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FUSSBALL: Warum Florian Galuschka die Leistungszentren kritisiert

FUSSBALL

Warum Florian Galuschka die Leistungszentren kritisiert

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    Will den Jugendlichen in der Region zum Durchbruch verhelfen: Florian Galuschka, hier vor dem Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion, wo seine Profi-Karriere begann.
    Will den Jugendlichen in der Region zum Durchbruch verhelfen: Florian Galuschka, hier vor dem Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion, wo seine Profi-Karriere begann. Foto: Foto: Steffen Krapf

    Am 26. Oktober 2001 lebte Florian Galuschka seinen Traum, als er vor knapp 10 000 Zuschauern am Mainzer Bruchweg im Zweitliga-Duell zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem FSV Mainz 05 auf Schweinfurter Seiten eingewechselt wurde und seine Premiere im deutschen Profifußball feiern durfte. Die Mainzer um ihren Trainer Jürgen Klopp erwiesen sich beim 4:1 für die Franken als eine Nummer zu groß.

    Für den damals 19-jährigen Galuschka sollte es trotzdem der Startschuss für eine Karriere sein, die allerdings nie ganz vollendet wurde. „Du brauchst verdammt viel Glück, um es zu schaffen. Wahrscheinlich sogar deutlich mehr Glück als Talent“, findet der heute 37-Jährige. Drei Jahre nach seinem Profi-Debüt war einmal die halbe Bundesliga hinter ihm her – das berichteten Medien und bestätigt er selbst. Sein Wechsel zum VfL Wolfsburg stand bereits in der Zeitung, kam dann aber doch nicht zustande. „Ich spielte damals acht oder neun Spiele mit einer eitrigen Mandelentzündung“, erinnert er sich. Dann war der Marktbreiter wieder vom Radar verschwunden im schnelllebigen Fußballgeschäft.

    Training mit Thomas Tuchel

    Stationen in Hoffenheim, beim TSV 1860 München, FC Augsburg und Wacker Burghausen folgten nach den Anfangsjahren in Schweinfurt – immer zwischen Regionalliga und der 2. Bundesliga. 24 Mal stand er im „Unterhaus“ auf dem Spielfeld, 112 Mal in der Regionalliga und zehn Mal in der 3. Liga. „In Hoffenheim hätte ich länger bleiben sollen“, ist er sich 15 Jahre später noch sicher. Hansi Flick, heute Trainer beim FC Bayern München, war beim damaligen Regionalligisten Galuschkas Coach. „Der hat Sachen gemacht, die erst Jahre später Standard wurden“. Es war nicht der einzige große Trainer-Name, auf den der gebürtige Marktbreiter während seiner zehnjährigen Profi-Zeit stieß.

    Unter dem heutigen PSG-Coach Thomas Tuchel trainierte er zeitweise bei der Augsburger Reserve und RB-Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann begegnete er beim TSV 1860 München, als dieser noch Jugendspieler bei den „Löwen“ war. Auch wenn für Galuschka selbst der ganz große Wurf im Profi-Fußball ausblieb (mit 29 Jahren war dort Schluss), blickt er heute noch ohne jeden Groll gerne zurück: „Das war trotzdem eine echt coole Zeit.“

    Galuschka geht gegen den Trend

    Im Gegensatz zu so manchen Weggefährten meisterte er dafür die Zeit „danach“ mit Bravour. 2012 gründete er die „Fußballakademie Mainfranken“, in der er seither den fußballerischen Nachwuchs – in mittlerweile fast ganz Unterfranken – fördert und kostenpflichtige Kurse anbietet. Eine Fußballschule, die wie ein Wanderzirkus in den Ferien mit Ex-Profis von Sportplatz zu Sportplatz tingelt, wollte er aber nie. In der Fußball-Diaspora Mainfranken tat sich eine ganz andere Lücke auf, die auch gut sieben Jahre später noch – trotz des Aufschwungs der Würzburger Kickers und der Ambitionen des FC 05 – noch Bestand hat. Talentierte Jugendspieler müssen mindestens 100 Kilometer fahren, um bei den großen Klubs zu trainieren. „Da bleibt natürlich viel auf der Strecke“, sagt Galuschka: „Außerdem sind die Jugendlichen vor Ort immer im Vorteil, wenn die nur ein paar Minuten zum Training fahren müssen und so viel weniger Stress haben.“

    Für die Jugendspieler von fünf bis 14 Jahren hier in der Region bietet Galuschka ergänzend zum Vereinstraining Zusatzeinheiten sowie regelmäßige Camps und Schulungen der Vereinstrainer an. „Ich bin dafür, dass die Jungs lange in ihren Vereinen bleiben“, betont er, stellt sich aber auch oft die Frage, „warum der Zwölfjährige in Dortmund denn besser als der Gleichaltrige in Schweinfurt ist.“ Nur selten schaffen Talente aus der Umgebung den Sprung nach ganz oben. „Das liegt am Training“, ist sich Galuschka sicher.

    Aber auch das, was in den großen Nachwuchsleistungszentren (NLZ) der Bundesligisten passiert, beäugt der einstige Offensivspieler mit Argwohn: „Ich konnte in der Jugend früh auf mich aufmerksam machen. Ich war schnell und hatte einen guten Abschluss. Heutzutage ist das normal. Jeder NLZ-Spieler ist heute groß, schnell und technisch versiert“. Dennoch vermisst er beim derzeitigen Nachwuchs etwas. „Es wird doch nur noch hin- und hergepasst. Da fehlen mittlerweile Spieler, die mal ihre Gegenspieler ausspielen können und so den Unterschied machen“.

    Als eine Art Gegentrend setzt er in seinem Training die Schwerpunkte nicht nur auf Koordination, Technik und Schnelligkeit sondern auch gezielt auf das Eins-gegen-Eins. Schließlich sollen die jungen Kicker aus Schweinfurt, Münnerstadt oder Bad Kissingen irgendwann auch mit denen aus Dortmund, Berlin und München mithalten können – vorausgesetzt, das nötige Glück ist dann auch noch mit dabei.

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