„Die Kasse ist leer. Wenn wir nicht innerhalb kürzester Zeit Sponsoren finden, müssen wir Insolvenz anmelden.“ Diese deutlichen Worte fand Peter Büttner am Mittwochnachmittag im Gespräch mit dieser Redaktion. Der 57-Jährige hatte sich vor rund zwei Wochen bereit erklärt, beim Fußball-Bayernligisten Würzburger FV das Amt des Finanzvorstandes vom zurückgetretenen Michael Hemmerich zu übernehmen. Der hatte Ende Oktober auf einer Mitgliederversammlung die finanzielle Situation des Vereins schon als nicht gerade rosig beschrieben (wir berichteten), allerdings, so Büttner, „schaut es um einiges schlechter aus, als mir gesagt wurde“. Hemmerich hatte erklärt, dass aufgrund sinkender Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen sowie unerwarteter Ausgaben wie einer Sozialversicherungsprüfung, Zahlungen nicht sofort geleistet werden können. Büttner, der von 1997 bis 2000 schon in der Vorstandschaft der Zellerauer Verantwortung übernommen hatte (damals als dritter Vorsitzender), wurde am Mittwoch um einiges konkreter.
Sechsstelliges Minus auf dem Konto
Das sechsstellige Minus auf dem Konto komme nicht durch eine Sozialversicherungszahlung zustande („Da haben wir sogar 500 Euro herausbekommen“), sondern durch das zu Beginn des Jahres ausgerufene Projekt „Wir für Vier“, mit dem die Verantwortlichen um Vorsitzenden Manuel Matterstock versucht hatten, mit der Aussicht auf den Regionalligaaufstieg Sponsoren zu locken. Dafür zahlten sie eine Agentur, welche die Suche nach Geldgebern übernehmen sollte. Diese Agentur, so Büttner, stellte dem WFV Einnahmen von rund 250 000 Euro in Aussicht. Kalkuliert habe man im Verein mit 100 000 Euro. Doch herausgekommen sei bei dem Projekt nichts. Die geringfügigen Mehreinnahmen hätten gerade dafür gereicht, besagte Agentur zu bezahlen. „So erklärt sich das Defizit von 100 000 Euro“, sagte Büttner. Nicht äußern wollte er sich zu den Kosten, die dem Verein durch die Beauftragung der Agentur entstanden waren.
Keine nennenswerten Einnahmen durch „Wir für Vier“
Zu der Finanzmisere befragt, erklärte Hemmerich, dass unter dem Strich nach den kompletten Sozialversicherungsprüfungen zwar tatsächlich ein kleines Plus stehe, man aber aktuell dennoch einen vierstelligen Betrag für die Unfallversicherungsprüfung habe zahlen müssen. „Bis die Rückerstattung kommt, dauert es eben auch noch“, sagte der ehemalige Finanzvorstand. Was das Projekt „Wir für Vier“ betrifft, gab er zu, dass dadurch keine nennenswerten Einnahmen generiert worden seien, verwies aber darauf, dass die Agentur, in deren Umfeld es einen privaten Schicksalsschlag gegeben hatte, die Arbeit zu einem Zeitpunkt habe einstellen müssen, zu dem es in seinen Augen gerade anfing zu laufen: „Im Verein hatten wir einfach nicht die Manpower da dranzubleiben.“ Sprich, keiner hatte Zeit, sich weiter um Gespräche und Verhandlungen mit möglichen Sponsoren zu kümmern.
Büttner bestätigte am Mittwoch auch, dass nach wie vor Zahlungen an die Spieler und den Trainer ausstehen (wir berichteten). Mit der Mannschaft sei über die Situation gesprochen worden und sie habe sich einverstanden erklärt, bis Februar 2019 auf Punkteprämien zu verzichten. Zur Höhe des dadurch eingesparten Betrages wollte er sich nicht äußern, auch weil dieser nicht exakt berechenbar ist. Klar aber ist, dass die Summe ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird.
Hoffnung auf Umlage
Bleibt laut WFV die Hoffnung auf einen angekündigten Zuschuss von der Sparkassenstiftung und eine Vereinsumlage, über die der Klub voraussichtlich am 30. November in einer Versammlung abstimmen will. 715 Mitglieder zählt der WFV, zur Kasse gebeten werden können jedoch nur Volljährige. Bei der letzten Vereinsumlage seien etwa 35 000 Euro zusammengekommen, sagt Büttner. Mit einem ähnlichen Betrag rechnet er auch diesmal. Die geplante Versammlung soll auch dazu dienen, ihn und Sportvorstand Jürgen Roos noch einmal ins Amt zu wählen, da es bei der Abstimmung vor zwei Wochen formale Fehler gegeben hatte.
Büttner: Herumjammern nutzt nichts
„Man darf nicht vergessen, dass der Verein komplett von Ehrenamtlichen geführt wird. Das ist etwas anderes als im Profibereich. Da passieren auch Fehler“, gab Büttner zu bedenken, betonte aber auch, dass es überflüssig sei, herumzujammern. Klar gebe es mit dem Basketball-Bundesligisten s.Oliver Würzburg, den Zweitliga-Handballern aus Rimpar und dem Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers namhafte Konkurrenz im Kampf um Sponsoren. Als Ausrede dürfe dies jedoch nicht gelten.
Wie es beim WFV weitergeht, steht in den Sternen. Büttner, der am Mittwoch schon Gespräche mit der Sparkasse geführt hatte, will so schnell wie möglich mit einem Steuerberater sprechen. Keinesfalls möchte er, dass der Verein sich der Insolvenzverschleppung schuldig macht.
Folgen einer Insolvenz Sollte der WFV tatsächlich Insolvenz anmelden müssen, hätte das laut Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) den Abstieg der Bayernliga-Mannschaft in die Landesliga zur Folge. Die Mannschaft „rückt insoweit am Ende des Spieljahres an den Schluss der Tabelle“, heißt es in dem Regelwerk. Zudem würden die von der Mannschaft ausgetragenen und noch auszutragenden Spiele nicht gewertet werden, wenn die Entscheidung über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder seine Ablehnung vor dem Ende des Spieljahres (30. Juni) getroffen würde.