger. Große Ziele, wenig Helfer. Zudem verließen starke Jugendliche den Verein, um höherklassig zu spielen, andere hörten einfach auf. „Da ändern sich dann eben die Prioritäten“, weiß Biehl. Heute hat der BGC noch rund 20 Mitglieder. „Wir sind ein kleiner Verein“, weiß der Kassier. So eine Meisterschaft bringe den Klub an seine Grenzen. Schließlich gilt es nicht nur, die drei Turniertage mit knapp 80 qualifizierten Teilnehmern zu organisieren, sondern auch das Training. „Jede Bahn ist anders und man muss mindestens eine Woche vorher anreisen, um auf der Anlage ordentlich zu trainieren und die Bahnen kennenzulernen“, so Biehl. Doch im Gegensatz zu früher halten sie im Verein nun zusammen und alles klappt wie am Schnürchen.

    Da kann dann auch Georg Kießling in Ruhe seine Bahnen spielen. Der 64-jährige ist der einzige Schweinfurter, der sich für die bayerische Meisterschaft qualifiziert hat. Die anderen haben verzichtet, um helfen zu können – oder es schlichtweg nicht geschafft. Kießling tritt in der höchsten Altersklasse an: Senioren AK II, ab 58 Jahre. Nur die Hälfte aller Starter schafft den Sprung in die Finalrunde, da ist der Schweinfurter dabei. Am Ende wird's ein guter fünfter Platz in seiner Altersklasse.

    „Ich spiele schon seit 40 Jahren“, erzählt er. Viele Jahre nur hobbymäßig mit seiner ebenfalls Minigolf-begeisterten Ehefrau, seit ein paar Jahren in der Mannschaft. Wie wohl alle ambitionierten Minigolfer treibt Kießling eine Wissenschaft mit dem Sport, was Bahnen und Bälle angeht. Schläger gibt es nur den einen. „Aber es gibt zehntausende verschiedene Bälle für jede Gelegenheit“, weiß der Minigolfer. „Ich habe zu Hause ausgiebige Listen, welche Bahn auf welcher Anlage in ganz Bayern am besten mit welchem Ball gespielt wird.

    “ Zu Hause in seinem „Ballzimmer, das eigentlich der Abstellraum ist“ hat Kießling weit über 700 verschiedene Bälle und macht auch immer wieder Versuche, was Roll- und Tops-Eigenschaften angeht.

    Kein billiges Vergnügen

    Ganz billig sei das freilich nicht und auch ein Hauptproblem bei der Rekrutierung neuer Mitglieder, sagt Vereinskollege Tom Biehl. „Ein Ball kostet 17 Euro aufwärts und so zehn Stück braucht man mindestens, damit es Sinn macht.“ Wer es aber einfach mal probieren will, dem stellt der BGC auch gerne erst mal die Ausrüstung. Ein Gerücht sei es aber nur, dass Bälle regelrecht gekocht oder eingefroren werden. Zwar veränderen die Balltemperaturen durchaus die Laufeigenschaften, aber in den Kochtopf komme kein Ball. Die werden höchstens mal gerieben oder in die Hosentasche gesteckt oder zur Abkühlung ins Wasser gelegt. „Ja, ein bisschen eine Wissenschaft für sich ist das schon“, so Biehl.

    Unterdessen zieht es Kießling wieder raus auf die Anlage. Die Einspielzeit zur letzten Runde ist angesagt. „Den fünften Platz werde ich halten“, sagt er und schafft es auch. Letztendlich ist die Platzierung auch relativ egal – Hauptsache spielen. „Es ist wie eine Sucht.“ Nur, was macht der Minigolfer im Winter, wenn die Anlage „Am Saumain“ geschlossen ist? „Da machen wir ab und an ein, zwei Autos voll und fahren nach Burgkunstadt. Da gibt es eine Indooranlage.“

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