Nicht nur Fußball-Fans wissen, was es bedeutet, wenn Zweitligist Union Berlin in der Alten Försterei zum Weihnachtssingen lädt. Mehrere zehntausend Berliner versammeln sich im Stadion und singen jedes Jahr am 23. Dezember 90 Minuten lang Weihnachtslieder. Eine tolle Tradition seit 2003, die Fans und Verein noch mehr zusammenschweißt. Am 18. Dezember, dem vierten Adventssonntag, wird es in diesem Jahr ein solches Weihnachtsliedersingen zum ersten Mal im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt geben – einzigartig in ganz Nordbayern.
Initiator ist Ullrich Göbel, katholischer Cityseelsorger aus Schweinfurt. Der gebürtige Eßlebener ist seit 30 Jahren FC-05-Fan durch und durch, hat den jüngeren seiner zwei Söhne auch schon damit angesteckt. Sein Vater ging schon zu jedem Heimspiel ins Sachs-Stadion, sah noch Ander Kupfer und Albin Kitzinger spielen. Für den Ehe- und Familienseelsorger ist die Verbindung zwischen der Gemeinschaft der Fußballfans und dem Singen von Weihnachtsliedern die perfekte Symbiose. Vergangenes Jahr war er selbst in der Alten Försterei, aus dem Schwärmen kommt er auch jetzt nicht heraus: „Es war einfach gigantisch.
“ Seine Idee ist schon weit gediehen, die durchaus realistische Hoffnung auf rund 1000 Besucher beim ersten Mal berechtigt. Die Stadt Schweinfurt stellt das Stadion am 18. Dezember kostenlos zur Verfügung, beim FC 05 ist der Marketing-Verantwortliche in der Geschäftsstelle, Benjamin Liebald, ganz begeistert von dem Projekt, der Verein übernimmt die Bewirtung der Besucher.
Auch bei der Fanvereinigung des FC 05 rennt Göbel offene Türen ein: „Wir finden das generell gut, hatten uns das auch schon mal überlegt. Dem Verein tut jede Aktion gut, die ihn in ein positives Licht rückt“, freut sich Dominik Groß, einer der Sprecher der Fanvereinigung Szene 1905. Die eingefleischten Fans werden sich den Termin sicher rot im Kalender anstreichen, zumal auch die Möglichkeit besteht, die alljährliche Spendenaktion für die Station Regenbogen, die die Schweinfurter Fans seit vielen Jahren machen, auch auf das Weihnachtssingen auszudehnen.
Ullrich Göbel ist total begeistert von dem Projekt, sprüht vor Ideen und hat schon reichlich Vorarbeit geleistet. Es ist sein erstes eigenes Projekt der katholischen Citypastoral, das er gemeinsam mit Heiko Kuschel von der evangelischen Citykirche, dem FC 05 sowie Günther Kirchner von der Jugendkirche kross angeht. Eine Zusage hat er schon vom evangelischen Posaunenchor Schweinfurts, auch ein Gesamtchor aus den Schweinfurter Chören wird kommen. Erwartet werden alleine schon an Sängerinnen und Sängern sowie Musikern 350 Menschen. Göbel will auch eine kleine überdachte Bühne auf dem Rasen aufstellen. „Mir ist es wichtig, möglichst viele unterschiedliche Menschen und Gruppen für das Singen anzusprechen. Singen verbindet und schafft eine wunderbare Gemeinschaft“, so Göbel, der selbst in Garitz in einem Chor singt. „Das gemeinschaftliche Singen im Stadioninneren hat irgendwie etwas Mystisches“, findet Göbel.
Geplant sind 15 bis 20 Weihnachtslieder, zum Mitsingen wird eine kleine Broschüre gedruckt. Dauern soll das Ganze etwa 90 Minuten. „Wir wollen, dass es von Anfang an gescheit läuft und viele Leute kommen, damit sich das auch etabliert“, ist Göbels Plan, der sein Projekt bei jeder Gelegenheit vorstellt und bisher nur Zustimmung geerntet hat: „Erst kürzlich habe ich mit der Offenen Behindertenarbeit und dem Lebenshilfe-Verein telefoniert, die waren gleich begeistert davon.“