Es rauscht kräftig im Berliner Blätter-Wald. Politisch sorgen die Diskussionen um Bundespräsident Christian Wulff für Schlagzeilen, sportlich ist die Krise bei Basketball-Bundesligst ALBA Berlin das beherrschende Thema der Hauptstadt-Medien. Für die 65:84-Pleite bei Aufsteiger s. Oliver Baskets, die dritte in Serie, hat ALBA-Manager Marco Baldi nun die Spielweise der Würzburger als Ursache ausgemacht. Sein Vorwurf in Richtung der Baskets via „Bild“-Zeitung: „Die spielen Metzger-Basketball. Wenn das Sport ist, gute Nacht.“
Offenbar zielt die Kritik auf die intensive Abwehrarbeit der Würzburger, die bereits oft in des Gegners Hälfte teilweise mit zwei Mann den Spielaufbau stören und diese so zu Fehlern und Ballverlusten zwingen. Diese Ganzfeld-Verteidigung ist das Markenzeichen von Baskets-Trainer John Patrick, der damit schon in Göttingen in der Liga große Erfolge feierte und zweimal zum „Trainer des Jahres“ gewählt wurde. „Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass Herr Baldi das so gesagt hat. Unser Spielstiel ist aggressiv, nicht umsonst haben wir die beste Verteidigung der Liga. Aber ich kann mich an keine Szene gegen Berlin erinnern, wo wir gemetzgert haben sollen. Diesen Vorwurf lasse ich nicht gelten“, wies Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler die Äußerungen Baldis entschieden zurück. Baldi war gestern weder telefonisch noch per E-Mail für eine Nachfrage zu erreichen.
Tatsächlich verrät der Blick auf den Statistik-Bogen des Spiels, dass die Berliner in Würzburg sogar ein Foul mehr notiert bekamen als die Hausherren. Die beiden einzig „harten“ Entscheidungen gingen gegen aktuellen Vize-Meister: Nationalspieler Heiko Schaffartzik kassierte ein technisches Foul wegen Meckerns, sein Teamkollege DaShaun Wood ein unsportliches nach einem überharten Einsatz gegen Baskets-Center Jason Boone.
Analytischer als der Manager reagierte der Headcoach der „Albatrosse“. Gordon Herbert, der in der Saison 2000/01 die damalige DJK s. Oliver Würzburg trainiert hatte, sah die Gründe für die Niederlage an seiner alten Wirkungsstätte ausschließlich bei seinem eigenen Team: Man habe in Würzburg den Kampf nicht angenommen, bemängelte der Kanadier in der „Berliner Morgenpost“ und ergänzte: „Mich interessieren die Verteidigung, das Rebounden, der Kampf um freie Bälle. Wer ein Championship-Team sein will, muss auch Drecksarbeit machen. Jeder.“ Das habe er bei seinen Spielern vermisst, so Herbert weiter.