Die Corona-Pandemie hat auch im Schwimmsport ihre Spuren hinterlassen. Wer wüsste das besser als Rolando Peceros. Der 55-Jährige ist seit 2007 Vorsitzender der Schwimmer des Bezirks Schwaben. Vor kurzem wurde er für seine fünfte Amtszeit wiedergewählt. Inzwischen habe man die Corona-Delle bei den Mitgliedern in den 36 Vereinen des Bezirks wieder ausgeglichen, sagt Peceros, "wir sind hier wieder auf dem Vor-Corona-Niveau". Doch Entwarnung klingt anders, denn die Sportart hat ein weiteres Problem, und das lässt sich nicht einfach aussitzen. "Viele unserer Bäder stammen aus den 1970er Jahren, sind also in die Jahre gekommen und inzwischen in einem schlechten Zustand", sagt Peceros. Zu lange sei es immer wieder verschoben worden, die Gebäude zu sanieren. Mit dem Ergebnis, dass nun vielerorts sehr umfangreiche und damit auch teure Arbeiten nötig geworden sind. Vielen Bädern drohe angesichts klammer Kassen der Städte und Kommunen das Aus. Kombiniert mit dem coronabedingten Rückstau ergibt das vor allem beim Anfängerschwimmen einen Flaschenhals, den man kaum auflösen könne. Peceros: "Wir bräuchten erstens mehr Trainer, die wir nicht haben. Und wir bräuchten zweitens mehr Wasserflächen, die wir auch nicht haben."
Augenfälligste Konsequenz ist, dass die Nichtschwimmerquote unter den Kindern steigt. Die Wartelisten sind lang. Schon vor Corona gab es oft nicht genügend Plätze. Jetzt laufen auch die Vereine den Corona-Jahren hinterher, in denen kein oder kaum Schwimmunterricht möglich war. Vor allem in den Jahrgängen 2010 bis 2012 klaffen große Lücken. Die Kommunen hätten es zudem versäumt, diese Zeit des Stillstands, in der die Bäder ohnehin geschlossen waren, für Sanierungen zu nutzen. "Es ist nichts passiert", klagt Peceros.
Nur 5 von 120 bayerischen Kaderschwimmern sind aus Schwaben
In absehbarer Zeit wird sich der Stau bei den Schwimmkursen wohl auch auf den sportlichen Erfolg auswirken. Der ist in Schwaben schon jetzt eher überschaubar. Von insgesamt 120 bayerischen Kaderschwimmern stammen gerade mal fünf von hier. Das habe laut Peceros auch mit einem strukturellen Problem zu tun, denn die meisten seiner Vereine sind eher klein. Dementsprechend klein seien auch die Wettkampfgruppen. Oft steht und fällt der Wettkampfsport vor Ort mit dem Engagement Einzelner. Talente (und deren Eltern) stelle das vor schwierige Fragen, denn sie müssten zu größeren Vereinen wechseln, um bessere Trainingsmöglichkeiten zu haben. Damit seien lange Autofahrten verbunden. Vielen sei das zu viel Aufwand, sie gehen dem Leistungssport verloren. Oder aber sie entscheiden sich, auf ein Internat in München oder Nürnberg zu wechseln. Dort lassen sich Schule und Sport sehr viel besser unter einen Hut bringen.
Vor allem gibt es dort Hallenbäder mit 50-Meter-Bahnen. In Schwaben gibt es so etwas nicht. Ein Problem, mit dem sich die Schwimmer schon seit Jahrzehnten herumschlagen. In Augsburg hat sich vor geraumer Zeit eine Initiative gegründet, die ein solches Bad Realität werden lassen will. Doch die Bretter, die es dafür zu bohren gilt, sind dick. Das Geld ist auch in der drittgrößten Stadt Bayerns knapp. "Es gibt ein paar positive Signale", sagt Peceros. Und auch wenn die Erfahrung zeige, dass man sich darauf nicht verlassen könne. "Die Hoffnung stirbt zuletzt."