Eigentlich wäre es ein ganz normales Kreisliga-Eröffnungsspiel, wenn die DJK Schweinfurt am Samstag (18 Uhr) in der Gruppe 1 auf den TV Oberndorf trifft. Eigentlich, wäre da nicht Klaus Schuler. Der 55-jährige Ex-Torwart, der einst unter Trainer Herbert Herrmann in der Bezirks- und Landesliga den DJK-Kasten sauber hielt, ist seit Januar diesen Jahres Trainer der Schweinfurter. Doch zeitgleich ist der Logistik-Angestellte in der Schweinfurter Großindustrie auch der erste Vorsitzende des Auftaktgegners TVO.
Und das kam so: Martin Schneider, seinerzeit Coach der DJKler, fragte im September des vergangenen Jahres Klaus Schuler, ob er sich vorstellen könne, das Traineramt zu übernehmen. Der 379-malige Bundesligaspieler war nach sechseinhalb Jahren das Trainerdasein leid geworden. Ihm fehlten die gegenseitige Fairness und der Respekt im Amateurfußball. „Bevor ich Langeweile krieg‘ “, dachte sich Schuler damals und sagte zu. Auch, weil seine beiden Söhne Julian und Sebastian für die DJK dem runden Leder hinterherjagen.
Doch wie fühlt es sich für den Sohn an, wenn der eigene Vater plötzlich auch der Trainer ist? „Ich kenn‘ das ja schon aus der U 9“, erzählt der 25-jährige Julian grinsend. „Als Kind hat man damit noch größere Probleme. Jetzt gibt es gar keine Probleme mehr, ich hoffe nur, dass auch andere Spieler kein Problem haben“, erklärt der Stürmer.
Verständnisvoll zeigten sich auch die Oberndorfer Vorstandsmitglieder, als Klaus Schuler sie in seine Planungen einweihte, fortan als DJK-Trainer zu fungieren und weiterhin den Posten als TVO-Vorsitzenden wahrzunehmen, den er schon seit 2002 innehat. „Es gab gar nichts. Es war für jeden verständlich, weil seine zwei Söhne mitspielen. Keiner hat sich dagegen ausgesprochen“, erklärt TVO-Fußballabteilungsleiter Holger Endres.
Für ihn ist das Derby etwas ganz besonderes, obwohl sich beide Mannschaften sehr gut kennen. „Es ist ganz neu für uns, wir sind seit 37 Jahren erstmals wieder in der Kreisliga. Die DJK ist zwar der klare Favorit, doch wir wollen sie ärgern“, erklärt Endres selbstbewusst.
Beim Vorjahres-Achten gibt man sich da etwas verhaltener. Großes Kopfzerbrechen bereitet die Innenverteidigung. Kai Zinser muss wegen einer Roten Karte im vorletzten Saisonspiel gegen Waigolshausen noch zwei Begegnungen zuschauen. Zudem verabschiedete sich Abwehrmann Adnan Hamzic in Richtung Bad Kissingen, was Schuler sehr bedauert: „Er hatte sich richtig gut entwickelt.“ Als Notnagel stehe zumindest noch Martin Schneider zur Verfügung, der zugesagt hat, in der zweiten Mannschaft zu spielen und wohl auch in der Kreisliga aushelfen wird, wenn Not am Mann ist. Auf die Routine des DFB-Pokalsiegers von 1995 möchte bei der DJK keiner so richtig verzichten.
Trotz des personellen Engpasses geht man an der Bellevue vorsichtig optimistisch in die neue Saison. Der Kader wurde in der Breite verstärkt, zudem kommt Sebastian Schuler Ende September aus den USA zurück. Der 27 Jahre alte Spielführer und Taktgeber im zentralen Mittelfeld weilt aus beruflichen Gründen im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Sein Vater hofft, dass er die Mannschaft nach seiner Rückkehr wieder verstärken kann.
„Mit der letzten Saison waren wir etwas unzufrieden“, erzählt Julian Schuler, der in der vergangenen Saison 19 Tore schoss. „Eins, zwei mehr wären schön“, fügt er hinzu. Sein Vater sieht das Erreichen des Saisonziels „besser spielen als im letzten Jahr“ keinesfalls als Selbstläufer an: „Es wird ein großes Gerangel um die vorderen Plätze geben“, prophezeit er und legt Geesdorf und Herlheim die Favoritenbürde auf. Auch dem Aufsteiger Oberschwarzach traut der Übungsleiter einen Überraschungserfolg zu.
Laut Schuler sei auch eine Überraschung möglich, wenn es am Samstag zum Saisonauftakt gegen „seinen“ TV Oberndorf geht. Dem TVO wünscht er alles Gute beim Unternehmen Klassenerhalt, fügt aber dann doch hinzu: „Er muss die Punkte ja nicht gegen uns holen.“