Offiziell gilt die Saison in der Handball-Bundesliga (HBL) nur als ausgesetzt. Ebenso wie in der Basketball-Bundesliga. In beiden Sportarten hat das Zaudern, die Spielzeiten aufgrund der Corona-Krise vorzeitig abzubrechen, mutmaßlich vor allem monetäre Hintergründe. Die HBL dürfte mögliche Regressforderungen von Sky und dessen Kooperationspartner sportdeutschland.tv fürchten, die die Spiele der ersten beziehungsweise zweiten Liga übertragen. Ceven Klatt, aktuell in Kurzarbeit befindlicher Trainer des Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe, nimmt zur Situation Stellung.
FRAGE: Ceven, glauben Sie, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird?
Ceven Klatt: Nein, ich denke, dass die Verschiebung der Olympischen Spiele ein Zeichen an den restlichen Sport war. Ich rechne mit einem Saisonabbruch, da sich die Lage auf absehbare Zeit ja wohl nicht verändern wird und die Grundlagen für einen Wettkampf damit nicht gegeben sind. Die einzige Möglichkeit, die ich für eine Fortsetzung sehe, wäre, die Saison vielleicht im Juni oder Juli noch mal aufzunehmen. Für uns wäre es natürlich schön, sie sportlich zu Ende zu bringen.
Hadern Sie damit, dass Ihre erste Spielzeit als Trainer in Rimpar vielleicht ohne Abschluss bleibt?
Klatt: Hadern wäre zu viel gesagt, aber schade fände ich das schon. Wir waren zuletzt in einem guten Fahrwasser, nur sechs Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Ich hätte gerne gesehen, wohin die Entwicklung in der Rückrunde noch führen kann. Aber letztlich ist es nicht entscheidend, ob wir nun Siebter oder Fünfter sind.
Im Falle eines Abbruchs: Plädieren Sie dafür, dass der aktuelle Tabellenstand gewertet oder dass die Spielzeit annulliert wird und es keine Auf- und Absteiger gibt?
Klatt: So oder so gibt es keine Gerechtigkeit. Einerseits finde ich, dass die Tabelle nach zwei Dritteln der Saison nicht lügt und es für Coburg und Essen auf den Aufstiegsplätzen bitter wäre, wenn sie in der Liga bleiben müssten. Andererseits könnte ich mir auch vorstellen, dass Emsdetten als aktueller zweiter Absteiger es nicht so einfach akzeptieren würde, vor dem regulären Ende runterzugehen. In jedem Fall hängt für die Klubs auch viel Geld dran.
"Ich hätte gerne gesehen, wohin die Entwicklung in der Rückrunde noch führen kann. Aber letztlich ist es nicht entscheidend, ob wir nun Siebter oder Fünfter sind."
Ceven Klatt, Trainer der DJK Rimpar Wölfe
Angenommen, der Rundenbetrieb wird doch noch mal aufgenommen: Wie viel Athletik und Automatismen im Zusammenspiel wären durch die Zwangspause wohl verloren gegangen?
Klatt: Dadurch, dass wir fit waren und ein eingespieltes Team sind, wären die Rückstände meiner Meinung nach in drei bis vier Wochen aufzuarbeiten. Es wäre so ähnlich wie in der Vorbereitung nach der Sommerpause.
Apropos: Welche Schwierigkeiten ergeben sich durch die aktuelle Situation auch für die Planung der Vorbereitung auf die nächste Saison?
Klatt: Ganz einfach: Dass sie derzeit kaum zu planen ist. Ich hatte vor, im Sommer ins Trainingslager nach Österreich zu gehen. Aber wer weiß heute schon, wann die Grenzen wieder aufmachen, welche Hallen zur Verfügung stehen und welche Testgegner? Die ersten Vorbereitungsturniere wie der Sparkassen-Cup in Ehingen wurden auch bereits abgesagt.
Trainieren die Spieler zur Zeit noch nach individuellen Plänen?
Klatt: Da wir alle in Kurzarbeit sind, darf ich keine Trainingspläne rausgeben. Aber natürlich habe ich an sie appelliert, sich eigenverantwortlich fitzuhalten. Ich hoffe darauf, dass die Ausgangsbeschränkungen nach Ostern zumindest für die Jungen und Gesunden gelockert werden und wir wenigstens wieder ins Grundlagentraining einsteigen können. Der Handball und die Gemeinschaft fehlen mir schon sehr.
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