Großer Schwimmsport wurde am Wochenende im Schweinfurter Freizeitbad Silvana geboten. Der 1. Schwimmclub 1913 hatte zur bayerischen Meisterschaft der Masters-Schwimmer über die langen Strecken in die Kugellagerstadt geladen. Und rund 220 Sportler der Jahrgänge 1991 und älter waren dem Ruf gefolgt – nicht wenige davon waren mit über 70 Jahre sogar wesentlich älter, selbst in der Altersklasse 90 gab es mit Barbara Böhm vom TSV Siegsdorf (Jahrgang 1920) und Karl Bayerlein vom TSV Zirndorf (Jahrgang 1921) jeweils einen Starter.
Die Meisterschaften bedeuteten einiges an Arbeitsaufwand für das Team des SC. Über 30 offizielle Kampfrichter mussten rekrutiert werden, hier war man besonders stolz, dass man diese Positionen fast rein unterfränkisch mit wenigen Ergänzungen aus Oberfranken besetzen konnte. Das Silvana-Schwimmbad hatte die Stadt Schweinfurt zwar kostenlos zur Verfügung gestellt, „aber wir mussten die Beckenlänge noch offiziell bestätigen lassen, sonst würden eventuell geschwommene Rekorde nicht anerkannt“, beschreibt Klaus Dieg vom Schwimmclub eine von vielen wichtigen Kleinigkeiten, auf die bei der Vorbereitung der Veranstaltung geachtet werden musste.
Und Rekorde fielen einige. Der Schwimmsport in den älteren Altersklassen boomt in Bayern, was sich auch in vielen guten Leistungen niederschlägt. Einen neuen deutschen Rekord über 200 Meter Schmetterling in der Altersklasse 70 stellte mit 3:15,06 Minuten Alfred Seeger vom TSV Lindau auf, als neue Europarekord-Schwimmerin der AK 35 über 400 Meter Lagen präsentierte sich Chris Wiegand von der TG Kitzingen in 5:15,60. Ein absolut erfolgreiches Wochenende bedeutete der Aufenthalt in Schweinfurt für einen der ältesten Teilnehmer: Hans Reichelt, Jahrgang 1936, gewann mit seinem Team der Wasserfreunde München nicht nur Gold in der 4 x 100 Meter Brust-Staffel und Silber in der 4 x 100 Meter Lagen-Staffel, sondern außerdem Gold im Einzelschwimmen über 200 Meter Brust. Während dieser Wettkämpfe stellte er gleich zwei neue Weltrekorde auf und gilt nun in der Altersklasse 75 als weltschnellster Mann über 100 (1:26,76) und 200 Meter (3:15,57) Brustschwimmen.
„Schon als Kind, also vor über 60 Jahren, habe ich mit dem Schwimmsport angefangen, dann aber beruflich bedingt eine lange Pause eingelegt. Mit 45 hatte ich dann wieder mehr Zeit und bin wieder in den Schwimmsport eingestiegen“, beschreibt der frisch gebackene Weltrekordler seine sportliche Laufbahn. Mittlerweile ist er zwei bis drei Mal pro Woche im Wasser, dazu kommen noch ein oder zwei Einheiten Krafttraining. Begeistert ist Reichelt nicht nur über seine sportliche Leistung, sondern auch von Schweinfurt: „Als wir Freitag in unser Hotel eincheckten, riet uns die Dame an der Rezeption zu einem Besuch in der Kunsthalle. Gerade für uns Schwimmer waren dann nicht nur die Exponate, sondern besonders auch die Geschichte des Ernst Sachs-Bades, die uns ein freundlicher Museumsmitarbeiter erzählt hat, eine interessante Sache.“
Zum Schluss der Veranstaltung gab es viel Lob für das Organisationsteam vom Schwimmclub und das Silvana-Bad – auch wenn das für Langstrecken eher ziemlich kurze 25m-Becken bei manch einem Schwimmer wohl für einen Drehwurm sorgte, bedeutete es doch, dass man über 1500 Meter 60 Bahnen und 59 Wendungen bewältigen musste.
ONLINE-TIPP
Informationen und alle Ergebnisse unter www.bayerischer-schwimmverband.de/masters/ergebnisse.html