Es ist eine Zäsur. Das Projekt, das die Würzburger Kickers im Frühjahr 2014 unter dem Titel 3x3 angefangen haben, ist vorbei. Die Mission von Bernd Hollerbach ist beendet. Das scheint dem 47-Jährigen bereits vor einigen Wochen klar geworden zu sein. Er hätte als Kickers-Trainer auch aufgehört, wenn die Würzburger den Klassenerhalt geschafft hätten, sagt er. Dass der Verein im letzten Sommer in einer erinnerungswürdigen Pressekonferenz im XXL-Format von riesigen roten Stühlen herab und mit viel Tamtam Hollerbachs Vertragsverlängerung bis 2019 verkündete, entpuppt sich im Nachhinein als hohle Inszenierung. Fußball ist eben Tagesgeschäft.
Der Absturz der Rückrunde ist nicht spurlos an Hollerbach vorbei gegangen. Er hat Fehler gemacht – nicht wenige. Aber entlassen wird ein Bernd Hollerbach bei den Kickers deswegen noch lange nicht. Dass die Online-Redaktion der „Bild“-Zeitung am Montagnachmittag übereifrig meldete „Würzburg feuert Hollerbach“ ist blanker Unsinn. Richtig hätte es heißen müssen: Hollerbach feuert Würzburg. Der Ex-Trainer betonte bei seinem Abschied zwar: „Das war hier nie eine One-Man-Show.
“ Im Grunde auch Unsinn: Natürlich hatte Hollerbach auch diesmal das letzte Wort. Hätte er gewollt, der Verein wäre auch mit ihm in die Dritte Liga gegangen. Ein früherer Abschied stand für ihn auch nie zur Diskussion. Aber für ihn war der Weg in seiner Heimatstadt nun beendet: Offenbar spürte er, dass er vergangene Erfolge hier nicht wiederholen kann.
Nun müssen die Kickers also alleine das Laufen lernen im Profifußball, ohne ihren sportlichen Übervater Hollerbach, der bei den Kickers so viel mehr war als ein Trainer. Er hatte das Wissen und die Kontakte, die es den Würzburgern erst ermöglichten, im Profifußball zu bestehen. Insofern ist es erstaunlich, dass den Job des Sportdirektors nun Vorstandschef Daniel Sauer übernimmt. Dass der Ex-Handball-Profi ohne Stallgeruch im Fußball jetzt in letzter Konsequenz die sportliche Verantwortung bei den Kickers trägt, ist eine mutige Entscheidung. Schon in den nächsten Wochen wird Sauer gefordert sein. Es bleibt nicht viel Zeit, um eine Mannschaft zusammenzustellen, die in der Dritten Liga die nach dem Zweitliga-Ausflug gewiss gestiegenen Erwartungen in Würzburg erfüllen muss. Auch er wird sich in Zukunft an Erfolg oder Misserfolg messen lassen müssen.
Einen schweren Job hat auch Stephan Schmidt. Den neuen Mann auf der Kickers-Bank mit seinem Vorgänger zu vergleichen, wäre freilich genauso unfair, wie ihn aufgrund vorangegangener Engagements mit Skepsis zu empfangen. Für Schmidt ist der Job in Würzburg eine große Chance. Er wird eigene Akzente setzen wollen und wird trotzdem zunächst einmal überall als Hollerbachs Nachfolger betrachtet werden. Aus dem Schatten des Vorgängers zu treten, wird für ihn nicht leicht werden.
Man kennt viele Geschichten von gescheiterten Nachfolgern erfolgreicher Trainer. Dass Schmitt bei seiner ersten Vorstellung – diesmal waren die Stühle schon einmal deutlich kleiner als bei Hollerbachs Vertragsverlängerung – Wert darauf legte, „nachhaltig zu arbeiten“, legt die Vermutung nahe, dass es in der kommenden Saison nicht um den direkten Wiederaufstieg gehen wird. Der Neue hat eine neue Mission, die lautet: die Kickers im Profifußball zu etablieren.