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FUSSBALL: Landesliga Nord: Acht Titanplatten über dem Auge

FUSSBALL: Landesliga Nord

Acht Titanplatten über dem Auge

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    Christoph Marx wirkt nachdenklich. „Eigentlich“, sagt er, „habe ich ja ein riesiges Glück gehabt.“ Vor ihm liegt ein Röntgenbild. Darauf sind deutlich die mit 53 Schrauben fixierten acht Titanplatten zu erkennen, die noch immer die Knochen über seinem rechten Auge zusammenhalten. Marx sagt: „Ich hätte tatsächlich sterben können. Im Kopf gibt es so viele Blutgefäße, wenn da eines verletzt worden wäre, wäre diese Sache ganz böse ausgegangen.“ Was zählen da schon Punkte und Landesliga-Einsätze.

    Es war Marx drittes Spiel im Kasten der TG Höchberg. Und der Keeper fühlte sich schier unverwundbar – zumindest sportlich: „Ich war in der Form meines Lebens,“ sagt er. Lange hatte er auf diese Chance gewartet. Nach einer Roten Karte für Stammkeeper Michael Bätz war beim Hinspiel am 7. August in Neudrossenfeld die Gelegenheit gekommen. „Ich will im Fußball so weit wie möglich kommen, dafür habe ich so viel unternommen, so viel liegen und stehen lassen. Ich bin mir sicher, ich hätte diese Gelegenheit genutzt“, meint der 21-Jährige, der in der Jugend beim Würzburger FV im Kasten stand, auch schon beim VfL Wolfsburg und dem 1. FC Nürnberg Probetrainings absolvierte und 2008 nach einem Jahr beim nordbadischen Landesligisten SV Königshofen nach Höchberg gekommen war.

    „Ich habe riesiges Glück gehabt“

    Christoph Marx

    An die Szene aus der 38. Minute erinnert sich der Keeper noch ziemlich exakt. „Es war ein Freitagabendspiel. Es ging knüppelhart zur Sache. Die Neudrossenfelder haben ziemlich körperbetont gespielt. Eine Flanke fliegt von rechts halbhoch in den Strafraum. Ich fange den Ball in der Nähe des Elfmeterpunkts ab. Plötzlich tut es einen heftigen Schlag.“ Ein Neudrossenfelder Spieler hat den Torhüter am Kopf getroffen. „Später hat sich der Neudrossenfelder Ersatztorhüter bei unseren Spielern entschuldigt. Ich glaube, mein Gegenspieler hätte mir sicher noch ausweichen können“, sagt Marx. Wie schwer er verletzt ist, realisiert der Keeper nicht sofort. „Im allerersten Moment habe ich mich noch gewundert, dass es mir nach diesem heftigen Zusammenprall so gut geht. Dann habe ich mir an die Stirn gefasst und gespürt, dass dort ein riesiges Loch ist.“

    Marx kommt sofort ins Krankenhaus nach Bayreuth, wird später nach Würzburg verlegt. Seine rechte Gesichtshälfte ist regelrecht zertrümmert. Der Augenbrauenbogen – so heißt der Knochen oberhalb des Auges, ist gebrochen, auch das Nasenbein ist durch.

    Auf Marx, der in Kist bei seinen Eltern wohnt und inzwischen an der Fachhochschule in Schweinfurt Wirtschaftsingenieurwesen studiert, wartet eine lange Leidenszeit. „Die Ärzte haben die Sache ja ganz gut wieder hingekriegt,“ sagt er heute. Insgeheim dachte Marx auch schon an ein Comeback: „Es hätte eine Spezialfirma gegeben, die mir eine Gesichtsmaske angefertigt hätte, mit der ich sofort spielen könnte. Doch die ist wohl unbezahlbar.“ Und weil Marx im kommenden Frühjahr noch einmal unters Messer muss, muss die Torhüter-Karriere derzeit hinten an stehen: „Irgendwann im Frühjahr muss ich die Prozedur wieder über mich ergehen lassen. Dann wird die Kopfhaut aufgetrennt und die Platten werden entfernt. Das schwebt die ganze Zeit über mir.“

    Im kommenden Sommer aber will Marx wieder im Tor stehen: „Wenn die nächste Operation überstanden ist, ist das Thema abgehakt. Dann greife ich wieder voll an.“ Das rechte Auge wird stets ein klein wenig kleiner sein als das linke, ab und zu brummt dem 21-Jährigen der Schädel – mehr Spätfolgen werden ihn aber, wenn alles gut geht, nicht an den Sportunfall erinnern.

    Am heutigen Samstag aber,wenn die TG Höchberg das letzte Landesliga-Spiel des Jahres gegen den TSV Neudrossenfeld bestreitet, steht Marx mit einem etwas mulmigen Gefühl am Rand. So ganz durch mit dem Thema ist er eben doch noch nicht. „Aus Neudrossenfeld hat sich am Anfang nie jemand um mich gekümmert. Erst als eine Woche später Neudrossenfeld gegen Rimpar gespielt hat und mein Patenonkel aus Rimpar die Neudrossenfelder angesprochen hatte, kam ein Anruf. Das war's dann aber auch. Der Spieler, der mich verletzt hat, hat sich selbst nie gemeldet. Das kann ich nicht verstehen.“

    Daten & Fakten

    Personelle Situation bei der TGH Am Ende eines aus Höchberger Sicht tollen Fußball-Halbjahres droht der TGH (2./49 Punkte) etwas die Luft auszugehen. Nach vier Partien ohne Sieg plagen den Tabellenzweiten Personalsorgen. Johannes Grieb (Leiste), Johannes Stumpf (Knie), Timo Rappl (Knöchel) und Philipp Hügelschäffer (Grippe) fallen aus. Sollten die Temperaturen zu arg in den Keller gehen und der Höchberger Kunstrasen gefrieren, könnte die Partie gegen den TSV Neudrossenfeld (10./30), der zuletzt mit dem 3:1 beim WFV und einem 1:1 gegen Sand deutliche Duftmarken setzte, ausfallen. Die Entscheidung fällt heute um 9 Uhr morgens.

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